Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
es besser. Als hätte ich alles, was mich anfallen kann, gut verschnürt.“
„Und jetzt? Gerade ist nichts verschnürt!“
„Abends muss ich niemandem etwas vormachen. Ich lasse los und gehe schlafen. Ich weiß ja auch nicht, ob es etwas bewirkt. Ich merke nur, dass es mich ruhig macht, wenn ich aufgeregt bin.“
„Faszinierend.“
„Ich habe mir das übrigens nicht ausgesucht mit Gerald“, sagte Maria. „Ich wollte es nicht. Ich habe mit allen Mitteln dagegen angekämpft!“
„So sollte es doch eigentlich sein, wenn man sich verliebt“, wandte Thuna ein. „Dass man machtlos ist gegen dieses Gefühl.“
„Ja, aber nicht beim Falschen!“
Thuna lachte.
„So denken wir uns das“, sagte sie. „Bitte, bitte, unsterbliche Liebe, komm über mich! Brennend und gewaltig! Lass mir keine andere Wahl! Aber vorher solltest du gründlich überprüfen, ob er der Richtige für mich ist!“
„Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder?“, sagte Maria. „Liebe mit Erfolgsgarantie?“
Sie lachten beide. Es tat gut, darüber zu reden. Darüber, dass Thuna ein Biest war („so lernt man immerhin neue Seiten an sich kennen“, sagte Maria), und darüber, dass Maria sich zielsicher den einen Jungen ausgesucht hatte, denn sie niemals bekommen konnte („und selbst wenn“, sagte Thuna, „würdest du es nicht lange überleben, denn einer bösen Cruda spannt man nicht den Freund aus“). Alles war nur noch halb so schlimm.
Schließlich kam Berry zur Tür herein, mit einem Handtuch-Turban auf dem Kopf.
„Diese Badewanne“, seufzte sie, „wie soll ich bloß ohne sie leben? Ich liebe sie! Ohne sie bin ich verloren!“
Kapitel 33: Täubchen
Am Mittag des nächsten Tages hielten die Kutschbusse vor der Brücke, die nach Sumpfloch führte, und Unmengen von Schülern strömten in Richtung der Toreinfahrt. Lisandra und Gerald stürzten sich gleich an der Brücke in die Brandung, während Scarlett, Maria, Thuna und Berry das Spektakel erst mal von oben aus betrachteten. Genauer gesagt, vom Fenster in Rackinés Mehrbettzimmer aus, das eines der wenigen Schülerzimmer im Gebäudeteil oberhalb der Toreinfahrt war.
Während Lisandra ihre Freunde Jumi und Geicko in die Arme schloss (und auch Geickos Freundin Lori Klamm nicht komplett ignorierte), war Gerald umringt von seinen Zimmergenossen und all den Rhondas und Niobes, mit denen er befreundet war und die er herzlich begrüßte. Die Mädchen redeten mit Händen und Füßen auf ihn ein und waren sehr ausgelassen.
„Ich finde, sie sehen immer noch so aus, als wären sie hinter ihm her“, sagte Scarlett. „Oder bilde ich mir das ein, weil ich denke, jedes Mädchen in dieser Festung müsste auf ihn stehen?“
„Nein, nein“, sagte Berry. „Sie sind eindeutig hingerissen! Der Orden und die Fotos mit dem Präsidenten haben es bestimmt nicht besser gemacht. Aber ich glaube, du musst dir deswegen keine Sorgen machen.“
„Mache ich auch nicht! Ich weiß, er mag alle seine Rhondas und Niobes gerne, aber sie stellen keine Gefahr für mich dar.“
Rackiné beschäftigte unterdessen eine andere Frage.
„Hat Jumi da etwas in der Hand?“, fragte er.
„Ja, sieht aus wie ein Koffer“, antwortete Thuna.
„Ist der groß genug?“
„Groß genug wofür?“
„Für ein Geschenk? An mich?“
„Jetzt werd mal erwachsen, Rackiné“, sagte Thuna bestimmt, doch liebevoll. „Eure komische Freundschaft ist beendet und sie wird dich nicht mehr den ganzen Winter lang mit Import-Blumen füttern!“
„Solange du mit Lars flirtest, könnte ich ja auch wieder mit ihr flirten.“
„Erstens, Rackiné“, sagte Thuna nicht mehr ganz so liebevoll, „kannst du flirten, mit wem du willst, mir ist das egal! Und zweitens hat sich die Geschichte mit Lars erledigt.“
„Echt?“, fragte der Hase begeistert.
Er stellte keine weitere Frage mehr zu Jumis Koffer, ja, er schien ihn komplett vergessen zu haben. Ein größeres Geschenk als ihm Thuna gerade gemacht hatte, konnte da gar nicht drin sein!
„Seht mal, da ist Ponto Pirsch!“, rief Berry. „Sein eines Horn sieht irgendwie lädiert aus!“
„Fallen die irgendwann ab und wachsen neu?“, fragte Scarlett besorgt.
„Das kommt darauf an, was für ein Schaf er ist.“
„Du meinst, was für eine Schafmenschensorte?“
„Ich habe ihn jedenfalls noch nie mit abgefallenen Hörnern gesehen“, überlegte Thuna laut. „Ihr?“
Es wurde allgemein verneint. Nur Maria enthielt sich einer Meinung. Sie war damit
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