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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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unschuldig?“
    „Das habe ich nicht gesagt. So, von mir aus kannst du verschwinden.“
    „Großartig!“, rief Lisandra und sprang strahlend auf. „Dann schaffe ich es noch, die Zeitung zu lesen, bevor die anderen kommen!“
    „Du willst freiwillig die Zeitung lesen? Unglaublich, wozu dich ein Gespenst bringen kann.“
    „Er ist ein absolut beeindruckendes Gespenst, finden Sie nicht auch?“
    „Wenn ich Haul vertrauen würde, würde ich zugeben, dass er ein guter Kämpfer ist. Aber ich habe meine Vorurteile, was Hanns und Haul betrifft, und daher freue ich mich, wenn die Konferenz in Tolois vorüber ist und die beiden auf dem Heimweg sind in ihr unterkühltes Reich.“
    „Jetzt werden Sie unsachlich!“
    „Natürlich, denn ich habe den Unterricht für beendet erklärt. Außerhalb der Schulstunden, in privaten Gesprächen, darf man ruhig unsachlich sein.“
    „So, so“, sagte Lisandra, „dann möchte ich ganz unsachlich anmerken, dass es im Gang ekelhaft stinkt, seit Estephaga Glazard aus dem Urlaub zurück ist.“
    „Was daran liegt, dass sie mit den Eingeweiden von Schwefel-Olmen experimentiert. Ich möchte ihr das nicht verbieten. Diese Eingeweide sind für ihre starken Heilkräfte bekannt und starke Heilkräfte können wir in Zukunft gut gebrauchen.“
    „Ja, aber warum macht sie es nicht in irgendeinem unterirdischen Verlies?“
    „Schlag ihr das vor, wenn du dich traust.“
    Lisandra packte ihre Bücher und Hefte zusammen.
    „Sie wissen genau, dass sie nicht auf mich hören würde. Bis morgen dann, Herr Vandalez!“
     
    Nachdem Lisandra das Zimmer verlassen hatte, atmete Viego Vandalez tief durch und erlaubte es sich, in seinem Studierzimmer noch ein wenig mehr von der dichten Dunkelheit zu verbreiten, die er als Halbvampir mit sich herumtrug. Für normale Menschen war das keine angenehme Dunkelheit, deswegen riss sich Viego zusammen, wenn er nicht alleine war. Er bemühte sich stets, die Schatten in seinem Inneren zurückzuhalten, um kein menschliches Wesen damit zu belästigen. Früher waren ihm diese Schatten bisweilen entwischt und dann sah sich sein Freund Gangwolf plötzlich in Schatten getunkt. Schatten der unangenehmeren Sorte.
    „Weißt du, wie sich das anfühlt? Als ob mir eine nasse, kalte Fledermaus im Genick sitzt und mir ihre pelzigen Flügel gegen die Augen drückt!“
    Gangwolf fand diese und andere wenig schmeichelhafte Vergleiche, doch immerhin war er nie geflohen. Andere Menschen, die in Amuylett geboren worden waren, suchten sofort das Weite, wenn sie von der dunklen Aura eines Vampirs berührt wurden. Viego wollte aber niemanden vertreiben, darum übte er und schaffte es mit der Zeit, die Dunkelheit ganz bei sich zu behalten.
    Später, als er und Geraldine sich nähergekommen waren, hatte er eine ganz neue Erfahrung gemacht: nämlich dass ein Mensch seine ganz persönliche Dunkelheit lieben konnte. Es hatte ihr nichts ausgemacht, wenn er, so wie jetzt, alles im Raum schwärzer und abgründiger machte. Sie hatte sich wohlgefühlt in seiner ureigenen Finsternis. Vertrauensvoll hatte sie in dieser Nacht gewohnt, bis zu dem Tag, als man sie gewaltsam ihrem dunklen Glück entriss.
    Unwillkürlich musste Viego an Gerald denken, der sich ebenso wie Geraldine in ein Geschöpf der Dunkelheit verliebt hatte. In eine böse Cruda, die noch heute in Sumpfloch eintreffen würde, wenn Ritter Gangwolf sein Versprechen hielt und pünktlich mit Berry und Scarlett hier ankam. Grohann war wenig begeistert gewesen, als Viego ihm die zusätzlichen Gäste angekündigt hatte. Der Steinbockmann fürchtete, dass Gerald durch Scarlett von seiner Aufgabe abgelenkt wurde.
    „Er muss sich konzentrieren“, erklärte Grohann. „Jeder weiß, dass Verliebtheit nicht gerade förderlich für die Aufmerksamkeit eines Menschen ist.“
    „Dafür hebt es seine Stimmung.“
    „Wenn es keine Zwischenfälle gibt, vielleicht.“
    „Der einzige Zwischenfall, den ich befürchte“, sagte Viego Vandalez, „ist, dass Hylda Scarlett angreift.“
    Der Steinbockmann schüttelte den Kopf.
    „Da bin ich unbesorgt“, sagte Grohann. „Hylda kommt zwar auf tolle Ideen, belässt es aber bei harmlosen Drohungen. Sie hat angekündigt, Wanda Flabbi beim nächsten Vollmond in Glanzpapier zu wickeln und den Krokodil-Greifen der Punabu-Ebene als vermeintliche Delikatesse per Post zu schicken. Rackiné drohte sie damit, ihn in eine Stoffkröte zu verwandeln, sollte er sie noch einmal ‚Miezekatze’ nennen. Aus Perpetulja

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