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Feuersbrut - Der Untergang

Feuersbrut - Der Untergang

Titel: Feuersbrut - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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herumzutreiben!«
    Keine schlechte Idee, zumindest würde es ihm Ablenkung verschaffen.

 
     
    Sechs
     
    Er glaubte, sein Herz würde stehen bleiben. In seiner Kammer polterte und rumpelte es, und Yanil war sich sicher, das Ende der Welt bräche über ihn herein. Vor Schreck fuhr er auf, fiel beinahe aus seinem unbequemen Bett. Jemand hämmerte an seine Tür.
    »Es geht los! Packt Eure Sachen und kommt herunter! Sofort!«
    Yanil kannte die Stimme nicht, vermutlich war der Mann, zu dem sie gehörte, einer der letzten Vertrauten des Königs, die auch in den schwersten Stunden noch bereitwillig Befehle ausführten. Yanil hörte, wie sich seine Schritte auf dem Flur entfernten und er an die nächste Tür hämmerte.
    Er stand auf, taumelte noch immer schlaftrunken. Er rieb sich über das Gesicht und zwang seinen Körper in einen Zustand absoluter Aufmerksamkeit. Er durfte jetzt nicht müde sein. Weshalb hatte er überhaupt geschlafen? Er ärgerte sich darüber. Am Abend hatte er sich voll angekleidet und gerüstet auf das Bett gelegt, das ging nun schon seit drei Nächten so. Nach zwei Fehlalarmen war es jetzt also tatsächlich soweit. Es ging los. Yanil wunderte sich über seine Abgeklärtheit. Er hätte erwartet, dass ihm zumindest die Knie zitterten. Aber nichts dergleichen geschah. War er noch immer benommen vom Schlaf oder realisierte sein Verstand nicht, was ihm bevorstand?
    Yanil griff unter sein Bett und zog das hässliche Schwert hervor. Vor dem Ding graute ihm am meisten. Hätte man ihm doch nur einen Bogen gegeben!
    Er prüfte noch kurz den perfekten Sitz seines ledernen Wamses. Zumindest so viel Schutz hatte man ihm gewährt, auch, wenn das Teil ihm ein sicheres Ende vermutlich nicht ersparen würde. Eine echte Rüstung aus Metall hatten sich nur die Adeligen leisten können, und vermutlich würden die nicht einmal mitkämpfen.
    Yanil riss die Tür auf und eilte auf den Gang hinaus. Es herrschte Chaos, Menschenleiber versperrten den Treppenabgang. Er hatte nicht gewusst, dass in der Burg so viele Leute lebten, in den letzten Tagen war es stets ruhig auf den Fluren gewesen. Wo kamen die bloß alle her?
    In quälender Langsamkeit ging es voran, erst am Ende der Treppe im Erdgeschoss löste sich der Knoten. Yanil wurde zum Ausgang mitgezerrt, wie eine Welle schwemmten sie ihn fort. Er kam sich klein und unbedeutend vor. Er sah in die Gesichter der Menschen um ihn herum, überwiegend waren es Mazari, aber auch ein paar Khaari waren darunter, einige nur mit Küchenmessern bewaffnet. In den Augen der meisten las er Angst und Verzweiflung, in manchen aber auch Entschlossenheit und Wut. Alles kam ihm so unwirklich vor, wie in einem Traum. Er war kaum in der Lage dazu, ihre Emotionen zu teilen. Er fühlte sich wie ein stiller Beobachter eines Theaterstücks, nicht wie ein Krieger, der in eine Schlacht zog. Das Schwert baumelte schwer an seinem Gürtel, aber es kam ihm vor wie eine Kostümierung.
    Draußen war es fast noch dunkel, das erste Licht des Tages kitzelte das Land und tauchte es in ein bedrohliches Zwielicht. Im Hof verteilten sich die Menschen, viele stürmten auf die Mauer zu, stiegen auf den Wehrgang. Yanil wäre ihnen gerne gefolgt, doch man gewährte ihm keinen Zugang.
    »Nur Zutritt für Fernkämpfer!«, brüllte ihm ein mit einem Langbogen bewaffneter Mazari entgegen. »Oder gehört ihr zu den Kampfmagiern?«
    Yanil schüttelte den Kopf.
    »Dann bleibt gefälligst unten. Auf der Mauer können wir kein Gedränge gebrauchen!« Mit diesen Worten wandte er sich ab. Yanil fühlte sich überflüssig. Er wollte unbedingt auf die Mauer und sehen, was draußen vor den Toren vor sich ging. Näherte sich das feindliche Heer? War Vyruk unter ihnen? Er erschauderte. Vielleicht war es besser, wenn er nicht sah, was auf ihn zukam. Dennoch konnte er es kaum ertragen, zum Nichtstun verdammt zu sein. Allmählich schlich sich Nervosität in seine gerade eben noch stoische Ruhe. Die war ihm irgendwie lieber gewesen. Er dachte an seine Frau Tyra, die nun irgendwo in Zakuma auf seine Rückkehr wartete. Seine Kehle schnürte sich zu. Ihn plagte ein schlechtes Gewissen, denn er hatte schon lange nicht mehr an sie gedacht, sich die Erinnerung verboten, um seelisch nicht zu zerbrechen. Würde er sie je wiedersehen? Rasch rang er seine Gedanken nieder, denn sie munterten ihn keinesfalls auf, sondern ließen seine Angst nur noch größer werden.
    Yanil drehte sich um. Im Hof rannten Menschen durcheinander, viele versuchten wie

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