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Feuersbrut - Der Untergang

Feuersbrut - Der Untergang

Titel: Feuersbrut - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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abseits der Straße in die Berge aufgestiegen«, riss Saslyn das Gespräch an sich. »Wir dachten, wir hätten von dort aus einen besseren Blick auf den Feind, aber dichter Nebel im Tal hat unsere Sicht behindert. Es drängen sich in diesen Stunden einige hundert Khaleri durch den Pass über die Grenze nach Fjondryk, ich schätze aber, dass es sich nur um die Vorhut handelt. Ihr Heer wird noch weitaus größer sein. Vermutlich lagern sie irgendwo im westlichen Azkatar. Unsere Männer haben es längst aufgegeben, den Pass zu verteidigen, und ich kann es ihnen nicht einmal verdenken. In der Stadt spitzt sich die Lage allmählich zu, Plünderer sind noch das kleinste Problem. Die Menschen haben panische Angst, Khaari und Mazari gleichermaßen.«
    Eine Falte bildete sich zwischen Mylas Augenbrauen, die strenge Miene ließ sie hart und unnahbar wirken. »Egal, wie viele kommen mögen, Fjondryk wird nicht fallen«, sagte sie, aber Yanil sah in ihren Augen einen kurzen Anflug von Unsicherheit aufflackern. Seiner Meinung nach war es ein hoffnungsloses Unterfangen, eine einzelne Burg zu halten, während das ganze Land von feindlichen Heerscharen überschwemmt wird wie eine Flutwelle. Yanil sagte nichts, er war sich sicher, dass jeder im Raum denselben Gedanken nachhing.
    Er nutzte die kurze Gesprächspause, um sich umzusehen. Augenscheinlich erfüllte die Kammer keinen anderen Zweck, als den Zugang zu den geheimen Katakomben zu beherbergen, denn außer dem Kleiderschrank gab es keine anderen Möbel. Durch ein Fenster, kaum breiter als eine Elle, fiel Tageslicht, jedoch grau und trüb, als würde es bereits Abend. Anhand des Fenstersturzes war zu erkennen, wie dick das Gemäuer war. Kaum vorstellbar, dass Menschen dazu in der Lage sein sollten, diese Wände einzureißen.
    Menschen vielleicht nicht, aber ein Gott?
    Yanil zuckte zusammen. Er war sich nicht sicher, ob der Gedanke aus seinem eigenen Inneren entsprungen war oder von einer anderen Quelle stammte. Plötzlich fiel ihm wieder ein, dass irgendwo dort draußen jemand mit derselben Magie, die auch ihm innewohnte, herumlief. Und offensichtlich konnte dieser Jemand sogar gegen den Willen eines anderen Gedanken lesen. Yanil erschauderte.
    »Was ist mit Vyruk?«, fragte Myla in die Stille hinein, als niemand Anstalten machte, noch etwas zu sagen. Die Erwähnung seines Namens schmerzte beinahe körperlich, aber anscheinend hatte man im Norden weniger Respekt vor den Göttern – oder weniger Angst.
    Oder nichts mehr zu verlieren.
    Yanil drängte das hämische Gekicher des fremden Magiers nieder und konzentrierte sich wieder auf die Diskussion.
    »Wir haben ihn nicht gesehen«, antwortete Saslyn pflichtschuldig. »Wir können demnach keine Gerüchte von einem brennenden Riesen bestätigen. Dennoch zweifle ich nicht daran, dass die Macht der Khaleri durch eine übernatürliche Quelle gespeist wird. Sie hätten sonst nie so zahlreich werden können. Sie schießen aus dem Boden wie Pilze.« Eine kurze Pause. »Wie kommen die Magier mit der Entwicklung der Formel voran?«
    Yanil bemerkte, dass Myla die Schultern straffte, als wappnete sie sich für einen Kampf. »Sie sind fertig. Wir sind zuversichtlich, Vyruk vernichten zu können.«
    Ein erleichtertes Raunen ging durch die kleine Gruppe, aber Yanil blieb stumm.
    »Sollen sie ruhig kommen, wir fürchten uns nicht vor ihnen. Nach allem, was wir wissen, sind die Khaleri keine Magier, sie kämpfen mit archaischen Waffen«, fuhr die hübsche Mazari fort. »Wir können sie besiegen, vielleicht sogar vernichten.« Glaubte sie das tatsächlich oder wollte sie sich bloß selbst beruhigen? Unvermittelt wandte sie sich wieder an Yanil. »Was habt Ihr zu berichten? Ihr seid einen weiten Weg von Zakuma hierher gekommen. Wisst ihr mehr über die Khaleri? Woher kommen sie? Was treibt sie an?«
    Mit einem Mal schien Yanils Kragen unangenehm eng zu werden. »Ich bin keinem von ihnen begegnet, außer jenen, die meine Truppe vernichtet haben. Ich weiß nichts zu berichten.« Er hoffte, glaubwürdig zu klingen, obwohl er log. Weshalb sagte er nicht die Wahrheit? Weshalb war er nicht in der Lage dazu? Hatte Brilys ihm nicht lang und breit erklärt, dass Vyruk die Sinne der Khaleri vernebelte und sie zu dem Feldzug zwang? Dennoch blieb Yanil stumm. Er sagte nichts mehr, und Myla erklärte das Gespräch für beendet. Die drei Kundschafter verabschiedeten sich eilig von Yanil, sie wollten dem König Bericht erstatten. Binnen weniger Augenblicke waren

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