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Feuersbrut - Der Untergang

Feuersbrut - Der Untergang

Titel: Feuersbrut - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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sie aus einer Tür verschwunden. Myla seufzte, straffte sich jedoch sofort wieder und lächelte.
    »Ich zeige Euch, wo Ihr Euch waschen und neu einkleiden könnt. Dann werde ich versuchen, eine Unterkunft für Euch zu finden.«
    Sie wies Yanil mit einer Geste an, ihr zu folgen und verließ ebenfalls den Raum.
     
    ***
     
    Die Enge seines Zimmers trieb ihn schließlich zu dem Entschluss, den langen Weg über Fjondryks kalte Flure bis zur Küche anzutreten. Stundenlang war er rastlos durch die kleine Kammer geschritten, die man ihm zugeteilt hatte. Er hatte sich auf das karge Bett unter dem Fenster gesetzt, nur um einen Augenblick später aufzuspringen, zur Kleidertruhe zu gehen, das hässliche Bild an der Wand zu betrachten oder seine zugeteilte Waffe zu polieren. Ein Schwert. Es lag ihm schwer in der Hand. Er hatte keine Ahnung, was ein gutes Schwert ausmachte, dennoch glaubte er nicht, dass dieses von hoher Qualität war. Die Klinge war schartig, der schmucklose Griff hatte Rost angesetzt. Ob er je damit zurecht kommen würde? Für gewöhnlich bevorzugte er Pfeil und Bogen, doch seine eigene Waffe hatte er irgendwo im Wald von Azkatar verloren. Jedem Mann, der für kampffähig erklärt wurde, hatte man auf Befehl des Königs eine Waffe zugewiesen. Ihn hatte nun einmal das Los eines schartiges Schwertes getroffen. Er hatte nicht einmal die Muße aufgebracht, damit zu trainieren, und es erschien ihm auch sinnlos.
    Yanil zog die Tür hinter sich zu. Sie hatte keinen Riegel und kein Schloss. Er war sich sicher, dass der Raum in der Vergangenheit als Abstellkammer gedient hatte, die man notdürftig in einen Wohnraum zu verwandeln versucht hatte. Ein verstaubtes Bild, ein Bett, eine Truhe. Sonst nichts. Das Fenster war winzig und ließ nicht einmal bei Tag hinreichend Licht ein, um ohne Lampe auszukommen. In der Burg war es voll geworden, denn der König hatte seinen Hilferuf scheinbar ins gesamte Land gesandt, und einige hatten es tatsächlich geschafft, sich bis hierher vorzukämpfen. Saslyn und seine beiden Kameraden mussten des Öfteren den geheimen Gang benutzen, um Neuankömmlinge aufzulesen, zumindest hatte Myla ihm das einmal erzählt, als er sie auf dem Flur getroffen hatte. Das war nun schon fünf Tage her, seitdem war ihm überhaupt kein bekanntes Gesicht mehr unter die Augen gekommen.
    Yanil stieg eine Treppe hinab, schlenderte über Gänge und Flure. Er hatte es nicht eilig. Sein Magen knurrte, aber er glaubte nicht, in der Küche etwas Essbares zu finden. Die Vorräte wurden knapp. Alles, was in die Burg hinein oder hinaus gelangte, wurde über die geheimen Gänge eingeschleust, von deren Existenz nur eine ausgewählte Gruppe engster Vertrauter des Königs wusste, und natürlich diejenigen, die sich nachträglich zum Kriegsdienst eingefunden hatten, Yanil eingeschlossen. Die großen Haupttore blieben geschlossen, viel zu groß war die Angst vor der panischen Meute, obwohl schon lange niemand mehr um Einlass gebeten hatte. Der Handel in der Stadt war indes komplett zusammengebrochen. Es gab keine Exportgüter mehr, an allem mangelte es. Auch in der Burg selbst war die Situation kaum besser. Hatte man sich anfangs noch bemüht, den Schein von Normalität zu wahren, hatten mittlerweile fast alle Angestellten ihre Arbeit niedergelegt. Es herrschte Chaos, dessen selbst der König nicht mehr Herr wurde. Raslyr hatte sich unter das einfache Volk gemischt, wohl als Demonstration seiner Solidarität. Yanil hatte ihn jedoch seit seiner Ankunft vor acht Tagen nur ein einziges Mal gesehen, als er eilig an ihm vorübergegangen war, in ein hitziges Gespräch mit seinen Beratern vertieft. Yanil glaubte, dass die Anwesenheit des Königs die Moral seiner Untergebenen vielleicht geringfügig zu stärken vermochte, doch angesichts der aussichtslosen Lage war auch das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Yanil fühlte sich allein gelassen. Kaum jemand beachtete ihn, geschweige denn, dass jemand mit ihm gesprochen hätte. Er fühlte sich verloren, wie eine Ameise inmitten Millionen anderer.
    Er erreichte das unterste Stockwerk. Eine gewaltige breite Steintreppe aus glatt poliertem Marmor führte in die Eingangshalle. Jedes kleinste Geräusch hallte von den grauen Wänden wider. Trotz der Überfüllung der Burg waren die Gänge menschenleer. Vermutlich hielten sich die meisten Krieger und Edeldamen in ihren Gemächern auf, warteten auf das heranrückende Heer, das sich anschickte, Tod und Verderben über sie zu bringen.

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