Feuerscherben
liebe dich so sehr.« Bei seinen Worten wurde ihr warm und kalt – ein absolut sicheres Warnsignal. Entschlossen machte Claire sich los. Es gefiel ihr nicht, dass sie so verletzlich war, und sie fürchtete, sie könnte etwas zugeben, das sie anschließend bereuen würde.
»Lass gut sein«, antwortete sie mit bebender Stimme. »Ehrlich, Ben, du brauchst so etwas nicht zu sagen.«
Er nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände. »Ich weiß, dass ich es nicht zu sagen brauche«, erklärte er und küsste sie zärtlich auf die Nasenspitze. »Aber ich möchte es. Ich liebe dich, Claire Campbell. Und ich kann es dir beweisen. Wenn ich dir noch fünf Minuten Zeit lassen soll, bevor wir ins Bett gehen, werde ich mich so lange beherrschen.« Er grinste jungenhaft. »He, niemand kann behaupten, dass unsere Beziehung nur aus Sex besteht.«
Claire holte bebend Luft. Das war schon besser. Über Sex konnte man wesentlich leichter reden als über Liebe. »Wozu das Opfer?«, fragte sie und versuchte, möglichst unbekümmert zu lächeln. »Ich habe ebenso wenig Lust wie du, noch fünf Minuten zu warten. Du bist ein großartiger Liebhaber, Ben. Das habe ich dir schon einmal gesagt.«
Ben schüttelte den Kopf. »Ich dachte, das hätten wir hinter uns, Claire. Sag meinetwegen, dass du nicht sicher bist, ob du mich liebst. Sag mir, dass du noch nicht bereit bist, eine feste Bindung einzugehen. Erklär mir, dass es zu viele ungelöste Dinge in deinem Leben gibt, als dass du an eine langfristige Beziehung denken kannst. Aber setz unsere Liebe nicht herab, indem du tust, als wäre sie nichts als großartiger Sex. Wir wissen beide, dass es nicht stimmt.« Zärtlich strich er mit dem Daumen über ihren Mund. »Versteh mich bitte nicht falsch: Natürlich ist unser Sex fantastisch. Glaub ja nicht, dass ich ihn nicht zu schätzen wüsste.«
»Ich habe Angst«, flüsterte Claire und war entsetzt, dass sie es ohne weiteres zugab.
Er zog sie enger an sich. »Ich weiß, Liebling. Aber durch Weglaufen löst du deine Probleme nicht. Du bist sieben Jahre lang davongelaufen und siehst ja, wohin es dich geführt hat.«
»Hierher«, sagte sie. »Zu dir.«
Ben lachte leise. »Stimmt. Und das ist ein großartiger Grund, mit dem Weglaufen aufzuhören. Vielleicht hast du deinen Bestimmungsort erreicht.«
Claire wollte Ben anschreien. Sie musste ihm unbedingt sagen, was für ein arroganter Kerl er war, wenn er zu solch einer unsinnigen Schlussfolgerung gelangte. Doch der Zorn wollte nicht kommen. Ihr wurde erst heiß, dann kalt und anschließend wieder heiß. Sie war so lange weggelaufen, dass sie nicht mehr an das Ende ihrer Reise gedacht hatte. »Aber, Ben … «
»Kein Aber mehr, Liebling. Meine fünf Minuten Selbstbeherrschung sind seit dreißig Sekunden vorüber.« Ben versuchte nicht langer, Claire zu überzeugen. Er küsste sie verzehrend und hob sie entschlossen auf die Arme. »Hast du bemerkt, dass ich richtig gut hierbei werde?«, fragte er und trug sie ins Schlafzimmer. »Clark Gable würde sich vor Gram verzehren,«
Claire hatte es längst bemerkt. Bens sexuelle Techniken konnte man nur als rundum fabelhaft bezeichnen. Er legte sie auf das Bett, streifte seine Schuhe ab, lockerte seine Krawatte und streckte sich neben ihr aus.
Mit den Fingern streichelte er ihre Wangenknochen. »Du bist so schön«, sagte er mit kehliger Stimme, und seine Augen wurden dunkel vor Verlangen.
Claire ermahnte sich, dass dieses Kompliment nur ein weiterer Beweis für Bens Verführungskünste war. Doch ihr Widerstand war zusammengebrochen. Eine einzige Rose hatte ihn zum Einsturz gebracht. Außerstande, ihre Gefühle langer zu verbergen, drehte sie sich zu ihm. »Ich – begehre dich … «, flüsterte sie.
Zärtlich strich er ihr das Haar aus dem Gesicht. »Ich werde dein Vertrauen niemals missbrauchen, Claire«, antwortete er. »Das weißt du doch, nicht wahr?«
Bis zu diesem Augenblick war Claire nicht klar gewesen, welche schwere Last sie tagein, tagaus mit sich herumtrug. Das Misstrauen schob sich zwischen sie und jeden Menschen, dem sie begegnete, selbst bei einer so lieben Freundin wie Sonya. Während sie in Bens Armen lag und dem rauen Klang seiner Stimme lauschte, merkte sie, dass ihre Skepsis langsam abnahm. Die Angst, die seit dem Brand in Vermont ihr ständiger Begleiter war, verschwand unter Bens Liebkosungen. Sie schmolz dahin wie ein Eisfilm und brachte die warmen, pulsierenden Empfindungen darunter zum Vorschein.
Claire hatte die Lektion
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