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Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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letzter Schluss, und streichelte seine Wange. Ihre Fingernägel waren leuchtend rot lackiert, und der Lack splitterte an den Spitzen. Angewidert wandte er sich ab.
    »Lass uns schwimmen«, sagte sie und streckte die Hand aus, um ihn ins Wasser zu locken. »Komm, es ist eine wunderbare Nacht zum Schwimmen.«
    Sie fordert es geradezu heraus, dachte er. Dann soll sie es haben. Sharon ließ den Morgenrock zu Boden gleiten. Lachend sprang sie in den Pool und kreischte, als das kühle Wasser ihre nackten Brüste umschloss. Er tauchte hinter ihr her, packte ihre Ferse und zog sie nach unten. In Gedanken zählte er bis sechzig und sah zu, wie sie sich verzweifelt wehrte.
    Erst als sie richtig in Panik geraten war, holte er sie wieder an die Oberfläche und drückte sie an den Seitenrand. Sie hustete und keuchte und bekam immer noch nicht richtig Luft.
    »Das war überhaupt nicht komisch!«, rief Sharon endlich. »Verdammt, du hast mich beinahe ertränkt. Was ist in dich gefahren?«
    »Nichts«, sagte er. Er kletterte aus dem Pool, reichte ihr die Hand und zog Sharon ebenfalls heraus. Ihre Panik gab ihm neue Kraft. »Komm, gehen wir ins Bett.«
    »Ich habe keine Lust mehr«, sagte sie und hob zitternd ihren Morgenrock auf.
    »Aber ich«, sagte er leise. Er packte ihr Handgelenk, zerrte sie ins Schlafzimmer und schleuderte sie auf sein Bett.
    »Hör auf!«, wimmerte Sharon und stürzte zwischen die Kissen. »Du machst mir Angst! Lass mich los! Hörst du nicht? Ich meine es ernst. Hör auf, oder ich fange an zu schreien!«
    »Ich bin sicher, dass du viel zu klug bist, um so etwas zu tun«, meinte er. »Du bist doch zu klug dafür, nicht wahr, Sharon?«
    Sie begann zu weinen und stieß seltsame kleine Schluchzer aus, die ihn endlich erregten, nachdem alles andere versagt hatte. »Ich werde dafür sorgen, dass du dich wieder besser fühlst.« Er drückte ihr die Hände über den Kopf und drang ohne ein Vorspiel tief in sie ein. »Verdammt, hör endlich auf zu heulen. Ich weiß genau, dass du dies willst. Alle Frauen wollen das. Huren seid ihr, allesamt, und wenn ihr noch so unschuldig ausseht.«
    »Hör auf!«, schrie Sharon. »Meine Güte, lass mich los. Du tust mir weh!«
    Er beachtete ihr Flehen nicht. Stattdessen packte er ein Kissen und drückte es auf ihren Mund, damit er ihre Schreie nicht mehr hörte.
    Sie verdrehte die Augen und wurde ohnmächtig. Wahrscheinlich vor Angst, dieses dumme Luder, dachte er und fand die Stille plötzlich sehr erotisch.

16. KAPITEL
    Durch das Summen des Gravierrädchens hörte Claire das Telefon. Während sie arbeitete, ließ sie es normalerweise läuten, bis sich der Anrufbeantworter meldete. Doch heute Morgen war sie dankbar für jede Ablenkung. Sie schaltete das Rädchen aus, schob die Schutzbrille auf die Stirn und hob den Hörer gerade noch rechtzeitig ab.
    »Hallo?«, sagte sie.
    »Guten Morgen, Claire. Hier ist dein Vater.«
    Claire fasste den Hörer unwillkürlich fester. Wir wissen beide, dass mein Vater tot ist, hätte sie am liebsten gesagt. Doch sie hörte die Unsicherheit in Andrews Stimme, jene Mischung aus Trotz und Flehen, mit der er auf dieser Beziehung bestand. Ihr Hals schnürte sich zusammen, und sie versuchte verzweifelt, die aufkeimenden Gefühle zu unterdrücken.
    Eigentlich musste sie Andrew verabscheuen. Doch sie brachte es nicht fertig, weil sich immer wieder glückliche Kindheitserinnerungen vor ihr inneres Auge schoben: Bilder von Spaziergängen auf dem Land in Pennsylvania, während das Herbstlaub unter den Füßen raschelte; Andrew und sie beim Burgenbauen am heißen Strand von Florida oder sie Sonnabend Vormittag in Andrews Büro, wo sie Fotokopien von ihrer Hand machte, während er ihr verschwörerisch eine Coladose brachte, obwohl die Mutter darauf bestand, dass Kinder nur Milch und Fruchtsaft trinken sollten.
    Es sind zu viele schöne Erinnerungen, dachte Claire.
    »Weshalb rufst du an?«, fragte sie gereizt, um ihre wahren Gefühle zu verbergen. »Was willst du?«
    »Ich möchte mich mit dir treffen, Claire«, sagte Andrew. »So schnell wie möglich. Wenn es geht, noch heute Abend. Diese Missverständnisse zwischen uns müssen aufhören. Ich mache mir schwere Vorwürfe, dass ich mich nicht schon viel früher bei dir gemeldet habe.«
    »Du warst sehr beschäftigt«, antwortete Claire trügerisch höflich. »Mit deinem Wahlkampf und so weiter.«
    »Dieses Problem hat sich zumindest erledigt.«
    »Jede Schattenseite hat ihren Silberstreif«, versicherte sie

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