Feuerscherben
Regungslosigkeit verriet ihr, dass sie eine Wirkung auf ihn ausübte, die er nicht wollte und die ihm nicht gefiel. Sie lächelte ein wenig und verbarg ihre Befriedigung nicht.
»Weshalb starren Sie mich so an, Mr. Maxwell?« Sie öffnete die linke Hand, und die Jacke glitt langsam ihren Arm hinab.
»Nein, hören Sie auf!« Blitzartig war Ben bei ihr und fing die Jacke auf, bevor sie zu Boden fallen konnte. Er fasste die beiden Aufschläge, hielt sie zusammen und zog den Stoff ihre Arme wieder hinauf. In der Eile strich er mit den Fingern über die weiche Haut an ihrem Brustansatz.
Sobald er die weichen Rundungen berührte, hielt Ben inne und atmete nicht weiter. Dianna schloss die Augen. Natürlich hatte sie diese Situation heraufbeschworen. Aber sie war nicht sicher, ob sie bereit war, die Folgen zu tragen.
Die Stille schien nicht enden zu wollen. Endlich holte Ben bebend Luft. »Was zum Teufel … «
Er schob die Aufschläge wieder auseinander, damit er die Haut betrachten konnte, die er gerade versehentlich berührt hatte. Sein Mund wurde hart, und seine Augen wurden schmal. Stirnrunzelnd strich er mit dem Finger über die Narben oberhalb der sanften Rundungen ihrer Brüste.
Dianna musste sich auf die Lippen beißen, um nicht laut aufzuschreien, als Ben über die blassroten Striemen streifte. Die Narben schmerzten seit Jahren nicht mehr. Aber bei der Erinnerung an die Qual zitterte sie immer noch innerlich.
Ben forschte nicht nach, wie tief die Narben unter ihrem sittsamen Baumwoll-BH reichten. Abrupt schloss er die Jacke und trat einige Schritte zurück.
»Was ist passiert?«, fragte er stirnrunzelnd. »Woher haben Sie diese Narben?«
»Sie wissen genau, was passiert ist«, antwortete Dianna und versuchte, die Knöpfe wieder zu schließen. Die Finger wollten ihr plötzlich nicht mehr gehorchen.
»Sagen Sie es mir trotzdem.«
»Ich habe mich verbrannt.«
»Wo? Und wie?«
»In unserem Blockhaus in Vermont«, antwortete sie. »Als mich jemand umbringen wollte.«
3. KAPITEL
Hal Doherty eilte ins Gästehaus. Er strahlte über das ganze Gesicht, sobald er Dianna entdeckte, und schlug ihr freundschaftlich auf die Schultern. »Fantastisch, Mädchen!«, rief er überglücklich. »Ich wusste, dass du es schaffen würdest. Du bist großartig. Wenn du Ben Maxwell und Andrew Campbell gleichzeitig überlebt hast, gelingt dir garantiert alles.«
In seiner Erregung zog er Dianna an sich und hielt sie so fest mit beiden Armen umschlungen, dass es fast einem sexuellen Überfall glich.
»Hallo, Hal.« Ungerührt löste Dianna sich aus seinen Armen. Ihre Gefühllosigkeit dämpfte seinen Überschwang schneller als eine lautstarke Zurückweisung.
Diese Frau kann einem wirklich jede Stimmung verderben, dachte Hal verärgert. In den zwei Monaten, die er Dianna inzwischen kannte, hatte sie ihm nicht den geringsten Hinweis dafür geliefert, dass sie ihn als Mann zur Kenntnis nahm. In ihrer Gegenwart kam er sich wie ein Eunuch vor. Die meisten Frauen hielten ihn für einen äußerst gut aussehenden Mann. Was war mit Dianna Mason los? Weshalb saß sie auf einem hohen Ross und sah auf ihn hinab, als wäre er der letzte Dreck? Das war einfach nicht fair.
Entschlossen verdrängte Hal den Gedanken. Zuerst das Geschäft, ermahnte er sich. Zumindest hatte Dianna das entscheidende Zusammentreffen mit Ben und Andrew nicht vermasselt. Das musste er ihr zugutehalten.
»Wie ist es gelaufen, nachdem ich aus dem Zimmer verbannt worden bin?«, fragte er. Plötzlich kam ihm ein entsetzlicher Gedanke. »Ich hoffe, du hast nichts unterschrieben?«
Dianna lächelte so unverbindlich wie immer. »Nein, natürlich nicht. Unser Gepäck ist schon gebracht worden«, fuhr sie fort und sah zu der Lampe an der Decke, als wollte sie seine Aufmerksamkeit darauf lenken.
Hal folgte ihrem Blick und bemerkte einen wertvollen Kronleuchter mit Delfinen und Muscheln aus Kristall als Anhänger. Sollte ihm die Lampe gefallen, oder erwartete Dianna, dass er sie scheußlich fand? Unbehaglich musste er zugeben, dass Diannas Verstand in neun von zehn Fallen zu schnell für ihn arbeitete und er ihr nicht folgen konnte. Erschöpft ließ er sich auf ein bequemes Rattansofa fallen und klopfte auf das pfirsichrosa geblümte Kissen neben sich.
»Komm, setz dich ein bisschen. Auspacken können wir später. Erzähl mir alles ganz genau. Wort für Wort.« Er lächelte, damit sie merkte, wie zufrieden er mit ihrer Leistung war. Für eine um ihre Existenz ringende
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