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Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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Künstlerin aus einfachen Kreisen hatte sie sich gut aus der Affäre gezogen. Sehr gut sogar. Andererseits hatte er nie an ihrer Intelligenz gezweifelt, auch nicht an ihrer Fähigkeit, die Täuschung durchzuhalten. Nur ihre fehlende Begeisterung machte ihm zu schaffen.
    »Haben sie dir sehr zugesetzt?«, fragte er. »Gab es etwas, worauf du keine Antwort wusstest? Was wir noch nacharbeiten müssen?«
    Dianna sah ihn verärgert an. »Da wir beide wissen, dass ich die echte Claire Campbell bin, verstehe ich nicht ganz, was du meinst, Hal.« Ohne ihm Gelegenheit zu einer Antwort zu geben, fuhr sie rasch fort: »Das Wiedersehen mit meinem Vater war schwieriger, als ich erwartet hatte. Andererseits ist es vielleicht ganz gut, dass ich mich ihm und den Erinnerungen an die Vergangenheit stellen musste.«
    »Ja, wahrscheinlich.« Hal betrachtete sie verblüfft. »Was ist so faszinierend an der Lampe?«
    Der Blick, den sie ihm diesmal zuwarf, war so scharf, dass sie eine ihrer Kristallschalen damit hätte gravieren können. Doch, ihre Stimme klang leise und honigsüß. »Ich habe gerade überlegt, ob sie aus der Produktion von Campbell Crystal stammt«, antwortete Dianna. »Mich wundert, dass der Innenarchitekt solch einen ausgefallenen Kronleuchter für ein Gästehaus ausgewählt hat. Findest du das nicht auch seltsam?«
    »Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten«, antwortete Hal, ohne den Kronleuchter eines weiteren Blicks zu würdigen. Sie mussten noch drei dicke Ordner mit Daten und Informationen durchgehen. Außerdem hatte er bisher keine Gelegenheit gehabt, Diannas gesellschaftliche Umgangsformen zu prüfen. Wahrscheinlich war sie absolut hilflos, wenn die Campbells sie zu einem offiziellen Abendessen einluden und sie mit Fingerschalen oder drei bis vier verschiedenen Bestecken zu Recht kommen musste. Sie sollte sich endlich setzen, damit er ihr die wichtigsten Grundregeln für den Lebensstil des alten Geldadels und der Berühmtheiten beibringen konnte.
    Ihn schauderte schon bei dem Gedanken, dass sie mit Evelyn Campbell zusammentreffen könnte, bevor er ihr einige Tischmanieren beigebracht hatte. Als er das letzte Mal mit Andrew Campbells Frau zusammengetroffen war, hatte »Ihre Hoheit« keine dreißig Sekunden gebraucht, um ihn so einzuschüchtern, als wäre er ihr mit einem offenen Hosensteg gegenübergetreten. Bainbridge, der Butler, der über Evelyns Haushalt wachte, würde Dianna vermutlich in weniger als zehn Sekunden mundtot machen.
    Hal beugte sich vor und versuchte, nicht zu ungeduldig zu klingen. »Ich weiß, wie sehr dich Glas in allen denkbaren Formen interessiert. Aber wir müssen Prioritäten setzen. Konzentrieren wir uns jetzt auf wichtigere Dinge. Zum Beispiel, wie du … «
    Zu seiner absoluten Verblüffung hob Dianna ihren Fuß und drückte den Absatz ihrer eleganten hochhackigen Sandalette fest auf seinen Spann. Er beendete seinen Satz mit einem Schrei aus Wut und Schmerz.
    »Verdammt, Dianna. Was zum Teufel … «
    Sie ließ ihn nicht ausreden. »O je, tut mir schrecklich leid, Hal. Ich bin gestolpert.« Entschlossen ergriff sie seine Hand und deutete mit dem Kopf in Richtung des Innenhofes. »Die Klimaanlage macht mich langsam verrückt«, sagte sie mit sanfter rauchiger Stimme, die in deutlichem Widerspruch zu ihrer gerunzelten Stirn stand. »Lass uns bitte nach draußen gehen.« Durch die gläsernen Schiebetüren betrachtete sie den Patio.
    »Ist das eine hübsche Anlage. Wohin der schöne Pfad da drüben wohl führt?«
    »Zum Swimmingpool und anschließend zum Haupthaus.« Hal massierte seinen verletzten Fuß. Er merkte, dass Dianna unbedingt nach draußen wollte. Deshalb humpelte er zur Tür, öffnete sie und betrat den Patio, der von dem überstehenden Dach und einem Spalier aus Bougainvillearanken vor der prallen Sonne geschützt wurde. Eine Gruppe aus immergrünen amerikanischen Eichen sorgte für weiteren Schatten. Trotzdem lag die Temperatur bei gut dreißig Grad, und die Luftfeuchtigkeit schien fast hundert Prozent erreicht zu haben.
    Dianna zog Hal in die Mitte des Patios, wo sich nicht der geringste Schatten befand. Augenblicklich trat ihm der Schweiß auf die Stirn. Seufzend zog er ein Taschentuch hervor.
    »Zum Teufel, Dianna, was hast du bloß? Meinetwegen sollst du frische Luft haben, wenn du möchtest. Aber wie erträgst du diese Hitze?«
    »Die ist mir lieber, als wenn unser Gespräch abgehört wird«, fuhr sie ihn an. »Du warst nicht gerade vorsichtig in der Wahl

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