Feuerscherben
die Küchenanrichte. Dianna lächelte unwillkürlich, und ihr Körper entspannte sich vor Erleichterung. Sonya versuchte immer, drei Sachen gleichzeitig zu erledigen.
»In Ordnung. Ich bin zurück, und mein Abendessen ist gerettet. Zumindest einigermaßen. Wer ist am Apparat?«
»Hier ist Di. Es freut mich, dass du dein Dinner gerettet hast. Wie geht es dir?«
»Miserabel. Mein Liebesleben ist eine einzige Wüste. Meine Diät klappt nicht, und mein Arbeitgeber – verdammt sei seine Seele – hat beschlossen, einhunderttausend Dollar einzusparen, indem er mich die Arbeit von drei Leuten machen lasst.« Dianna lachte leise. »Mit anderen Worten: Alles ist so wie immer.«
»Mein Liebesleben ist sogar noch elendiger als sonst, würde ich sagen. Aber was ist mir dir? Ich freue mich wahnsinnig, deine Stimme zu hören. Bist du immer noch mit diesem Ekel von Hal in Florida? Ich hatte angenommen, er wäre schon vor Wochen in seinen Schlammpfuhl zurückgekehrt.«
Sonya besaß einen guten Geschmack und ein ausgezeichnetes Urteilsvermögen. Sie kannte Hal seit der Highschool. Niemand konnte sie davon überzeugen, dass er ein anständiger Kerl war. Dianna wurde ernst. »Ich bin noch hier, und Hal ist es ebenfalls. Bisher ist noch kein Schlammpfuhl in Sicht.«
»In welchem Motel übernachtet ihr? Ich hole schnell einen Stift und schreibe die Nummer auf.«
»Im Moment wohnen wir im Gästehaus von Andrew Campbell.«
»Alle beide? Hal auch?«, fragte Sonya erschrocken.
»Das ist am bequemsten, obwohl es mir lieber wäre, Hal würde nicht ständig seinen Schnurrbart zwirbeln und die Muskeln spielen lassen, um eine große Dame aus mir zu machen.«
»Manche Menschen ändern sich nie, Liebes.« Es entstand eine winzige Pause. Sie war zu kurz, um jemandem aufzufallen, der nicht mit Sonyas rascher Sprechweise vertraut war. »Wann ist es passiert? Euer Einzug ins Haus der Campbells, meine ich.«
»Heute Morgen. Erst vor ein paar Stunden.«
»Hast du schon einen der Bewohner getroffen? Waren sie einigermaßen nett zu dir?«
»Ja, ich habe mit Andrew Campbell gesprochen. Ich würde sagen, er war – innerlich hin und her gerissen. Einerseits ist er bereit, mich als seine verschollene Tochter anzuerkennen, andererseits braucht er noch einen unumstößlichen Beweis.«
Dianna hörte, wie Sonya leise die Luft einzog. »Möchtest du einen Rat von einer Frau, die einiges von der Welt kennt?«
»Nein. Aber ich bin sicher, du wirst ihn mir trotzdem geben.«
»Stimmt. Und hier ist er, meine Liebe. Komm wieder nach Hause. Noch heute. Auf der Stelle. Schon vor fünf Minuten.«
»Sonya, du weißt, dass ich nicht … «
»Gregory vermisst dich sehr. Setz dein großartiges Leben nicht aufs Spiel, nur weil Hal mit deiner Hilfe an eine Menge Geld herankommen möchte.«
Dianna lächelte grimmig. »Ich weiß es sehr zu schätzen, dass dein Kater mich vermisst, Sonya. Aber selbst der ehrenwerte Gregory kann mich nicht dazu verlocken, in den Norden zurückzukehren. Noch nicht.«
»Warte nicht zu lange, meine Liebe. Deine Pflanzen vertrocknen schon. Ich vergesse immer, sie zu gießen.«
Ich brauche weitere Informationen, übersetzte Dianna stumm. Die Spuren, die du mir gegeben hast, sind alle im Sand verlaufen. »Kleb einen Zettel an den Kühlschrank«, antwortete sie. »Ich warne dich, Sonya. Es ist aus mit unserer Freundschaft, wenn auch nur eines meiner Alpenveilchen eingeht.«
Im Klartext hier das: Ich besorge dir bald weitere Spuren. Gib ja nicht auf, nach irgendwelchem Dreck an Andrew Campbells Stecken zu suchen.
»Du bist eine strenge Zuchtmeisterin. Aber ich werde mein Bestes tun«, sagte Sonya kühl. »Übrigens habe ich erfahren, dass die Campbells eine fantastische Köchin haben. Ihr Name ist Sharon Kruger. Wo immer Andrew Campbell sich aufhält, sie zieht mit von Haus zu Haus.«
Ist es Sonya endlich gelungen, eine Geliebte von Andrew aufzuspüren, überlegte Dianna. War Sonya einem Skandal auf die Spur gekommen, den die übrige Presse übersehen hatte? »Ich werde mich nach ihr erkundigen«, antwortete sie. »Es wäre sicher toll, zur Abwechslung einmal ein Feinschmeckermenü zu bekommen.«
»Sprich bitte nicht von Essen. Vergiss nicht: Ich bin auf Diät. Die letzten drei Tage hat es hier geregnet. Wie ist das Wetter im sonnigen Florida?«
»Heiß«, antwortete Dianna kläglich. »Aber ich werde es überleben.«
»Ich wünschte, ich wüsste, was du dort wirklich treibst.« Sonyas Stimme war vor Sorge tiefer geworden.
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