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Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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Weile. Sie konnte nicht sprechen. Als sie sich endlich wieder in der Gewalt hatte, wiederholte sie mit monotoner Stimme die Tatsachen, die Hal ihr eingetrichtert hatte.
    »Ich war im Bad, als das Feuer ausbrach«, begann sie, ohne Roger anzusehen. »Ich kletterte aus dem Fenster und lief zur Hütte der Kerenskys. Aber da war niemand. Deshalb brach ich durch die Waschküche in das Haus ein. Langsam bekam ich einige Übung darin, durch Fenster zu klettern.« Ihr schwacher Versuch, die Sache mit ein wenig Humor zu betrachten, misslang, und sie schwieg erneut. Endlich sah sie die beiden Männer wieder an.
    »Was hast du in der Hütte der Kerenskys gemacht?«, forschte Roger weiter, um ihr Mut zu machen.
    »Ich habe mich umgezogen. Meine Sachen waren versengt und verschwitzt und stanken entsetzlich nach Rauch. Als ich mein T-Shirt auszog, stellte ich fest, dass ich Brandwunden auf der Brust hatte. Ich trug ein Desinfektionsmittel auf und schluckte eine ganze Handvoll Aspirin, damit der Schmerz nicht unerträglich wurde. Um die Wahrheit zu sagen, vermutlich stand ich unter solch einem Schock, dass ich den Schmerz nicht einmal richtig gespürt habe. Gewiss habe ich nicht logisch nachgedacht oder gehandelt. Ich stank nach Rauch. Also nahm ich mir einige warme Sachen aus Jane Kerenskys Schrank, entdeckte ein Paar wasserdichte Stiefel, die mehr oder weniger passten, und verschwand. Ich bin nicht einmal auf die Idee gekommen, dass ich die Haustür öffnen und dort hinausgehen konnte. Ich kletterte aus dem Waschküchenfenster und hatte nur eine Sorge, dass ich Janes Skihose nicht zerreißen durfte.«
    »Und was geschah dann?«, wollte Roger wissen. »Ich lief weiter, bis ich auf den Highway stieß. Ein Truckfahrer las mich auf. Er wollte nach New York, also fuhr ich mit. Wahrscheinlich hielt er mich für eine Ausreißerin. Ich muss ziemlich verwahrlost ausgesehen haben. Ich erinnere mich, dass mir ständig Asche aus dem Haar in die Augen fiel. Vermutlich war auch mein Gesicht mit Rauchspuren bedeckt.«
    Dianna hatte schon immer eine lebhafte Fantasie besessen. Ihr Blick verschleierte sich, während sie sprach, und sie fühlte sich beinahe in die anheimelnde warme Fahrerkabine zurückversetzt. Meile für Meile war der Laster über den dunklen Highway gefahren. Das Licht der Scheinwerfer glitzerte auf dem Schnee und dem vereisten Straßenbelag, bis sich die weiße Pracht in grauen Matsch verwandelte und der silbrige Raureif in den unangenehmen Nebel eines New Yorker Wintermorgens überging. Die Narben von den alten Verbrennungen pochten nicht vor Schmerz, sondern von der Erinnerung an diesen Schmerz, und Dianna strich mit den Fingern in einer Bewegung über die Brust, die nichts Einstudiertes hatte.
    »Es sieht aus, als wäre es eine schlimme Fahrt gewesen«, sagte Roger. »Hat der Truckfahrer dich belästigt?«
    »Wie bitte? O nein, er war sehr freundlich. Ein ausgesprochen netter Kerl. Er wollte mich dazu überreden, in ein Heim für misshandelte junge Mädchen zu gehen. Er kaufte mir Kaffee und Donuts, weil ich keinen Cent bei mir hatte. Dann fiel mir plötzlich ein, dass ich ein Bankkonto in New York besaß. Als wir nach Brooklyn kamen, bat ich ihn, mir das Geld für ein Taxi nach Manhattan zu leihen, und er willigte ein. Ich schwor, ich würde es ihm zurückzahlen. Natürlich tat ich es nicht. Ich verlor den Zettel mit seinem Namen und seiner Adresse und hatte deswegen häufig ein schlechtes Gewissen. Ich wünschte, ich könnte ihm erzählen, dass ich überlebt habe und am Ende alles gut wurde.« Sie flüsterte jetzt beinahe. »Dass er mir das Leben gerettet hat.«
    »Das sind sehr edle Gefühle, Miss Mason«, unterbrach Ben ihre Träumereien mit schneidender Stimme. »An den Namen Ihrer New Yorker Bank und Ihre Kontonummer konnten Sie sich sehr wohl erinnern, nicht wahr? Zum Glück war Ihr Schock nicht so groß, dass Sie vergessen hatten, worauf es wirklich ankam: das Geld.«
    »Ja, darüber habe ich mich später auch oft gewundert.« Dianna sprang auf, ging zur Bar und goss sich ein Clubsoda mit Eis ein. »Weshalb sind Sie so wütend, Mr. Maxwell? Weil ich noch genügend Verstand besaß, um das Geld abzuheben, das mir gehörte? Oder weil Sie nicht glauben wollen, dass ich Claire Campbell bin? Mir scheint, beides zusammen geht nicht.«
    »Darauf würde ich an Ihrer Stelle lieber nicht wetten«, antwortete Ben grimmig. »Im Moment bin ich erbost genug, um aus mehreren Gründen gleichzeitig einen Groll gegen Sie zu

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