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Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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lässt. Im Moment sind wir allerdings ein bisschen knapp bei Kasse.«
    »Ist das der Grund, weshalb Ben und Andrew Campbell Crystal verkaufen wollen?«, fragte Dianna. »Brauchen sie Geld, um die Verluste auf dem Immobiliensektor auszugleichen?«
    »Nein, damit hat das nichts zu tun. Das Scheitern in London hat unsere britische Tochtergesellschaft in Geldschwierigkeiten gebracht. Die Muttergesellschaft steckt keineswegs in einer Liquiditätskrise.«
    Roger schien seinen Redeschwall zu bedauern, sobald seine Worte heraus waren. Erleichtert deutete er auf die eindrucksvollen Säulen am Portal des Campbell-Hauses, das am Ende der Sackgasse auftauchte. »Wir sind da.«
    »Ja, das sind wir.« Dianna stieg aus und merkte, dass sie heute keine weiteren Informationen mehr über Campbell Crystal bekommen würde. »Danke für den schönen Abend, Roger. Ich habe mich wirklich gefreut, dass wir uns wiedergetroffen haben.«
    Er griff ihre Bemerkung sofort auf. »Wieder?«, fragte er und kam um den Wagen herum. »Ist es so, Dianna?«
    »Ja, es ist so«, antwortete sie.
    Im stillen Einvernehmen mieden sie den asphaltierten Vorhof der Garagen und gingen um die Ecke des Hauses. Vor dem Spalier am Rand des Swimmingpools blieben sie stehen. Dianna sah Roger an und stellte erneut fest, wie sehr er seinem Vater ähnelte.
    »Als Kinder wussten wir wahrscheinlich nicht besonders viel voneinander«, sagte sie. »Aber wir waren zusammen, Roger. Ich bin Claire, und du bist mein Bruder. Ich erinnere mich noch genau daran, dass ich auf der Treppe gesessen und darauf gewartet habe, dass unsere Mutter dich aus der Klinik nach Hause brachte.«
    »Wie kann ich bloß sicher sein?« Verärgert zupfte Roger an einer Weinrebe. »Um die Wahrheit zu sagen, ich spüre nicht jenes Band zwischen uns, das Claire und mich als Kinder verbunden hat. Wie kommt das, wenn du wirklich meine Schwester bist?«
    »Dazwischen liegen sieben Jahre, Roger. Unsere Bindungen haben sich gelockert.«
    »Blut ist dicker als Wasser, sagt man doch. Sollte nicht ein einziger Blick genügen, und ich müsste instinktiv wissen, dass du meine Schwester bist?«
    Diannas Nervosität kehrte zurück. Seit sie das Restaurant verlassen hatten, lief alles auf diesen Augenblick zu. Trotz ihrer Vorsicht während des Abends schienen sie die wirklich wichtigen Themen doch nicht ausklammern zu können. Vielleicht war es sogar unklug, derart explosive Fragen einfach unter den Teppich zu kehren.
    »Wir sind auf unterschiedliche Schulen gegangen«, sagte sie. »Und wir haben lange in getrennten Haushalten gelebt. Du hast mehr Zeit mit Andrew verbracht als ich.« Sie wagte ein Lächeln. »Vergiss außerdem nicht, dass ich zweieinhalb Jahre älter bin als du. Wenn man ein Teenager ist, können wenige Jahre andere Welten bedeuten.«
    Verärgert fuhr Roger mit der Hand durch die Luft. »Inzwischen sind wir längst keine Teenager mehr. Wir sind beide erwachsen und führen ein verantwortungsbewusstes Leben. Der Altersunterschied sollte mich nicht hindern, dich zu erkennen. Nicht mehr. Nicht als Erwachsener.«
    Dianna zögerte einen Moment. »Wir sind ganz normale Geschwister, die lange Zeit getrennt gelebt haben, und keine siamesischen Zwillinge. Weshalb bist du derart davon überzeugt, dass du eine instinktive Bindung zu mir spüren müsstest?«
    »Keine Ahnung. Es ist einfach so.« Roger stieß einen Kieselstein mit dem Fuß fort und fuhr sich mit der Hand durch das dichte Haar. Plötzlich wirkte er unwahrscheinlich jung und verletzlich, und Diannas Herz zog sich schmerzlich zusammen. Dann schlug er mit der Faust auf das Spalier, dass es zitterte. »Verdammt noch mal. Es müsste doch etwas Besonderes zwischen uns geben«, sagte er. »Ein tief sitzendes Gefühl, dass man den anderen kennt.«
    »Offensichtlich gibt es das nicht.« Diannas Stimme klang heiser vor Bedauern. »Zumindest nicht bei dir.«
    Er sah erstaunt auf. »Was soll das heißen?«
    »Du erkennst mich nicht, aber ich habe dich sofort erkannt«, sagte sie leise. »Ich hätte dich überall wieder erkannt.« Rogers Miene wurde hart. »Wahrscheinlich hat Hal dir jede Menge Fotos von mir gezeigt.«
    Seine Worte trafen Dianna wie ein Schlag. Trotzdem blieb sie äußerlich ruhig. »Ja, das stimmt. Darunter einige ausgezeichnete Aufnahmen, die letztes Jahr von dir auf den Bahamas gemacht wurden. Wäre ich eine Schwindlerin, hätte ich dich mühelos nach Hals Fotos erkannt.«
    Sein Mund wurde vor Verärgerung schmal. »Du bist ganz schön schlau.

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