Feuerscherben
Du weist selber darauf hin, wie leicht Hal und du einen Betrug hättet planen können, und vermittelst gleichzeitig den Eindruck, dass es sich nicht um ein Täuschungsmanöver handelt.«
»Weil es das nicht ist.«
Roger starrte in die Dunkelheit und sah sie bei seiner nächsten Frage nicht an. »Sag mal, Dianna. Wärst du bereit, dich einem Bluttest zu unterziehen?«
Erschrocken legte sie die Hand auf den Mund und ließ sie rasch wieder sinken. Weshalb erkundigte Roger sich nach einem Bluttest? Was wusste er? Wichtiger noch: Was wusste er nicht? Sie schluckte trocken.
»Was meinst du damit?«, fragte Dianna, als hätte sie ihn nicht ganz verstanden. »Von welchem Bluttest redest du?«
»Von einem DNA-Vergleichstest«, sagte er. »Zwischen meinem Vater und dir. So weit mir bekannt ist, lässt sich die Vaterschaft mit solch einem Test mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit nachweisen.«
Dianna zitterte am ganzen Körper. Zum Glück sah Roger sie nicht an und merkte nicht, welche Wirkung sein Vorschlag auf sie hatte. Sie musste zweimal schlucken, bevor ihr Mund wieder so feucht war, damit sie sprechen konnte. »Du möchtest, dass ich mich einem Bluttest unterziehe, der beweist, ob ich Andrew Campbells Tochter bin oder nicht.« Es klang eher wie eine Feststellung als wie eine Frage.
Endlich drehte er sich wieder zu ihr und sah sie fest an. »Das Ergebnis wäre äußerst interessant, meinst du nicht?«
Dianna richtete sich auf, damit sie seinen Blick erwidern konnte. Was sie jetzt sagte, konnte ungeheuer folgenschwer sein, das war ihr klar. Verzweifelt suchte sie nach der unverfänglichsten Antwort. Doch ihr blieb praktisch kein Spielraum.
»Ich glaube kaum, dass es in meinem Interesse wäre, mich einem DNA-Vergleichstest zu unterziehen«, sagte sie schließlich.
Roger antwortete nicht. Vielleicht war er ebenso wenig bereit wie sie, es auf eine Kraftprobe ankommen zu lassen. Oder er wusste bereits, was bei einem DNA-Test herauskommen würde. Nach einem letzten abschätzenden Blick in ihre Richtung drehte er sich um, ging zur Garage zurück und ließ Dianna in der schwülen Nachtluft Floridas zurück.
Dianna rührte sich nicht, bis sie hörte, dass sich das Garagentor hinter Rogers Wagen schloss. Nachdem der junge Mann sicher im Haus war, fasste sie wieder Mut. Oder sie verlor die Geduld. Sie ging um das Weinspalier herum und rief beherzt in die Dunkelheit hinein: »Sie können herauskommen, Mr. Maxwell. Ihr Lauschspaß ist für heute Abend beendet.«
Der sechste Sinn hatte sie nicht getäuscht. Ben war im Innenhof und hielt sich hinter der vorspringenden Hausecke verborgen. Er stand auf und kam mit ruhigen Schritten zu ihr an den Pool. Sein Haar glänzte feucht im Mondschein, und seine gebräunten Beine schauten unter dem kurzen Bademantel hervor. Seine Augen, die während des morgendlichen Gesprächs eisgrau gewesen waren, wirkten in der Dunkelheit rauchig, und sein Blick war undurchschaubar.
»Roger und Sie kamen gerade zurück, als ich aus dem Pool stieg«, erklärte er und hielt plötzlich inne, als hätte er es nicht nötig, seine Anwesenheit im Patio zu erklären.
Dianna überlegte einen Moment, weshalb er nicht gleich nach dem Ende ihres Gesprächs mit Roger ins Haus geschlüpft war. Dann hätte sie nie erfahren, ob er wirklich da gewesen war.
Doch sie wollte sich nicht einschüchtern lassen. Schließlich hatte Ben gelauscht und nicht sie. Deshalb warf sie den Kopf zurück, nahm allen Mut zusammen und fragte: »Haben Sie alles gehört, was Sie hören wollten, Mr. Maxwell?«
»Ein Lauscher hört nie, was er hören möchte«, antwortete er.
»Tut mir leid. Das nächste Mal werde ich daran denken und Roger gestehen, dass ich eine Betrügerin bin. Ich nehme an, das wollten Sie hören.«
»Sind Sie eine Betrügerin?«, erwiderte er sofort.
»Nein. Ich bin Claire Campbell. Die echte Ausgabe. Die Einzige und Alleinige.«
»Das klingt ziemlich überzeugend«, stellte er fest. »Außerdem haben Sie einen so aufrichtigen Blick, dass es beinahe unmöglich ist, an Ihnen zu zweifeln.« Er lächelte gnadenlos. »Ist Ihnen schon aufgefallen, dass die besten Lügner die vertrauenswürdigste Miene aufsetzen?«
»Natürlich. Das macht sie ja so erfolgreich.«
Ben antwortete nicht. Stattdessen hob er die Hand und schob ihr das Haar beinahe zärtlich aus dem Gesicht.
Dianna zuckte unwillkürlich zurück. »Lassen Sie das. Rühren Sie mich nicht an.« Das war eine erhebliche Überreaktion, und sie
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