Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
Vom Netzwerk:
Füße.
    »Ich muss draußen bleiben, damit ich zusehen kann«, antwortete sie durch die zusammengepressten Zähne.
    »In Ordnung«, sagte er, als wäre ihr Wunsch das normalste der Welt. »Mein Zimmer liegt dem Gästehaus genau gegenüber. Wir können die Feuerwehrleute von dort beobachten, ohne den Hauptmann zu verärgern. Sehen Sie, die ersten Flammen verlöschen schon.«
    Er ging ein paar Schritte in Richtung Haus. Doch Dianna folgte ihm nicht. Blicklos starrte sie auf den schwarzen Rauch, der vom Gästehaus aufstieg. Ungeduldig kehrte Ben zurück, legte die Hände auf ihre Schultern und drehte sie herum, damit sie das Feuer nicht mehr sehen konnte. Sie wehrte sich wie wild, doch Ben war zu stark. Mit einer Hand drückte er sie an seine Brust, mit der anderen fasste er ihr Kinn und verhinderte, dass sie sich wieder umdrehen konnte.
    »Die Feuerwehrleute haben alles unter Kontrolle, Dianna. Haben Sie verstanden?«
    Sie starrte durch ihn hindurch und sagte kein Wort. »Hören Sie mir zu, Dianna. Es ist nichts passiert. Niemand ist verletzt worden. Das Feuer wird in wenigen Minuten gelöscht sein. Das Haupthaus kriegt nicht einmal etwas vom Rauch ab. Kommen Sie bitte mit, bevor die Feuerwehrleute Sie aus dem Patio verscheuchen. Und mich ebenfalls.«
    Endlich drang seine Stimme in Diannas Bewusstsein. Sie hob den Kopf und sah Ben benommen an. »So ist es besser«, sagte er warmherzig. »Sie sind wieder zu sich gekommen, nicht wahr?«
    Dianna holte tief Luft und nickte. »Ja, ich bin wieder in Ordnung.«
    »Sie sind mehr als in Ordnung, Sie sind fantastisch.« Lächelnd verzog er die Lippen und gab ihr einen anerkennenden Klaps auf die Schulter. »Meinen Sie, dass Sie bis zum Haus laufen können, oder soll ich Sie tragen?«
    »Ich kann laufen.« Um es zu beweisen, überquerte Dianna steifbeinig den Patio. Sie war sich nicht sicher, ob sie Ben dankbar sein sollte, dass er sie vom Rand eines seelischen Abgrunds zurückgerissen hatten. Manchmal war Benommenheit erheblich angenehmer als jeder andere Gefühlszustand.
    Ben führte sie durch die Seitentür ins Haupthaus, weit weg von den Hausangestellten, die sich in der Vorhalle versammelt hatten. »Wollen Sie den Feuerwehrleuten wirklich bei der Arbeit zusehen?«, fragte er leise. »Wenn ja, geht es am besten aus meinem Zimmer.«
    »Ja, ich möchte ihnen zusehen.«
    Sobald sie in seinem Zimmer waren, schob Ben einen Sessel ans Fenster und zog die Vorhänge und die Gardinen zurück, damit Dianna nach draußen blicken konnte. »Fühlen Sie sich wie zu Hause.«
    Das Fenster lag genau gegenüber dem Gästehaus, wie Ben gesagt hatte. Dianna beobachtete die Feuerwehrleute aufmerksam, und ihre Nervosität legte sich allmählich. Die Männer hatten den Brand tatsächlich rasch unter Kontrolle. Es herrschte nicht genügend Wind, um die Flammen wieder anzufachen, nur eine sanfte Brise, die den Rauch schnell in der. Nachtluft auflöste. Schon bald erkannte sie, dass das Gästehaus nicht stark beschädigt worden war. Es war geschwärzt und verkohlt, baulich aber unversehrt. Innen würde es natürlich durchnässt sein und entsetzlich nach Rauch stinken. Aber ihre Kleider und sonstigen Sachen waren vermutlich unversehrt.
    Erst als die Feuerwehrmänner ihre Schläuche wieder aufrollten und die Geräte einpackten, merkte Dianna, dass Ben schweigend neben ihr stand. Sie sah weiter zu, bis Andrew aus dem Haupthaus trat. Er schüttelte dem Hauptmann die Hand und bedankte sich offensichtlich. Angewidert wandte Dianna sich ab.
    »Die Feuerwehrmänner haben ausgezeichnete Arbeit geleistet«, brach Ben endlich das Schweigen.
    J a.
    Er berührte ihre Wange mit einer Geste, die ebenso ermunternd wie unpersönlich war. »Es kommt alles wieder in Ordnung.«
    »Natürlich.«
    »Dianna … « Ben zögerte einen Moment. »Geht es Ihnen wirklich gut?«
    Sie hätte am liebsten aufgelacht oder losgeheult. Aber ihr Hals war zu trocken, und sie brachte nur heiseres Krächzen hervor. »Es geht mir gut«, sagte sie und bemühte sich, deutlich zu sprechen. »Relativ betrachtet.«
    »Relativ betrachtet?«, wiederholte er. »Was heißt das?«
    »Es heißt, dass es mir gut geht angesichts der Tatsache, dass mich gerade jemand umbringen wollte«, antwortete sie.
    Die Feuerwehrmänner waren gegangen, und alle
    Hausbewohner waren ins Bett zurückgekehrt, um noch ein bisschen zu schlafen, bevor die Nacht vorüber war. Das Gästehaus stand noch. Aber es war durchnässt und verkohlt, und es würde Wochen dauern, bis es

Weitere Kostenlose Bücher