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Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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den Streifen ausgesprochen liebenswert.
    Ben unterdrückte den wahnwitzigen Impuls, zu Dianna zu gehen, sie in die Arme zu nehmen und ihr zu versichern, dass er sie stets vor den Gefahren des Lebens beschützen würde. Als Hauptgeschäftsführer von Campbell Industries konnte er es sich nicht leisten, solchen zärtlichen Instinkten nachzugeben. Er musste diese Frau des Betrugs überführen und durfte ihr weder Trost noch Mitgefühl anbieten. Er hob die Stimme, damit sie nur kühle analytische Neugier verriet, und sah Dianna fest an.
    »Weshalb glauben Sie, dass Sie jemand umbringen wollte?«, fragte er. »Unfälle passieren immer wieder. Nur weil es im Gästehaus gebrannt hat, können Sie doch nicht behaupten, dass Ihnen ein Brandstifter an den Kragen will.«
    Er hatte schon früher gemerkt, dass Dianna unter Druck höchstens noch stärker wurde. Das war in diesem Fall zwar schade, doch insgeheim bewunderte er sie dafür. Auch jetzt riss sie sich zusammen, richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und warf ihm einen jener spöttischen Blicke zu, bei denen ihn jedes Mal das irrwitzige Bedürfnisse befiel, Dianna auf sein Bett zu schleudern und über sie herzufallen.
    Sie wandte sich ab, sank in den nächsten Sessel und antwortete gereizt: »Meine Güte, Ben, wie lange wollen Sie denn noch an Zufälle glauben? Claire verschwand, nachdem das Blockhaus der Campbells in Vermont bis zum Boden abbrannte. Keine zwölf Stunden, nachdem ich hier auftauche und behaupte, Claire Campbell zu sein, fängt das Gästehaus, in dem ich übernachte, Feuer. Würden Sie mir unter diesen Umständen nicht zustimmen, dass ich jemanden ganz erheblich aus seiner Ruhe aufgescheucht haben muss?«
    »Mag sein. Allerdings vergessen Sie eine ziemlich unangenehme Tatsache. Falls das Feuer tatsächlich gelegt wurde, kommen vor allem Hal und Sie als Brandstifter infrage. Sie hatten beide ein Motiv, die Mittel und die Gelegenheit dazu. Sehr viel mehr braucht der Staatsanwalt nicht, um Anklage gegen Sie zu erheben, wenn ich das hinzufügen darf.«
    »Wie bitte?« Augenblicklich verflog Diannas Erschöpfung.
    Wütend sprang sie aus dem Sessel, und ihre Augen funkelten vor Zorn. Verärgert lief sie im Zimmer auf und ab, und ihre langen nackten Beine erregten Bens Aufmerksamkeit. Er bemühte sich verzweifelt, nicht hinzusehen, aber es gelang ihm nicht. Einen halben Meter vor ihm blieb sie stehen, stemmte die Hände auf die Hüften und schob den Saum ihres T-Shirts dadurch unabsichtlich noch einige verlockende Zentimeter höher.
    Ben wurde es langsam heiß.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie derart tief sinken und so etwas behaupten könnten!«, rief Dianna aus. »Hal und ich wären beinahe in unseren Betten umgekommen, und Sie beschuldigen uns, das Feuer gelegt zu haben. Weshalb in aller Welt hätten wir so etwas Verrücktes, ja so etwas ausgesprochen Dummes tun sollen?«
    Ben fiel es schwer, sich auf das Thema ihres Streits zu konzentrieren. »Ich beschuldige Sie gar nicht, das Feuer gelegt zu haben«, antwortete er und versuchte, seinen Verstand zusammenzuhalten. »Ich habe nur darauf hingewiesen, dass der stärkste Verdacht logischerweise auf Hal und Sie fallen würde.«
    »Weshalb?«, fragte sie verblüfft. »Welchen Vorteil sollten Hal oder ich von dem Brand haben?«
    Ben hatte den Blick endlich von ihren Beinen gelöst und stellte fest, dass er stattdessen wie gebannt auf ihren Mund starrte. Dianna besaß die sinnlichsten Lippen, die er sich vorstellen konnte.
    »Welchen Vorteil Sie von dem Brand hätten?«, fragte er und war entschlossen, sich ausschließlich auf das Gespräch zu konzentrieren. »Das werde ich Ihnen sagen. Hal wird morgen früh zu mir kommen und mit großem Bedauern verkünden, dass er äußerst wichtige Dokumente in seiner Aktentasche gehabt hätte, die Ihre Identität als Claire Campbell bewiesen hatten. Leider wäre alles im Feuer verbrannt.«
    Er sah, dass Diannas Wangen abwechselnd blass und rot wurden, während sie die Möglichkeit in Erwägung zog. »So etwas wäre Hal durchaus zuzutrauen«, gab sie zu. »Er ist ein Opportunist und würde das Feuer sicher gern zu seinem Vorteil nutzen. Das macht ihn aber noch längst nicht zum Brandstifter.«
    »Ihr Anspruch, Claire Campbell zu sein, lieferte ihm zweifellos ein starkes Motiv, das Feuer zu legen, nicht wahr? Ihnen übrigens auch.« Ben fiel es immer schwerer, objektiv zu bleiben. Deshalb sprach so kühl wie möglich weiter. »Wir wissen beide, dass Hal nicht den geringsten

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