Feuerscherben
Gegenstände wie den Fernseher oder die Stereoanlage nach draußen zu tragen. Es musste aussehen, als hätte der Vorfall etwas mit Drogen zu tun. Deshalb holte er einen Beutel Kokain aus der Innentasche – nur 250 Gramm, aber genug, um den Anschein zu erwecken, dass Hal dealte – und ließ ihn in den Spülkasten in Hals verdrucktem Badezimmer fallen. Nach allen Filmen zu urteilen, die er gesehen hatte, schaute die Polizei stets als Erstes hier nach.
Er kehrte ins Wohnzimmer zurück und achtete darauf, dass er weder etwas anfasste noch mit der Kleidung die Möbel berührte. Dabei ging es ihm nicht um Fingerabdrücke oder hangen gebliebene Stofffasern, er fürchtete sich vor den Bakterien. Die Wohnung stank entsetzlich, und sie sah aus, als wäre sie seit Monaten nicht gesäubert worden.
Er warf einen letzten Blick in die Runde. Alles war wie geplant verlaufen. Der Schuss und die wenigen Handgriffe, um es nach einer Drogensache aussehen zu lassen, hatten keine sieben Minuten gedauert. Jetzt musste er schleunigst verschwinden und zum Flughafen zurückfahren. Er wurde heute Abend in New York erwartet und würde da sein. Auf die Minute genau.
Eine Frau würde auf ihn warten. Er lächelte unwillkürlich. Nach dem zu urteilen, wie er sich zurzeit fühlte, würden sie eine interessante Nacht verbringen.
Einen Mann in den Rücken zu schießen bringt längst nicht denselben Nervenkitzel, wie ein Feuer zu legen, dachte der Mörder, während er die Wohnung verließ. Doch welche Methode er auch gewählt hätte, um Hal zu töten: Keine wäre auch nur annähernd an die freudige Erregung herangekommen, die er empfinden würde, nachdem er Claire Campbell endgültig zur Strecke gebracht hatte.
Dianna Mason. Claire Campbell. Nachdem die Sache mit Hal erledigt war, war es an der Zeit, sich um wichtigere Dinge zu kümmern.
Er stieg in seinen Wagen und ordnete sich in den Verkehrsstrom ein.
Genieß das Leben, solange du es noch kannst, Claire, dachte er. Ich werde kommen. Sehr bald schon.
9. KAPITEL
Dianna bebte vor Zorn. Sie war wütend auf Ben und auf sich selbst. Der Gedanke, dass Ben – dieser miese Kerl – sie ins Bett gelockt hatte, damit er ihre intimsten Geheimnisse ausforschen konnte, war schlimm genug. Doch dass er sie für so verletzlich, so zerbrechlich hielt, um echtes Mitleid mit ihr zu haben, war absolut unerträglich. Seit jener Zeit in der geschlossenen Abteilung einer staatlichen Nervenklinik, wo sie verzweifelt versucht hatte, seelisch wieder gesund zu werden, verabscheute sie Mitleid.
Am ganzen Körper zitternd, sprang Dianna aus dem Bett, packte das Laken und wickelte es wie eine Toga um sich. Mit einem Anflug von kläglichem Humor überlegte sie, dass sie ziemlich oft nackt aus einem Bett eilte, wenn sie mit Ben Maxwell zusammen war.
Trotz ihres Zorns glühte ihre Haut immer noch von seiner Liebe. Nein, verbesserte sie sich streng, nicht von seiner Liebe, sondern von seinen geschickten sexuellen Techniken. Sie war in keinster Weise bereit, ihr unbesonnenes Verhalten mit dem Glorienschein einer falschen Romantik zu verherrlichen.
Bens Miene blieb gleichbleibend freundlich. »Komm zurück ins Bett«, sagte er leise.
»Nein, danke.« So unbekümmert wie möglich warf Dianna das Ende des Lakens über ihre Schulter und ging in Richtung Bad. »Damit kein Miss Verständnis entsteht, Ben. Der Sex war großartig. Super. Solltest du eine Empfehlung benötigen, lass es mich wissen.«
Wie der Blitz war er aus dem Bett und folgte ihr. Auf ein Laken verzichtete er dabei. »Das habe ich nicht verdient«, fuhr er sie an und atmetet heftig.
Dianna tat, als hätte sie nicht richtig verstanden. »Keine falsche Bescheidenheit, Ben«, sagte sie. »Es war eine großartige Leistung.«
Er stieß einen leisen Fluch aus, stellte sich vor sie und verhinderte ihren Versuch, sich würdevoll zurückzuziehen.
Diannas Herz begann wie wild zu pochen, aber nicht vor Angst. »Lass mich vorbei. Ich muss ins Bad.«
»Gleich.« Er packte ihr Handgelenk und zog sie herum, sodass sie ihn ansehen musste.
Sie durfte jetzt keine Schwäche zeigen. Deshalb hob sie den Kopf und blickte eigensinnig auf sein Kinn.
»Verdammt«, sagte Ben, und sein Atem ging immer noch unregelmäßig. »Ich dachte, was wir gerade erlebt haben, hätte uns beiden etwas bedeutet. Auf mich trifft es jedenfalls zu.«
»Natürlich hat es dir etwas bedeutet.« Diannas Augen blitzten vor Zorn. »Schließlich hast du soeben einen äußerst wichtigen Test
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