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Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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Außerdem war er derart schlecht gelaunt gewesen, dass er glatt die Beherrschung verlieren und sie hätte verprügeln können. Er hatte nicht viele Skrupel. Aber körperliche Gewalt gegenüber Frauen kam für ihn nicht infrage. Selbst nicht bei einem so dummen Luder wie Dianna Mason, die es eigentlich verdient hatte, dass man ihr den Hintern versohlte. Entschlossen hatte er den Wagen gewendet und war zu Sonyas Wohnung zurückgefahren.
    Aus der Einladung zum Abendessen, auf die er gehofft hatte, war nichts geworden. Sonya hatte mit einer dieser Organisationen telefoniert, die sich um Homos und Lesben kümmerten, und ihn aufgefordert, zu gehen und sie in Ruhe zu lassen. Richtig ärgerlich hatte sie ausgesehen, und das passte überhaupt nicht zu ihr. Normalerweise war sie ganz in Ordnung, trotz der Tatsache, dass sie eindeutig lesbisch war. Außerdem war sie ziemlich dick, und er stand nicht auf dicke Frauen. Da er sich von Sonyas sexuellen Vorlieben nicht persönlich geschädigt fühlte, war er normalerweise nachsichtig gegenüber den Lesben, die sich bei Ihr in der Wohnung herumtrieben.
    Aber heute war das anders. Heute hätte er Gesellschaft gebraucht und eine anständige Mahlzeit. Stattdessen jammerte Sonya über ihre verschrobenen Freundinnen, und er steckte in seinem deprimierenden Apartment und hatte nichts Besseres zu tun, als sich auf die Wiederholung eines alten Westerns zu freuen. Wie tief war er gesunken.
    Hal strich sich über den Bart und fragte sich, wie ein so gut aussehender, intelligenter Mann wie er in solch eine schreckliche Situation geraten sein konnte. Er war beinahe froh, dass die Türglocke läutete. Selbst wenn es eine Gruppe von religiösen Fanatikern war, die ihn bekehren wollten, hätte er zumindest jemanden, an dem er seine schlechte Laune auslassen konnte, indem er ihnen die Tür vor der Nase zuschlug.
    Es läutete erneut. »Ja, ja, ich komme schon!«, rief Hal und stieg über einen Stapel Zeitschriften auf dem Boden. Er spähte durch das Guckloch und fuhr überrascht zurück. Das fehlte noch! Wollte man ihm am Ende doch die Polizei auf den Hals hetzen?
    Er öffnete nicht, sondern drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage. »Was wollen Sie?«
    Durch das Guckloch sah er, dass sein Besucher lächelnd eine Flasche Whiskey in die Höhe hielt. »He, Hal. Ich möchte bloß ein bisschen mit Ihnen reden.«
    Hal war nicht von gestern und kein Dummkopf. »Worüber?« Noch hatte er den Riegel nicht zurückgeschoben. »Wir haben uns nichts zu sagen.«
    »Natürlich haben wir das. Ich möchte Ihnen einige Fragen über Dianna Mason stellen.«
    »Weshalb?«
    Sein Besucher lächelte weiter. »Hören Sie, Hal. Sie erwarten doch nicht, dass ich Ihnen das hier draußen sage? Wollen wir nicht etwas trinken und uns etwas zu essen kommen lassen? Ich kenne ein tolles französisches Bistro, das diesen Stadtteil beliefert.«
    Essen, ein guter Scotch … Das war besser als ein alter Western. Die Versuchung war unwiderstehlich. Hal schob den Riegel zurück und öffnete die Tür. »Kommen Sie herein«, sagte er. »Tut mir leid, dass die Wohnung so unordentlich ist.« Er lächelte bitter. »Meine Putzfrau ist heute nicht gekommen.«
    »Das macht nichts.« Sein Besucher lächelte immer noch. Er lächelt ganz entschieden zu viel, dachte Hal.
    Der Besucher machte ein bisschen Platz auf der Küchenanrichte. »Wo haben Sie Ihre Gläser?«, fragte er.
    »Da drüben.« Hal deutete auf einen kleinen verstaubten Geschirrschrank in der Ecke seines Wohnzimmers.
    Die Kugel traf ihn mitten in den Rücken und drang in seine linke Herzkammer. Er starb, ohne zu wissen, was passiert war.
     
    Wenn man diese Welt schon verlassen muss, ist eine Kugel im Rücken ein ziemlich guter Weg, dachte Hals Mörder und blickte auf sein Opfer hinab. Kein Wenn und Aber, keine Zeit, sich noch Gedanken zu machen. Ja, es war wirklich kein schlechter Tod, vor allem nicht für einen Kerl, der sich in Dinge eingemischt hatte, die ihn nichts angingen.
    Hals Haar war zur Seite gerutscht, und eine kahle Stelle oben auf seinem Kopf kam zum Vorschein. Verächtlich verzog der Mörder die Lippen. Er verabscheute körperliche Unvollkommenheiten. Und eine Glatze war in seinen Augen ganz entschieden ein männliches Gebrechen.
    Er machte einen Rundgang durch das Apartment, zog die Schubladen auf und warf den Inhalt auf den Boden. Leider konnte er nicht den Anschein erwecken, als wäre Hal von einem Einbrecher getötet worden. Er hatte keine Möglichkeit, schwere

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