Feuerscherben
dass der Wodka und das Eis über den Rand schwappten. »Uberprüf seine Militärakte, dann weißt du es«, antwortete sie barsch.
»Seine Militärakte?«, wiederholte Dianna. »Wozu? Andrew erhielt das Verwundetenabzeichen und wurde in Ehren entlassen. Sonst steht nichts drin. Dutzende von Reportern dürften das nachgeprüft haben.«
»Sieh dir die Akte trotzdem noch einmal an«, forderte Sonya sie auf. »Und vergleich sie mit den Unterlagen über den Prozess des Kriegsgerichts gegen einen gewissen Leutnant Jordan Edgar III. Lies zwischen den Zeilen, und erzähl mir anschließend, zu welcher Schlussfolgerung du gekommen bist.«
Diannas Magen schnürte sich vor Aufregung oder Befürchtung zusammen. »Soll das heißen, in den Unterlagen des Kriegsgerichts steht etwas über diesen Leutnant, das Andrews Wahl zum Gouverneur vereiteln könnte?«
»Ich bin sicher«, antwortete Sonya. »Ich kann es dir sogar garantieren, meine Liebe.«
11. KAPITEL
Ben hatte seine Tür geschlossen und das Telefon abgeschaltet, um seinen Schreibtisch nach einem viel zu langen Arbeitstag aufzuräumen. Roger steckte den Kopf durch die Tür. »Haben Sie fünf Minuten Zeit für mich?«, fragte er. »Wir müssen über meine Londonreise reden.«
»Ja, natürlich. Kommen Sie herein. Ich wollte schon den ganzen Tag mit Ihnen sprechen. Aber ständig kam etwas dazwischen.« Ben seufzte innerlich und drehte sich zu seinem Computer. »Also, wie war die Reise?«, fragte er und klickte ein paar Mal mit der Maus, um die Daten über das Canary-Wharf-Projekt auf den Bildschirm zu holen. »Erzählen Sie, was Sie in London getrieben haben.«
Roger grinste jungenhaft. Mit dem Absatz zog er einen Stuhl an den Schreibtisch und setzte sich. »Ich nehme an, Sie wollen nichts über die Tänzerinnen hören, die ich mit ins Hotelzimmer genommen habe. Auch nichts über mein nächtliches Abenteuer in einem der exklusivsten Spielclubs von London, wo ich hunderttausend Dollar auf einen Streich verlor.«
»Tut mir leid, für solche interessanten Themen habe ich keine Zeit.« Ben lächelte zurück. »Wie wäre es mit ein paar Einzelheiten darüber, wie sich verhindern lässt, dass wir noch mehr Geld bei dem Canary-Wharf-Projekt verlieren?«
Roger wurde sofort ernst und beugte sich vor. »Ich traf am frühen Montagmorgen in Heathrow ein und fuhr direkt zu unserem Londoner Büro. Dort habe ich zunächst mit den Angestellten gesprochen und mir deren Sicht der Lage angehört. Dienstag bin ich dann zur Canary Wharf hinausgefahren und habe mir das Gebäude angesehen. Es ist übrigens noch schwieriger mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, als wir annahmen. Die nächsten drei Vormittage habe ich mehrere Möglichkeiten mit Gerald Hughes durchgesprochen, wie man die Schwierigkeiten in den Griff bekommen könnte. Er ist für die Vermietung der Objekte zuständig. Nachmittags war ich jeweils vor Ort und arbeitete unmittelbar mit der Angestellten zusammen, die sich konkret um die Verwaltung des Gebäudes kümmert. Ihr Name ist Maggie Doherty.«
Ben warf einen Blick auf seinen Monitor. »Unser Partner in London ist Beavis & May, eine der größten Immobiliengesellschaften Europas. Aus den Unterlagen geht hervor, dass Gerald Hughes eine über zwanzigjährige Erfahrung in der Vermietung von Gewerbeflächen besitzt.«
»Stimmt. Und meine professionelle Meinung dazu ist, dass sowohl Gerald Hughes und als auch seine Firma ausgebrannt sind. Zumindest im Hinblick auf unser Projekt.«
Ben zog eine Braue in die Höhe. »Gibt es einen besonderen Grund für diese Behauptung?«
»Mehrere.« Mit kurzen prägnanten Worten schilderte Roger ein halbes Dutzend Gebiete, auf denen die derzeitige Verwaltung seiner Ansicht nach nicht effektiv arbeitete. »Der Hauptgrund, weshalb wir sie ersetzen sollten, ist jedoch ein anderer«, schloss er. »Und der wäre?«
»Die Firma ist derart konservativ, dass sie sich selber lähmt. Nach jedem Vorschlag, den ich machte, und jeder Veränderung, die ich anregte, sahen Gerald oder Maggie mich mitleidig an und sagten:,Tut mir leid, Mr. Campbell, aber das geht nicht. Sie kennen den Londoner Immobilienmarkt eben nicht. Hier handhabt man die Dinge anders als in den Vereinigten Staaten.’« Roger schüttelte angewidert den Kopf. »Alle beide sind wahnsinnig selbstgefällig. Wären sie ausgesprochen erfolgreich, könnte ich ja verstehen, dass sie sich nicht von jemandem in ihre Arbeit hineinreden lassen wollen, der gerade erst das College verlassen
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