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Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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junger Mann trat er 1965 im Alter von vierundzwanzig Jahren in die Harvard Law School ein.
    Dianna schlug die Seite um, und ihr Interesse wuchs. Andrew Campbell hatte ebenfalls die Groton School besucht und wie Jordan Edgar 1962 sein Examen an der Princeton University abgelegt. Anschließend hatte er beinahe drei Jahre im Familienunternehmen gearbeitet und war 1965 in die Harvard Law School eingetreten. Dianna hatte den Namen Jordan Edgar noch nie gehört. Aber es war ziemlich unwahrscheinlich, dass die beiden Männer sich nicht begegnet waren, nachdem sie beinahe denselben Lebensweg eingeschlagen hatten.
    Die Sechzigerjahre waren eine turbulente Zeit gewesen, und Jordan Edgar wurde bald vom Strudel der Geschichte mitgerissen. Während der Vietnamkrieg immer grausamer wurde und die Ereignisse sich mit erschreckendem Tempo überschlugen, eskalierten an der Universität die Proteste. Konteradmiral Edgar, ebenfalls ein Absolvent von Harvard, besuchte seine Alma Mater im Frühjahr 1968 und versuchte, die Politik der Regierung und die militärischen Operationen in Vietnam zu verteidigen. Er hatte kaum einen schlechteren Zeitpunkt für seine Rede wählen können. Die Tet-Offensive der Nordvietnamesen hatte gerade zahlreiche Unzulänglichkeiten auf allen Ebenen der US-Führung aufgedeckt, und Konteradmiral Edgar wurde von den wütenden jungen Leuten niedergeschrien, die nicht für eine Sache auf den Reisfeldern Südostasiens sterben wollten, an die kaum jemand glaubte.
    Während die Studenten lautstark protestierten, sprang plötzlich der Führer der Black Panthers auf das Podium, wo der Konteradmiral vergeblich versuchte, seine Rede zu Ende zu bringen, und verbrannte symbolisch eine US-Fahne.
    Nach einem Bericht in der Studentenzeitung »Crimson« war Andrew Campbell als Einziger zugunsten von Konteradmiral Edgar eingetreten. Er hatte seine Kommilitonen darauf hingewiesen, dass in den USA Meinungsfreiheit herrsche und selbst die dümmste Rede nicht verhindert werden dürfe. Doch er war von einem Hagel aus Abfallen vom Podium vertrieben worden. Der Ton des Berichts ließ darauf schließen, dass der »Crimson« diese gewaltsame Form studentischer Zensur von ganzem Herzen billigte.
    Das Foto zu dem Artikel zeigte zahlreiche langhaarige Studenten mit selbst gefärbten Hemden und Blumen in den Händen, die ekstatisch kreischten, während die Fahne verbrannte. Ganz links stand eine kleine Gruppe von Frauen mit ordentlichen Frisuren, weißen Blusen mit Spitzenkragen und einem Spruchband, dessen kleine Buchstaben nicht zu lesen waren. Sonya hatte eines der Gesichter eingekreist.
    »Evelyn Campbell, geborene Duplessy«, hatte sie am Rand notiert. »Heiratete Andrew Campbell zwei Monate nach diesem Miniaufstand im Juli 1968.«
    Während Andrew und Evelyn ihre Flitterwochen in Europa verbrachten, kehrte Jordan Edgar III. in den aktiven Dienst bei der Marine zurück. Im Oktober wurde er auf den Flugzeugträger »Spirit of Freedom« abkommandiert, der in den philippinischen Gewässern kreuzte und seinen Heimathafen in der Subic Bay hatte.
    Dianna hielt einen Moment inne, und die Zeilen verschwammen vor ihren Augen. Sie brauchte nicht erst in dem anderen Ordner nachzuschlagen. Sie wusste, dass Andrew Campbell sich gleich nach der Rückkehr aus den Flitterwochen im Herbst 1968 freiwillig zur Armee gemeldet hatte. Nach einigen Wochen der Grundausbildung in Virginia war er befördert worden und auf die »Spirit of Freedom« geflogen. Er hatte die Vereinigten Staaten am 15. Februar 1969 verlassen und war erst ein Jahr später zurückgekehrt, als seine Tochter Claire fast drei Monate alt war. Er musste noch ein weiteres Jahr dienen, war aber nicht wieder nach Übersee gegangen. Mit einer Schreibtischarbeit in Virginia und genügend Geld aus der Familienkasse hatte er die letzten Monate seines Militärdienstes relativ bequem verbracht und mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter in einem geräumigen Haus gewohnt.
    Als Andrew seinen Wahlkampf um den Gouverneursposten begann, hatte Evelyn Campbell dem NBC-Studio in Miami eines ihrer wenigen persönlichen Interviews gewahrt. Auf die Frage, wie man sich fühle, wenn man sein erstes Kind zur Welt brachte, während der Ehemann Tausende von Kilometern entfernt war, hatte sie erklärt, sie wäre erleichtert gewesen, dass Andrew sich freiwillig zur Marine gemeldet hatte. Erleichtert, weil ihr Mann wusste, was er seinem Land schuldig war, und sich trotz heftiger Einwände seiner Familie und praktisch

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