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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Margarets Vorgaben.«
    »Cognac!« Er wies auf ein Tischchen.
    Mila beeilte sich, ihm die gewünschte Stärkung zu bringen.
    »Sie auch«, sagte er mit festerer Stimme, nachdem er einen Schluck genommen hatte.
    Sie wollte ablehnen, überlegte es sich aber anders, als ihr schwante, dass der gute Mann überhaupt nicht ahnte, welche Pläne seine Frau für die Umgestaltung des Hauses hatte. Mit dem Glas in der Hand ließ sie sich ebenfalls in einen Sessel gleiten. Die Flasche hatte sie gleich mitgebracht. Nach einem winzigen Schlückchen wollte sie zu einer Erklärung ansetzen, doch Lord Hubert schüttelte den Kopf.
    »Maggy liebt das Moderne. Ich hätte wissen müssen, dass diese Farbe nach ihrem Geschmack ist.« Er schenkte sich nach. »Wissen Sie, nach dem schrecklichen Feuer habe ich überlegt, das ganze Haus abreißen zu lassen. Aber Vivienne, meine erste Frau, Gott sei ihrer Seele gnädig, war dagegen. Die Möbel, die Tapeten und Bilder waren verloren, und wir beschlossen, sie nicht durch Neuerwerbungen zu ersetzen. Natürlich gibt es schöne Antiquitäten, und wir haben ein Vermögen dafür ausgegeben, aber sie gehören doch nicht zur Familientradition.« Gedankenverloren schwieg er eine Weile, bis er endlich sagte: »Vivienne besaß Stil. Das Häuschen, in dem Sie jetzt wohnen, hat sie eingerichtet.«
    Höflich nickte Mila, um ihn nicht zu unterbrechen. Der Viscount hatte recht, diese Lady Vivienne hatte bei der behutsamen Farbwahl und den wenigen, erlesenen Möbeln einen exquisiten Geschmack bewiesen – und auch das Cottage ließ nichts zu wünschen übrig.
    »Eigentlich fand ich diese schlichte Lösung sehr ansprechend und habe sogar darüber nachgedacht, mein Arbeitszimmer ebenfalls zu entrümpeln. Es hat die Katastrophe fast als einziger Raum des Hauses überstanden. Aber hier ist alles so voller Erinnerungen, ich konnte es nicht übers Herz bringen.« Lord Hubert leerte sein Glas, stand auf und ging zum Schreibtisch. »Maggy soll ihren Willen bekommen, es ist schließlich ebenso ihr Zuhause wie meines.« Mit einer Handbewegung entließ er sie, setzte sich und blickte wortlos aus dem Fenster.
    Leise schloss Mila die Tür hinter sich und kehrte zu den Handwerkern zurück.
    »Und?«, fragte der Malermeister kaum vernehmlich.
    »Weitermachen. Wenn die Farbe trocken ist und sie gleichmäßig gedeckt hat, können Sie beginnen, die Lilienblüten aufzumalen.«
    Als er noch etwas sagen wollte, zuckte sie nur mit den Schultern, sah ihn entschuldigend an und wandte sich dem Klempner zu, der ihr mitteilte, dass die gewünschten Armaturen nicht vor Ende der Woche geliefert werden könnten. Was nicht weiter schlimm gewesen wäre, hätten die Fliesenleger heute wie geplant mit ihrer Arbeit begonnen. Doch die waren bisher noch nicht aufgetaucht, und es wurde Zeit herauszufinden, was sie von ihrem Plan abgebracht hatte.
    So vergingen die nächsten Stunden damit, kleine und mittlere Katastrophen zu verhindern, und als eines der Hausmädchen verkündete, im Wintergarten sei Tee für sie serviert, beendete Mila bereitwillig ihre Arbeit. Die Handwerker hatten sich verabschiedet, im Herrenhaus war Ruhe eingekehrt. Müde streckte sie die Beine aus und sah den Regentropfen zu, die ihre Spuren auf den Glasscheiben hinterließen. Zu ihrer Erleichterung blieb Lord Hubert wie üblich unsichtbar. Doch der Frieden hielt nicht lange. Kaum hatte Mila ihren Tee ausgetrunken, klang Lady Margarets helle Stimme durch das Haus, und schon stürmte die Viscountess herein, im Schlepptau und deutlich langsamer einen blassen Anthony.
    »Siehst du! Ich habe dir gleich gesagt, dass wir uns keine Sorgen zu machen brauchen. Unsere reizende Innenarchitektin hat alles im Griff und kann sich ohne Weiteres eine gemütliche Teepause erlauben.«
    Die Röte schoss Mila in die Wangen, sie sprang auf. »Ich …«
    »Schon gut, meine Liebe! Es kann ja nicht jeder so fleißig sein wie der selbstlose Anthony.« Dabei berührte Lady Margaret seinen Arm, woraufhin er zusammenzuckte.
    Mila konnte es ihm nicht verdenken. Die Viscountess hatte eine Art, mit ihren Angestellten umzugehen, die besser zu einer älteren Dame gepasst hätte. Aber nicht zu dieser Frau, die möglicherweise sogar jünger war als Mila. Zumindest sieht sie aus, als hätte sie gerade erst die Schule hinter sich , dachte sie nicht ohne Bewunderung. Eine Spur davon musste sich wohl in ihrem Gesicht abgezeichnet haben, denn Lady Margaret lachte glockenhell, drehte sich schwungvoll, wobei sie

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