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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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den Namen von Florence’ kleinem Unternehmen erwähnte.
    Mila fand ihre Idee so vorzüglich, dass sie übermütig hinzufügte: »Natürlich nur, wenn das dein journalistisches Selbstverständnis nicht erschüttert.« Dabei spürte sie ein nahezu diabolisches Entzücken in sich heranwachsen. Es geschähe Maggy recht. Zyklamfarbene Wände, lila Auslegware über dem kostbaren Parkett und vergoldeter Stuck unter der Decke, also wirklich!
    »Damit habe ich kein Problem«, versicherte ihr Lucian. »Nenn mir deine Bedingungen.«
    Plötzlich fühlte sie sich, als säße sie mitten in einer knallharten Geschäftsverhandlung. Ihre innere Stimme warnte: Denk nach, bevor du antwortest.
    Nach einer kurzen Pause hob sie die Hand und begann an den Fingern abzuzählen: »Der Artikel darf keinerlei Zweifel am Vorher und Nachher lassen. Florence und ihrer Firma soll auf keinen Fall Schaden entstehen. Du kannst niemandem, hörst du, niemandem von diesem Deal erzählen. Auch nicht deinem Guardian- Freund.« Zufrieden lehnte sie sich zurück.
    »Und was ist mit dir?«
    »Was soll mit mir sein?«
    »Hast du wirklich nicht an dich selbst gedacht?« Er sah aus, als könnte er daran nicht glauben. »Was ist, wenn ich Lord Hubert nicht überführen kann, aber herauskommt, dass du von Anfang an über meine wahre Identität Bescheid wusstest?« Ernst sah er sie an. »Ich will offen sein: In diesem Land gäbe es dann kaum mehr eine Zukunft für eure kleine Firma. Er würde dich und deine Freundin ohne mit der Wimper zu zucken ruinieren. Aber mach dir keine Sorgen. Ich verspreche dir, von mir wird niemand etwas erfahren.«
    Daran hatte sie nicht gedacht. Aus seinem Mund klangen die Worte wie ein wertvolles und seltenes Geschenk. »Danke«, sagte sie und hoffte, Lucian würde hören, dass es keinesfalls so dahingesagt war.
    »Wann?« Er räusperte sich, setzte noch einmal an und war dabei hörbar um einen freundlicheren Ton bemüht: »Wie lange wird es dauern, bis du …?«
    »Vorher muss ich natürlich mit Florence sprechen.«
    »Selbstverständlich.«
    »Und mit jemandem vom Castles & Landscapes , der deine Identität notfalls bestätigt.«
    »Das kannst du?« Er klang beeindruckt.
    »Würde ich es sonst behaupten?« Sie hätte noch mehr gesagt, aber seine Ungeduld war deutlich zu erkennen. »Ist es eilig?«
    »Mila, je eher wir der Sache auf den Grund gehen, desto früher ist Schluss mit diesen Machenschaften. Meinst du nicht auch?«
    »In Ordnung. Wie erreiche ich dich am besten?«
    Lucian wies auf das Handy und schob ihr eine Visitenkarte zu. Er stand auf. »Ruf mich einfach an.« Eine Spur von Bedauern schwang in seiner Stimme mit, als er sich verabschiedete: »Ich muss jetzt leider los. Du meldest dich, so schnell du kannst, okay?«
    »Versprochen!« Wieder war da diese Enge in ihrem Herzen. Kurz nur und kaum zu fühlen, aber dennoch beunruhigend, als hätte ihre Zusage eine besondere Bedeutung, wäre auf unheimliche Weise verbindlich. Da sie aber ihre Versprechen nie leichtfertig gab und vorhatte, auch dieses einzuhalten, wischte Mila den Gedanken rasch beiseite.
    In der Tür blieb Lucian stehen und bedachte sie mit einem langen Blick.
    »Ein ausgesprochen nettes Frühstück …« Fast schien es, als hätte er noch etwas sagen wollen. Dann war er fort.
    Milas Knie fühlten sich so weich an, dass sie froh war, auf einem soliden Stuhl zu sitzen.

6
    D en folgenden Montag verbrachte Mila in friedlicher Eintracht mit den Handwerkern. Nachmittags fuhr sie nach Ivycombe, um einige Einkäufe zu erledigen. Als sie aber am Dienstag gegen acht Uhr morgens Stanmore House betrat, erkannte sie an der eigentümlichen Stille, die sie empfing, dass etwas nicht stimmte.
    Lord Hubert stand in der Tür zum Salon. Die Hände in die Taille gestemmt, leicht nach vorn gelehnt und auf den Zehenspitzen wippend, hätte er eigentlich nichts mehr zu sagen brauchen.
    »Miss Durham, das ist doch gewiss ein Missverständnis?«
    »Gestatten?« Behutsam nahm sie den Hausherrn am Ärmel und dirigierte ihn durch die Halle in Richtung seines Arbeitszimmers. »Lord Hubert, wie war die Reise?« Dabei machte sie hinter seinem Rücken verzweifelte Gesten, um dem Malermeister zu signalisieren, dass sie nicht gestört werden wollte.
    Zum Glück hob der gleich den Daumen zum Zeichen, dass er verstanden hatte.
    »Sir«, sagte sie, nachdem die Tür geschlossen und er in einem sehr alten Ledersessel untergebracht war. »Lord Hubert, es tut mir leid, aber wir arbeiten strikt nach Lady

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