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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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»Lucian Shaley? Geben Sie ihn mir!«
    Wortlos reichte Mila das Telefon zurück.
    »Sie will mir nicht glauben, dass ich mit dem Guardian zu tun habe«, sagte er. »Würdest du ihr das bitte bestätigen?«
    Danach konnte Mila nichts mehr verstehen, weil ausgerechnet jetzt ein Hubschrauber tief über dem Strand in Richtung Ivycombe flog.
    Das muss die Küstenwacht sein. Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert , dachte sie und sah ihm nach.
    Plötzlich hielt sie das Handy wieder in der Hand, und der Mann am anderen Ende sagte: »Sie können ihm glauben. Nur wenn er behauptet, Ihnen die Sterne vom Himmel holen zu wollen, dann werden Sie lieber misstrauisch. Da hat er nämlich keinen Zutritt!« Nach diesen merkwürdigen Worten war ein Klicken zu hören, und das Freizeichen ertönte.
    Dieser Chef war mindestens so schräg drauf wie sein Mitarbeiter, vermutlich musste man das für diesen Job auch sein. Ganz geheuer kam ihr die Sache nicht vor, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass sich jemand diese Geschichte ausdachte, um sie davon abzuhalten, zur Polizei zu gehen. Ein Frösteln lief über ihre Haut, und sie zog unwillkürlich die Schultern hoch.
    Lucian sah sie prüfend an. »Alles in Ordnung?«
    »Natürlich.« Mila schüttelte den grauen Schatten ab, der sich durch ihre Gedanken schlich. »Gut«, sagte sie gefasster, als ihr zumute war , »du bist also Journalist, recherchierst am Fall Dorchester und möchtest vermeiden, dass ich dich wegen Einbruchs anzeige.«
    Entsetzt sah er sie an. »Das hattest du vor?«
    »Lucian, was willst du von mir?«
    »Gar nichts, ich … du hast recht «, sagte er, plötzlich sehr ernst. »Ich komme nicht weiter und könnte deshalb eine Verbündete im Haus gebrauchen.«
    »Mich? Auf gar keinen Fall schleiche ich durch dunkle Zimmer und spioniere meinen Auftraggebern nach.« Empört wollte sie aufspringen, aber er hielt sie zurück.
    »Ich werde dir sagen, warum mir diese Story so wichtig ist.« Eindringlich sah er sie an. »Deine Entscheidung akzeptiere ich, ganz gleich wie sie ausfällt.«
    »Erzähl!«
    »Der Viscount sitzt im Oberhaus, und er hat weitreichende Verbindungen. Unter anderem gehört er zum Vorstand eines Rüstungsunternehmens, das Kriegswerkzeug für die britische Army herstellt. Damit verdient er ein Heidengeld. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Aber wir haben kürzlich einen anonymen Hinweis erhalten, dass diese Firma ihre Ware in Krisengebiete liefert, und das keineswegs nur an die dort stationierten NATO -Truppen.«
    Als Mila an ihre ehemaligen Kameraden dachte, von denen einige inzwischen ihr Leben bei Auslandseinsätzen verloren hatten, ballte sie die Hände unwillkürlich zu Fäusten. »Das ist eine Schweinerei! Bist du sicher, dass er davon weiß?«
    »Unser Informant behauptet es zumindest. Natürlich hast du recht , ich brauche Beweise.«
    »Sollte man das nicht der Polizei überlassen? Solche Leute sind gefährlich. Wenn er wirklich in illegale Waffengeschäfte verwickelt ist, wird er nicht der Einzige mit einer schmutzigen Weste sein.«
    »Du meinst den Staatsschutz? Ich fürchte, MI5 oder MI6 zu involvieren, wäre ohne konkrete Belege keine so kluge Entscheidung. Der Innenminister war sein Trauzeuge.« Mitleidig sah Lucian sie an.
    »Ich hatte keine Ahnung.« Kaum hörbar fügte sie auf Russisch hinzu: »Von wegen freier Westen. Genau so war es in Санкт - Петербург .«
    »Sankt Petersburg?«, fragte er.
    »Ich habe eine Zeit lang dort gewohnt. Glaube mir, es gibt bessere Orte in dieser Welt.« Als sie sah, dass er etwas sagen wollte, unterbrach sie ihn rasch: »Einverstanden. Ich helfe dir. Aber wie? Spionieren werde ich jedenfalls nicht.« Ratlos sah sie ihn an, bis ihr auf einmal Peter einfiel, ein Bekannter, der als Chefredakteur einer Wohn- und Lifestyle-Zeitschrift arbeitete. »Warte, ich habe eine Idee. Was hältst du davon, einen Artikel für Castles & Landscapes zu schreiben? Die Umbauarbeiten wären ein geeigneter Anlass.«
    Peter war ihr ohnehin noch einen Gefallen schuldig, denn ohne ihre Hilfe wären ihm einige Türen verschlossen geblieben. Die wohlhabenden Wohnungs- oder Hausbesitzer, die sie und Florence als diskrete und zuverlässige junge Frauen kannten und ihre Arbeit zu schätzen gelernt hatten, reagierten üblicherweise aufgeschlossen, wenn Mila sie bat, Peter zu empfangen, weil er eine Reportage über ihre Häuser plante. Davon profitierten alle, denn selbstverständlich dankte er es ihr, indem er gelegentlich auch

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