Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
nicht
wahr?« Meine Hand streicht über den Ledereinband des
Buches vor mir auf dem
Tisch. Es ist eines der wenigen, die ich mitnehmen werde: mein Bericht
der
letzten Tage von Kairn Telest. »Aber ich brachte es nicht
über mich, sie ungeordnet
zurückzulassen.«
    »Es ist nicht töricht. Wer weiß,
eines Tages
kehrt Ihr vielleicht zurück.« Edmund bemüht
sich um einen heiteren Tonfall. Er
hat sich daran gewöhnt, in heiterem Tonfall zu sprechen und
eine wohlgemute
Zuversicht zur Schau zu tragen.
    »Wer weiß? Ich weiß
es, Prinz.« Ich
schüttle vorwurfsvoll den Kopf. »Ihr
vergeßt, mit wem Ihr sprecht. Ich bin
nicht eins der Ratsmitglieder.«
    »Aber es gibt doch noch Hoffnung!« beharrt
er.
    Es schmerzt mich, seinen Traum zu zerstören.
Dennoch – um unser aller willen – muß er
gezwungen werden, der Wahrheit ins
Gesicht zu sehen. »Nein, Hoheit, es gibt keine Hoffnung.
Was ich Eurem
Vater vor zehn Jahren prophezeit habe, ist eingetroffen. All meine
Forschungen
lassen nur einen Schluß zu: unsere Welt stirbt.«
    »Welchen Sinn hat es dann, sich weiter zu
quälen?« ruft Edmund anklagend. »Warum
nicht einfach hierbleiben und das Ende
abwarten? Weshalb sollen wir die Mühen und Gefahren dieser
Wanderung ins
Ungewisse auf uns nehmen, wenn uns doch nichts anderes erwartet als der
Tod?«
    »Ihr sollt Euch eben nicht tatenlos in das
Unausweichliche ergeben, Edmund. Ich rate Euch, die Zukunft
für Euer Volk in
einer anderen Richtung zu suchen.«
    Die Miene des Prinzen verdüstert sich. Unmutig
wendet er sich von mir ab. »Mein Vater hat verboten,
darüber zu reden.«
    »Euer Vater ist ein Mann, der in der
Vergangenheit lebt, nicht in der Gegenwart«, sage ich
unverblümt. »Vergebung,
Hoheit, aber es ist stets meine Art gewesen, die Wahrheit
auszusprechen, wie
schmerzlich oder unangenehm sie auch sein mag. Bei dem Tod Eurer Mutter
ist
auch in Eurem Vater etwas gestorben. Er schaut zurück. An Euch
ist es, vorwärts
zu schauen!«
    »Mein Vater ist immer noch
König«, weist Edmund
mich streng zurecht.
    »Ja«, antworte ich. Und halte diese
Tatsache im
stillen für äußerst bedauerlich.
    Edmund reckt trotzig das Kinn vor. »Solange er
König ist, werden wir tun, was er und der Rat anordnen. Wir
werden nach Kairn
Nekros gehen und unsere Brüder dort um Hilfe bitten. Ihr
selbst habt es
vorgeschlagen.«
    »Ich habe allerdings vorgeschlagen, daß
wir nach
Kairn Nekros gehen. Meine Nachforschungen haben ergeben, daß
Kairn Nekros der
einzige Ort in Abarrach ist, an dem wir mit einiger Wahrscheinlichkeit
hoffen
können, Leben zu finden. Es liegt an der Feuersee, und auch
wenn alle Anzeichen
darauf hinweisen, daß der Magmaozean geschrumpft ist,
muß er immer noch groß
genug sein, um die Leute dort mit Wärme und Energie zu
versorgen. Ich habe
jedoch nicht gesagt, daß wir als Bettler an ihre Tür
klopfen sollen!«
    Eine Blutwelle steigt in Edmunds
gutgeschnittenes Gesicht, seine Augen blitzen. Er ist jung und stolz.
    Ich sehe das Feuer in ihm und tue mein
möglichstes, um es zu schüren. »Bettler an
der Schwelle jener, die unseren
Untergang verschulden!« erinnere ich ihn.
    »Ihr habt keine Beweise …«
    »Pah! Alle Beweise deuten in eine Richtung

nach Kairn Nekros. Ja, ich bin überzeugt, daß wir
die Bevölkerung jenes Reiches
vergnügt und bei bester Gesundheit antreffen. Weshalb? Weil
sie unser Leben
gestohlen haben!«
    »Weshalb habt Ihr uns dann geraten, daß
wir uns
dorthin wenden sollen?« Edmund verliert die Geduld.
»Wollt Ihr Krieg? Ist es
das?«
    »Ihr wißt, was ich will, Edmund.«
    Der Prinz merkt zu spät, daß man ihn auf
den
verbotenen Pfad gelockt hat. »Wir brechen auf, nachdem wir
das Erstmahl
eingenommen haben«, meint er kalt. »Ich habe noch
einiges zu tun, Nekromant,
genau wie Ihr. Unsere Wiedergänger müssen auf die
Reise vorbereitet werden.«
    Er macht Anstalten zu gehen. Ich ergreife seinen
pelzumhüllten Arm.
    »Das Todestor!« mahne ich eindringlich.
»Denkt
darüber nach, Prinz. Das ist alles, worum ich bitte. Denkt
darüber nach!«
    Er bleibt stehen, doch er dreht sich nicht um.
Ich verstärke meinen Griff, bis ich durch den Pelz hindurch
Fleisch und Muskeln
und Knochen seines Oberarms spüren kann.
    »Denkt an die Worte der Prophezeiung, Edmund.
Das Todestor ist unsere einzige Hoffnung.«
    Der Prinz schüttelt den Kopf, macht sich los und
überläßt die Bibliothek dem zuckenden

Weitere Kostenlose Bücher