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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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sind. Ich warte ebenfalls, denn ich
möchte wissen,
welchen Befehl sie noch ausführen sollen.
    Es kostet Zeit und beträchtliche Anstrengungen,
doch endlich gelingt es ihnen, die Tore zu schließen, die
Tore unserer Stadt,
mit den rätselhaften Inschriften, deren Bedeutung vergessen
ist und über die
jetzt, als die Soldaten mit den Fackeln abmarschieren, der Vorhang der
Dunkelheit fällt.
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Kapitel 3
Kairn Telest,
Abarrach
    Ich schreibe jetzt unter nahezu unmöglichen
Bedingungen. Dies als Erklärung für jeden, der
vielleicht später einmal dieses
Buch liest und sich sowohl über den veränderten Stil
wie auch die veränderte
Handschrift wundert. Nein, ich bin nicht plötzlich alt und
schwach geworden;
mich plagt auch keine Krankheit. Die Buchstaben taumeln über
die Seiten, weil
ich mich mit dem trüben Lichtschein einer blakenden Fackel
zufriedengeben muß.
Die einzige Schreibunterlage, die mir zur Verfügung steht, ist
eine Platte aus
Feuerstein. Einer der Soldaten hat sie mir beschafft. Und nur meine
Magie
verhindert, daß die Blutbeerentinte gefriert, wenigstens so
lange, bis ich die
Worte zu Papier gebracht habe.
    Außerdem bin ich erschöpft bis ins Mark.
Jeder
Muskel in meinem Körper schmerzt, meine
Füße sind wundgelaufen und haben
Blasen. Doch ich habe einen Pakt geschlossen, mit mir selbst und mit
Edmund,
diese Chronik fortzuführen, und nun will ich die Ereignisse
des Zyklus
aufschreiben, bevor …
    Bevor ich sie vergessen habe, wollte ich sagen.
    Leider werde ich sie wohl nie vergessen können.
    Diese erste Etappe unserer Wanderung war
körperlich nicht besonders anstrengend. Die Straße
führte über Land, durch
ehemals landwirtschaftlich genutzte Gebiete: Korn- und
Gemüsefelder, Obsthaine,
Viehweiden. Die Wege waren eben und leicht begehbar. Wie gesagt
– körperlich
hat der Marsch uns nicht überfordert. Die seelischen
Auswirkungen hingegen sind
katastrophal.
    Einst schien das wärmende, freundliche Licht der
Kolosse auf dieses Land. Jetzt, in der allmächtigen
Dunkelheit, sahen wir im
Licht der Fackeln links und rechts die Felder brachliegen, verdorrt und
öde.
Die braunen Stoppeln der letzten Kairngrasernte klapperten wie hohle
Knochen in
dem eisigen Wind, der klagend durch Spalten und Risse der
Höhlenwände pfiff.
    Die fröhliche, beinahe abenteuerlustige Stimmung
des Aufbruchs verflog unter dem bedrückenden Einfluß
dieser Landschaft. Wir
marschierten schweigend über den gefrorenen Boden; unsere
Füße waren vor Kälte
wie abgestorben, wir strauchelten und rutschten auf Eispfützen
und reifglatten
Steinen. Es wurde einmal Rast gemacht, um etwas zu essen, aber nur
kurz, dann
ging es weiter. Kinder, die ihren Mittagsschlaf vermißten,
nörgelten, manche
schlummerten während des Marschierens auf dem Arm ihrer
Väter ein. Nicht ein
Wort der Klage wurde laut, doch Edmund hörte das Weinen der
Kinder. Er sah die
Erschöpfung der Leute und begriff, daß sie nicht von
Anstrengung herrührte, sondern
von tiefer Betrübnis. Ich wußte, daß er
mit ihnen litt, aber er durfte uns
keine Ruhe gönnen. Unsere Nahrungsmittelvorräte sind
knapp und genau rationiert
für die Zeitspanne, die wir nach meiner Schätzung
brauchen werden, um Kairn
Nekros zu erreichen.
    Ich dachte daran, Edmund vorzuschlagen, er solle
das unfrohe Schweigen brechen und den Leuten in lebhaften Farben ihre
Zukunft
in einer neuen Heimat schildern. Dann beschloß ich jedoch, es
sei besser, die
Stille nicht zu unterbrechen. Das Schweigen war beinahe heilig. Unser
Volk nahm
Abschied.
    Gegen Ende des Zyklus kamen wir zu einem Koloß.
Niemand sprach, doch einer nach dem anderen verließen die
Bewohner von Kairn
Telest den Pfad und versammelten sich um den gigantischen Pfeiler aus
Stein.
Früher einmal wäre es unmöglich gewesen,
sich dem Wärme und Licht verströmenden
Bann unseres Lebens zu nähern. Jetzt erhob er sich vor uns
ebenso tot und kalt
wie das Land, das ohne ihn nicht fortbestehen konnte.
    Der König, begleitet von mir, Edmund und
fackeltragenden Soldaten, löste sich aus der Menge und trat an
den Koloß heran.
Edmund betrachtete den Pfeiler neugierig, er hatte nie zuvor einen aus
der Nähe
gesehen.
    In seinem Gesicht malte sich ehrfürchtiges
Staunen über die Höhe und den gewaltigen Umfang der
Felssäule.
    Ich sah den König an. Er wirkte enttäuscht,
hilflos, zornig, als hätte der Koloß an ihm
persönlich Verrat

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