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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Gaslicht und den eingesargten Büchern.
    Ich setze mich hin, nehme den Stift und beginne
wieder zu schreiben.
    Die Bevölkerung von Kairn Telest versammelt sich
in der ewigen Nacht vor dem Tor in der Stadtmauer. Das Tor steht offen,
seit
man zurückdenken kann, seit der Gründung der Stadt,
wie die Aufzeichnungen
belegen. Die Mauern wurden errichtet, um die Bevölkerung vor
umherstreifenden
Raubtieren zu schützen, sie waren nie dazu bestimmt, die
Bürger der Stadt vor
Übergriffen anderer Bewohner des Landes zu bewahren. Eine
solche Vorstellung
ist für uns undenkbar. Reisende, Fremde sind jederzeit
willkommen, und deshalb
steht das Tor offen.
    Aber dann kam der Tag, da wurde den Einwohnern
von Kairn Telest bewußt, daß seit langer, langer
Zeit kein Fremder mehr das Tor
durchschritten hatte, um die Gastfreundschaft der Stadt in Anspruch zu
nehmen.
Wir begriffen, daß nie mehr einer kommen würde.
Nicht einmal irgendwelche Tiere
hatte man seit langem zu Gesicht bekommen. Die Tore blieben offen, weil
sie zu
schließen eine unnötige Mühe und
Zeitverschwendung gewesen wäre. Heute stehen
die Einwohner unter dem gewaltigen Bogen – nun selbst
Reisende – und warten
schweigend auf das Zeichen zum Aufbruch.
    Ihr König und der Prinz erscheinen, an der
Spitze der Armee. Die Soldaten tragen brennende Kairngrasfackeln. Ihnen
folge
ich selbst – Nekromant des Königs – sowie
meine Gehilfen und Schüler. Nach uns
kommen die Palastdiener mit dem Proviant und der Kleidung. Einer, der
unmittelbar hinter mir einherschlurft, trägt die Kiste mit den
Büchern.
    Vor dem Tor bleibt der König stehen. Er
läßt
sich von einem der Soldaten die Fackel reichen und hält sie in
die Höhe. Ihr
Schein hebt einen kleinen Teil der Stadt aus der Dunkelheit. Wir alle
drehen
uns noch einmal herum, zu einem letzten Blick auf unsere Heimat.
    Wir sehen breite Straßen zwischen Gebäuden
aus
dem Stein von Abarrach. Die Fassaden aus schimmerndem weißen
Marmor, überzogen
mit Runen, die niemand mehr zu deuten versteht, reflektieren den
Fackelschein.
Auf einer Erhebung des Höhlenbodens steht der Palast. Er ist
nicht zu erkennen
in der Düsternis, aber wir sehen ein Licht, ein kleines Licht
in einem Fenster.
    »Ich habe die Lampe brennen lassen«,
verkündet
der König mit überraschend lauter und
kräftiger Stimme, »als Willkommensgruß,
wenn wir heimkehren.«
    Die Leute jubeln, weil es von ihnen erwartet wird.
Aber der Jubel erstirbt viel zu bald, statt dessen hört man
unterdrücktes
Schluchzen.
    »Das Gas in dieser Lampe wird ungefähr
dreißig
Zyklen reichen«, gebe ich halblaut zu bedenken. Ich bin an
die Seite des
Prinzen getreten.
    »Schweigt!« weist Edmund mich zurecht.
»Es hat
meinen Vater glücklich gemacht.«
    »Die Wahrheit läßt sich nicht zum
Schweigen
verurteilen, Hoheit. Und vor der Wirklichkeit darf man nicht die Augen
verschließen.«
    Er sagt nichts darauf.
    »Wir verlassen jetzt Kairn Telest«,
spricht der
König weiter, »doch wir werden
zurückkehren, mit neu erworbenem Reichtum. Dann
wird unser Reich schöner und strahlender sein als je
zuvor.«
    Niemand jubelt. Niemand hat die Kraft, den Mut
und die Zuversicht.
    Die Bürger von Kairn Telest formieren sich schweigend
zum Aufbruch. Die meisten sind zu Fuß, sie tragen ihren
Proviant und wenige
Habseligkeiten zu Bündeln verschnürt auf dem
Rücken oder in der Hand, doch
einige ziehen primitive Karren hinter sich her, mit ihrem
Gepäck und denen, die
nicht Schritt halten können: den Kranken, den Alten, kleinen
Kindern. Zug- und
Lasttiere, die man früher besaß, sind
längst ausgestorben. Man hat ihr Fleisch
gegessen, ihr Fell schützt uns vor der bitteren
Kälte.
    Der König verläßt als letzter
seine Stadt. Hoch
aufgerichtet durchschreitet er das Tor, den Blick unerschrocken in die
Zukunft
gerichtet, die für uns ein neues Leben bereithält,
neue Möglichkeiten. In den
Leuten, die ihn sehen, erwacht Hoffnung. Sie bilden Spalier
längs der Straße,
und es erhebt sich wieder Jubel.
    Die Haltung des Königs strahlt Majestät und
Würde aus. »Komm her, Edmund«, befiehlt
er. Der Prinz verläßt mich und eilt zu
seinem Vater. Nebeneinander begeben sie sich an die Spitze der
Auswandererschar.
    Die Fackel hoch erhoben, den Sohn zur Seite,
führt der König von Kairn Telest sein Volk aus der
Heimat.
    Ein Trupp Soldaten ist zurückgeblieben, nachdem
die anderen abmarschiert

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