Feuersee
Majestät?«
»Das Geheimnis des Todestores gegen das
Geheimnis der Nekromantie.« Kleitus lächelte mit
schmalen Lippen. »Wir ließen
ihn in dem Glauben, den Vorschlag zu erwägen. Und er hat die
Prophezeiung zur
Sprache gebracht, Pons.«
Der Kanzler staunte. »Wirklich?«
»Oh, er gibt vor, nichts darüber zu wissen.
Er
hat Uns sogar gebeten, sie ihm herzusagen! Wir sind sicher,
daß er die Wahrheit
kennt. Und begreift Ihr, was das heißt?«
»Ich bin nicht sicher.« Der Kanzler
wählte seine
Worte mit Bedacht, um nicht begriff stutzig zu erscheinen.
»Er war bewußtlos,
als die Herzogin Jera davon sprach …«
»Bewußtlos!« Kleitus schnaubte.
»Er war
ebensowenig bewußtlos wie einer von uns in diesem Augenblick!
Er ist ein
mächtiger Zauberer, Pons. Er könnte nach Belieben
seine Zelle verlassen, wenn
er es wollte. Glücklicherweise ist er überzeugt, Herr
der Lage zu sein.
Nein, Pons, das war alles Theater. Wir haben Uns
inzwischen mit ihrer Magie beschäftigt.« Kleitus
griff nach einem Runenstein
und hielt ihn ins Licht. »Und wir glauben, daß Wir
zu verstehen beginnen, auf
welche Art sie wirkt. Wenn unsere fetten, selbstzufriedenen Vorfahren
sich die
Mühe gemacht hätten, mehr über ihre Feinde
in Erfahrung zu bringen, hätten wir
die Katastrophe womöglich verhindern können. Aber was
tun sie
in ihrem Dunkel? Sie verwandeln ihr spärliches
Wissen in ein Spiel! Bah!« Von Zorn übermannt, was
bei ihm nur selten vorkam,
wischte er die Spielsteine vom Tisch, dann sprang er auf und wanderte
ruhelos
durch das Zimmer.
»Die Prophezeiung, Euer Majestät?«
»Vielen Dank, Pons. Ihr erinnert Uns an das,
worauf es wirklich ankommt. Und die Tatsache, daß dieser
Haplo von der
Prophezeiung weiß, ist von allergrößter
Bedeutung.«
»Vergebung, Majestät, aber ich verstehe
nicht …«
»Pons!« Dicht vor seinem Kanzler blieb
Kleitus
stehen. »Denkt nach! Es kommt einer durch das Todestor, der
von der Prophezeiung
weiß. Das bedeutet, die Prophezeiung ist in den Welten
jenseits bekannt.«
Dem verständnislosen Kanzler ging ein Licht auf.
»Euer Majestät!«
»Dieser Patrynfürst hat Angst vor uns,
Pons«,
sagte Kleitus leise. Seine in die weite Ferne gerichteten Augen
schauten
Welten, die er nur in seiner Phantasie gesehen hatte. »Durch
unsere Nekromantie
sind wir die mächtigsten Sartan geworden, die es jemals gab.
Deshalb hat er
seine Spione geschickt, um uns zu bespitzeln. Zwietracht zu
säen. Ich sehe ihn
vor mir, wie er darauf wartet, daß seine Kundschafter
zurückkehren. Er wird
vergeblich warten!«
»Spione im Plural. Ich nehme an, daß Eure
Majestät von jenem anderen Mann sprechen, dem Sartan, der den
Toten getötet
hat. Darf ich respektvoll daran erinnern, Sire, daß dieser
Mann ein Sartan ist.
Einer der Unseren.«
»Wirklich? Einer, der unsere Toten eliminiert?
Nein, wenn er ein Sartan ist, dann ist er dem Bösen verfallen.
Es ist doch
vorstellbar, daß es im Lauf der Jahrhunderte den Patryn
gelungen ist, unser
Volk zu korrumpieren. Aber nicht uns. Bei uns wird ihnen das nicht
gelingen.
Wir müssen diesen Sartan fangen. Wir müssen
herausfinden, welcher Beschwörung
er sich bedient hat.«
»Wie schon gesagt, Sire, es war kein mir
bekanntes
Runengefüge …«
»Euer Wissen ist beschränkt, Pons. Ihr seid
kein
Nekromant.«
»Das stimmt, Sire.« Der Kanzler schien
sich
dieses Mangels nicht zu schämen. Er baute auf seine
Meisterschaft in der Kunst,
sich seinem Herrn unentbehrlich zu machen.
»Die Magie dieses Sartan könnte
für uns eine ernsthafte
Bedrohung sein. Wir müssen unbedingt wissen, wodurch es ihm
gelungen ist, der
Existenz dieses Wiedergängers ein Ende zu setzen.«
»Ich bin ganz Eurer Meinung, Sire, aber solange
er Gast des Grafen ist, dürfte es nicht leicht sein, sich
seiner zu bemächtigen
…«
»Genau aus diesem Grund werden Wir es gar nicht
erst versuchen! Der Herzog und die Herzogin wollen den Prinzen retten.
Richtig?«
»Aus Tomas’ Berichten geht hervor,
daß ihre
Pläne sich der Vollendung nähern.«
»Dieser Sartan wird sie begleiten.«
»Um den Prinzen zu retten? Weshalb sollte
er?«
»Nein, Pons. Er wird kommen, um seinen Freund zu
retten, den Patryn – der bis dahin im Sterben liegen
wird.«
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Kapitel 23
Nekropolis,
Abarrach
Am nächsten Zyklus planten die Verschwörer
ihre
Route zur Stadt, wo sie im Haus von Tomas unterschlüpfen
wollten. Im Schutz
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