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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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einen Besuch abzustatten.
    »Ihr habt die Ruhe weg, das muß ich
sagen.«
    Der Bewahrer, der an der Zelle vorbeikam, blieb
stehen und schaute Haplo an. »Ich habe Leichen gesehen, die
waren munterer als
Ihr. Der da, zum Beispiel« – der Bewahrer deutete
mißmutig auf den Prinzen –
»wird eine Menge Ärger machen, sobald man ihn
zurückgeholt hat. Sie vergessen,
daß sie eingesperrt sind, und stoßen an die Gitter.
Dann, wenn ich es ihnen
erklärt habe, fangen sie an, auf und ab zu gehen, bis
sie’s wieder vergessen
haben und sich gegen die Eisenstäbe werfen. Während
Ihr da liegt, als hättet
Ihr keine Sorge auf der weiten Welt.«
    Haplo zuckte die Schultern. »Reine
Energieverschwendung. Weshalb sollte ich meine Kräfte
vergeuden?«
    Der Bewahrer schüttelte den Kopf und ging. Er
war froh, nach einer langen und anstrengenden Schicht zu seiner Familie
heimgehen zu können. Falls er vermutete, daß Haplo
nicht die ganze Wahrheit
sagte, hatte er recht. Ein Gefängnis ist nur für den
ein Gefängnis, der nicht
entfliehen kann. Und Haplo hätte jederzeit aus seiner Zelle
hinauspazieren
können.
    Zu seinem Plan gehörte jedoch, daß er
blieb.
    Kleitus ließ nicht lange auf sich warten. Er kam
in der Begleitung von Pons. Des Kanzlers Aufgabe war es, dafür
zu sorgen, daß
sein Herr bei der Unterhaltung mit dem Gefangenen nicht
gestört wurde. Pons
hakte charmant die verdutzte Bewahrerin unter, die eben ihre Schicht
angetreten
hatte, und ging mit ihr davon. Die einzigen Zeugen des
Gesprächs zwischen dem
Herrscher und Haplo waren die Toten.
    Kleitus stand vor Haplos Zellentür und maß
den
Gefangenen mit prüfenden Blicken. Das Gesicht des Herrschers
blieb im Schatten
der Kapuze seiner schwarzen, purpurn getönten Robe verborgen.
Haplo konnte den
Ausdruck darauf nicht sehen, aber er begegnete dem Blick der
unsichtbaren Augen
mit furchtloser Gelassenheit.
    Kleitus öffnete die Tür mit einer Geste und
einer gesprochenen Rune. Alle anderen benutzten einen
Schlüssel. Haplo fragte
sich, ob diese Zurschaustellung von Magie ihn beeindrucken sollte. Der
Patryn,
der mit einer Geste und einer Rune die Tür ganz hätte
verschwinden lassen
können, grinste nur.
    Der Herrscher trat ein und schaute sich mit
deutlichem Widerwillen um. Es gab keinen Platz, um sich hinzusetzen.
Haplo
rutschte auf der Pritsche zur Seite und klopfte einladend mit der
flachen Hand
auf die Steinplatte. Kleitus versteifte sich, als könne er
nicht glauben, daß
der Patryn es ernst meinte. Haplo zuckte mit den Schultern.
    »Niemand sitzt, solange Wir stehen«, sagte
Kleitus kalt.
    Haplo lagen etliche passende Erwiderungen auf
der Zunge, aber er schluckte sie hinunter. Unnötig, den Mann
gegen sich
aufzubringen. Immerhin würden sie vermutlich bald
Reisegefährten sein. Ohne
besondere Eile stand er auf.
    »Warum seid Ihr hergekommen?« fragte
Kleitus,
hob die schmalen, feingliedrigen Hände und schlug den Rand der
Kapuze zurück,
so daß man sein Gesicht sehen konnte.
    »Eure Soldaten haben mich hergebracht«,
antwortete Haplo.
    Der Herrscher lächelte matt, verschränkte
die
Hände hinter dem Rücken und wanderte durch die Zelle.
Nach wenigen Schritten
hatte er die Wand erreicht, blieb stehen, drehte sich um und schaute
Haplo
zwingend an.
    »Ihr habt Uns genau verstanden. Warum seid Ihr
durch das Todestor in diese Welt gekommen?«
    Die Frage kam für Haplo unerwartet. Er
mußte sie
wahrheitsgemäß beantworten oder wenigstens fast.
Eine Lüge würde nicht
unbemerkt bleiben, weil jedes von Haplos Worten in den Hirnen dieser
Sartan
Schwärme von Bildern hervorzurufen schien.
    »Mein Gebieter hat mich geschickt«,
erwiderte
Haplo.
    Die Augen des Herrschers weiteten sich.
Vielleicht hatte er in Haplos Gedanken einen flüchtigen Blick
auf den Herrscher
des Nexus werfen können. Um so besser. Dann erkannte er ihn,
wenn er ihm
gegenüberstand.
    »Zu welchem Zweck? Warum hat Euer Gebieter Euch
geschickt?«
    »Als Kundschafter.«
    »Ihr seid auf den anderen Welten gewesen?«
    Haplo konnte nicht verhindern, daß Vista von
Arianus und Pryan aus seinem Gedächtnis auftauchten und damit
auch Kleitus
zugänglich wurden.
    »Ja, Sire.«
    »Und wie geht es auf diesen anderen Welten
zu?«
»Kriege, Chaos, Unruhen. Wie nicht anders zu erwarten, wenn
die Nichtigen an
der Macht sind.«
    »Die Nichtigen an der Macht.« Kleitus
lächelte,
als hätte Haplo einen schlechten Scherz

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