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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Kronleuchter im
Palast hin und her
schwingen.
    Ich bin davon ausgegangen, daß unsere Ahnen
diese Stollen mittels ihrer Magie befestigt haben würden, wie
unsere Paläste,
unsere Stadtmauern, unsere Läden und unsere
Wohnhäuser. Wenn sie es taten,
haben die Runen entweder ihre Macht verloren, oder sie müssen
mit neuer Kraft
erfüllt werden. Vielleicht machten unsere Vorfahren sich auch
nicht die Mühe,
die Tunnel zu schützen, weil sie annahmen, eventuelle
Zerstörungen könnten von
jenen, die über das Wissen der Sigel verfügten,
leicht behoben werden.
    Von allen möglichen Katastrophen, die unsere
Ahnen für uns befürchteten, sahen sie die
größte nicht voraus – daß wir
die
Magie verlieren könnten.
    Wieder und wieder kam es zu zeitraubenden
Aufenthalten. An vielen Stellen war die Tunneldecke
eingestürzt, der Weg
blockiert von riesigen Felstrümmern, die zu beseitigen mehrere
Zyklen in
Anspruch nahm. Breite Risse ziehen sich durch den Boden; nur die
Mutigsten
wagten sie zu überspringen. Wir mußten
Brücken konstruieren, damit alle
passieren konnten.
    Und wir haben die Tunnel noch nicht hinter uns
gelassen. Längst nicht, wenn meine Vermutungen zutreffen. Es
ist mir nicht
möglich, unsere genaue Position zu bestimmen. Etliche
Landmarken sind
verschwunden, von Steinlawinen zerstört oder von der Zeit
unkenntlich gemacht.
Ich bin nicht einmal mehr sicher, daß wir auf dem richtigen
sind. Aus den
Karten ist zu ersehen, daß die Ahnen an den Wänden
Glyphen anbrachten, als
Wegweiser für Reisende, aber selbst wenn es stimmen sollte,
können wir diese
Zeichen nicht mehr deuten und nutzen.
    Unsere Lage ist verzweifelt. Die
Nahrungsmittelrationen sind halbiert worden. Wir alle haben an Gewicht
verloren. Unsere Kinder weinen nicht mehr vor Müdigkeit, sie
weinen vor Hunger.
Die Karren sind am Wegrand liegengeblieben. Ehemals liebevoll gehegte
Besitztümer, von denen man sich nicht trennen mochte, wurden
zu schwer für die
von Hunger und Erschöpfung geschwächten Arme. Nur die
Wagen für die Alten und
Kranken wurden noch mitgeführt, doch jetzt werden sie einer
nach dem anderen
überflüssig. Das Sterben der Schwachen hat begonnen.
Die mir untergebenen Nekromanten
haben ihre traurige Arbeit aufgenommen.
    Die ganze Bürde unseres leidvollen Exodus ruht,
wie ich es vorausgesehen habe, auf den Schultern Edmunds, der mit
ansehen muß,
wie sein Vater vor seinen Augen verfällt.
    Der König ist nach den Maßstäben
unseres Volkes
ein alter Mann. Der Thronfolger wurde ihm spät geboren. Doch
als wir den Palast
verließen, war er gesund und tatkräftig, stark wie
ein um die Hälfte jüngerer
Mann. Ich hatte einen Traum, in dem ich das Leben des Königs
als ein Band sah,
verbunden mit dem goldenen Thron, der jetzt verwaist in der kalten
Dunkelheit
von Kairn Telest steht. Je weiter er sich von der Heimat entfernt,
desto mehr
dehnt sich das Band, wird dünner und dünner, bis ich
nun fürchte, eine hastige
oder unvorsichtige Bewegung könnte es zerreißen.
    Der König zeigt an nichts mehr Interesse: Was
wir tun, was wir sagen, wohin wir gehen, ist ihm gleichgültig.
Die meiste Zeit
frage ich mich, ob er überhaupt den Boden unter seinen
Füßen wahrnimmt. Edmund
hält sich stets an seines Vaters Seite und führt ihn
wie jemanden, der das
Augenlicht verloren hat. Nein, das trifft es nicht genau. Der
König beträgt
sich wie ein Mensch, der rückwärts geht, der nicht
sieht, was vor ihm liegt,
sondern nur, was er zurückläßt.
    Wenn der Prinz von seinen zahllosen
Verpflichtungen daran gehindert wird, sich um seinen Vater zu
kümmern, trägt er
Sorge, daß zwei Soldaten zur Hand sind, um seinen Platz
einzunehmen. Der König
ist fügsam; ohne Widerstand geht er, wohin man ihn
führt, bleibt stehen, wenn
man ihm sagt, daß er stehenbleiben soll. Er ißt,
was man ihm in die Hand gibt,
und scheint es gar nicht zu schmecken. Ich glaube, er würde
einen Stein essen,
den man ihm reichte. Ich glaube auch, daß er ganz
aufhörte zu essen, wenn man
ihm keine Nahrung brächte.
    Zu Anfang unserer Wanderung sprach der König
lange Zyklen kein Wort, nicht einmal zu seinem Sohn. Jetzt redet er
fast
unablässig, doch immer nur mit sich selbst, nicht mit anderen.
Nicht mit
anderen Personen, heißt das. Die meiste Zeit
unterhält er sich mit seiner Frau
– nicht wie sie ist, eine der Toten, sondern wie sie war, als
sie noch lebte.
Unser

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