Feuersee
wie von Sinnen.
»Nicht so! Versuch’s mit Magie!«
keuchte Haplo.
Verzweifelt rief Alfred ein befehlendes Wort. Es
zeigte keine Wirkung. Haplo versuchte es mit seiner eigenen Magie und
zeichnete
in wilder Hast Runen auf die Tür, die im Begriff war, ihn zu
zerquetschen.
»Es hilft nichts!« rief Alfred
kläglich. »Wir
sind machtlos. Die Magie ist stark!«
Haplo mußte ihm recht geben.
Im letzten Augenblick warf er sich zur Seite,
einen Lidschlag bevor die Tür mit einem unerwarteten Ruck
dröhnend ins Schloß
fiel. Staub wirbelte auf, und der Luftzug bewegte die Gebeine, als
überlegten
sie, sich doch wieder zu erheben.
Nun ist die Tür also geschlossen. Das wollte ich
doch. Weshalb mache ich dann einen Narren aus mir? fragte Haplo sich
zornig. Es
ist dieser Ort, die Atmosphäre hier. Was hat diese Leute
getrieben, sich
gegenseitig zu töten? Sich selbst zu töten? Und warum
diese Abschreckungsrunen,
die keinen herein- und keinen hinauslassen?
Das weiße Licht in der Kammer bekam einen
bläulichen Schimmer. Haplo blickte auf und sah eine
Runenschrift in Manneshöhe
an den Wänden erscheinen.
Alfred holte tief Atem.
»Was ist das? Was heißt das?«
Haplo war auf
alles gefaßt.
»Dieser Raum ist ein Sanktuarium!« hauchte
Alfred, während sein Blick über die Runen wanderte,
deren Schimmer den Raum in
ein unwirkliches Licht tauchte. »Ich glaube, ich fange an zu
verstehen. ›Wer
aber diesen Ort entheiligt durch Gewalt, dessen Hand soll sich wider
ihn selbst
kehren und ihn strafen!‹ So lautet die Inschrift.«
Haplo stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
Ihm hatten Bilder vor Augen gestanden von einer Falle, von
Männern und Frauen,
die von Verzweiflung übermannt, der Qual ein rasches Ende
machten.
»Das erklärt alles. Diese Sartan griffen zu
den
Waffen, die Magie begann zu wirken, und sie waren alle
verloren.« Er schob
Alfred auf einen der Ausgänge zu. Ihn kümmerte nicht
mehr, wohin er führte.
Haplo wollte nur dieser Gruft den Rücken kehren. Fast
stieß er den Sartan gegen
die Tür. »Aufmachen!«
»Aber warum ist dieser Ort heilig? Wem oder was
ist er geweiht? Und weshalb hielt man es für nötig,
ihn mit so starken Zaubern
zu schützen?« Alfred blickte sich nachdenklich im
Zimmer um.
Haplo ballte die Fäuste. »Er wird deinem
eigenen
Leichnam geweiht sein, wenn du diese Tür nicht
öffnest!«
Bedächtig, wie es seine Art war, kam Alfred der
Aufforderung nach, tastete über den Stein, studierte die
Zeichen, murmelte
Runen vor sich hin. Haplo blieb neben ihm stehen, um darauf zu achten,
daß er
nicht abgelenkt wurde.
»Es sind keine Schemen hier«,
ertönte die Stimme
der Lazar.
»… keine Schemen hier
…« wisperte das Echo.
Als Haplo den Kopf wandte, sah er die Lazar von
einem Skelett zum anderen gehen. Der Leichnam des Prinzen hatte seinen
Platz
neben der Tür verlassen und näherte sich dem Tisch
aus weißem Holz in der Mitte
des Gemachs.
Ist es nur Einbildung, fragte sich Haplo, oder
nimmt der Schemen des Prinzen feste Gestalt an?
Der Patryn blinzelte und rieb sich die Augen. Es
lag an diesem verflixten Licht. Alles sah fremd aus. Dennoch
… »Besser konnten
wir es gar nicht getroffen haben«, meinte er zu Alfred.
»Selbst wenn es Kleitus
gelingt, bis hierher vorzudringen, hat er keine Ahnung, welchen
Ausgang wir genommen haben …«
»Es tut mir leid«, unterbrach ihn Alfred
bedrückt. »Die Tür läßt
sich nicht öffnen.«
»Was soll das heißen, sie
läßt sich nicht
öffnen?« brauste Haplo auf.
»Es muß mit diesen Runen
zusammenhängen.« Der
Sartan deutete nach oben. »Während ihre Magie den
Raum beherrscht, vermag keine
andere zu wirken. Natürlich! Das ist der Grund«,
fuhr er in einem Ton fort, als
hätte er soeben die Lösung für ein komplexes
mathematisches Problem gefunden.
»Sie wollten nicht gestört werden bei ihrem Tun
– was immer es auch gewesen
sein mag.«
»Aber sie wurden gestört!« Haplo
stieß mit dem
Fuß nach einem der Totenschädel.
»Außer sie haben aus irgendeinem Grund den
Verstand verloren und sind übereinander hergefallen.«
Was ihm gar nicht so unwahrscheinlich vorkam.
Ich muß hier raus! Er konnte nicht atmen. Irgendeine fremde
Macht in diesem
Raum breitete sich aus, erfüllte jeden Winkel,
verdrängte die Luft. Das Licht
war unerträglich grell und schmerzte in den Augen.
Ich muß hier raus, bevor ich erblinde, bevor ich
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