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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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erinnert, in die
ein hungriges, frisch geschlüpftes Drachenjunges einbrach.
Zuerst war jedes
Tierchen nur darauf bedacht, den malmenden Kiefern zu entkommen, aber
dann
schlossen sich die Insekten zusammen, um den Eindringling zu
vertreiben. Die
Drachenmutter war gerade noch rechtzeitig auf dem Plan erschienen, um
ihr
Junges zu retten.
    Unten im Hafen mochte jetzt noch Chaos
herrschen, aber ein gemeinsames Ziel würde die Horden schnell
vereinen.
    Die Kutsche brauste den Hügel in östlicher
Richtung hinunter, weg vom Hafen. Jonathan trieb das Pauka zu
halsbrecherischem
Lauf an. Armee und Schiffe verschwanden aus Alfreds Blickfeld.
    Endlich kam die wilde Jagd zum Halten. Auf einem
Uferstreifen stand die Kutsche still. Das Pauka brach keuchend im
Geschirr
zusammen.
    Die ungeheure Magmafläche vor ihnen gloste
orangerot; der feurige Schein waberte über die schimmernden
Stalaktiten, die
von der Höhlendecke herabwucherten. Gewaltige Stalagmiten,
stumpfschwarz vor
dem roten Hintergrund des Meeres, bildeten eine zerklüftete
Küstenlinie. Träge
Wellen rollten ans Ufer, die dunkle Oberschicht des Magmas platzte auf,
und es
entstand ein Geäder goldener Schluchten. Ein gewundenes
Wasserrinnsal, das aus
der höher gelegenen Stadt entkommen war, strömte
zischend in die feurigen
Fluten und sandte weiße Dampfwolken in die heiße,
schweflige Luft.
    Die Lebenden und der Tote standen am Ufer und
spähten über das Meer. Alfred glaubte, die jenseitige
Küste ausmachen zu
können.
    »Ihr habt doch gesagt, wir würden hier ein
Boot
finden«, sagte Haplo und betrachtete den Prinzen
mißtrauisch.
    »Ich sagte, es gäbe an dieser Stelle einen
Weg
zum anderen Ufer«, berichtigte ihn der Prinz. »Von
einem Boot war nicht die
Rede.« Der weiße, transparente Arm des Schemens hob
sich, ein geisterhafter
Finger wies nach vorn.
    Im ersten Moment dachte Alfred, Edmund wollte
sie auffordern, von ihrer Magie Gebrauch zu machen, um die Feuersee zu
überqueren.
    »Ich kann nicht«, sagte er
verschämt. »Ich bin
zu schwach. Es kostet mich fast all meine Kraft, um nur am Leben zu
bleiben.«
    Nie zuvor hatte er das Gewicht seiner eigenen
Sterblichkeit verspürt, nie zuvor so deutlich erkennen
müssen, daß seiner Macht
Grenzen gesetzt waren. Er begann, die Sartan von Abarrach zu verstehen,
wie er
begonnen hatte, Haplo zu verstehen. Er war in ihre Haut
geschlüpft.
    Das Schattenbild sagte nichts; wieder glaubte
Alfred, ein Lächeln um die durchscheinenden Lippen spielen zu
sehen. Der
ausgestreckte Arm wies unverändert auf einen bestimmten Punkt.
»Eine Brücke«,
sagte Haplo. »Das ist eine Brücke.«
    »Gütiger …« Alfred
hatte sagen wollen Gütiger
Sartan, doch er brachte es nicht über die Lippen. Das war ein
Ausspruch, den er
nie wieder benutzen würde, jedenfalls nicht gedankenlos.
    Nun, da Haplo es gesagt hatte, konnte Alfred die
Brücke sehen, obwohl die Bezeichnung
›Brücke‹ ihm ein wenig hochtrabend
erschien. In Wirklichkeit handelte es sich um eine lange Reihe
großer,
merkwürdig geformter Steine, die in gerader Linie von einem
Ufer zum anderen
führten. Es sah beinahe aus, als wäre ein gewaltiger
Felsenpfeiler ins Meer
gestürzt, dessen Trümmer diese Trittsteine bildeten.
    »Der geborstene Koloß«, sagte
Jonathan, der sich
erinnerte. »Nur daß er in der Mitte des Meeres zu
stehen pflegte.«
    »Er stand in der Mitte des Meeres«,
antwortete
der Prinz, »aber das Meer ist geschrumpft, so daß
man jetzt bis zu seinem
Sockel gehen kann und von dort aus die gegenüberliegende
Küste erreichen.«
    »Falls wir den Mut haben«, murmelte Haplo.
Er
kraulte den Hund am Kopf. »Aber auch wenn nicht
…« Sein Blick flog zu Alfred.
»… wie du gesagt hast, Sartan: Uns bleibt keine
Wahl.«
    Alfred versuchte, etwas zu erwidern, aber sein
Hals brannte, sein Mund war ausgetrocknet. Er konnte nur auf diese
zerschmetterte Brücke starren, auf die großen
Lücken zwischen den einzelnen
Segmenten und das Magma, das sich durch die Engpässe
zwängte.
    Ein Ausrutscher, ein falscher Schritt …
    Und was ist mein Leben anderes gewesen, fragte
sich Alfred bedrückt, als eine endlose Aneinanderreihung von
Ausrutschern und
falschen Schritten?
    Sie kletterten über ein Gewirr von Klippen und
Felsblöcken hinweg. Das Vorwärtskommen war
mühsam – Hände und Füße
verloren den
Halt auf glitschigem Stein, Dämpfe und Nebelschwaden wogten
vor ihren Augen

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