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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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können, daß er den
Schemen lächeln sah. »Man kann die Toten
nicht mehr nach Belieben hierhin und dorthin treiben. Sie haben wieder
das
Bewußtsein, einen eigenen Willen, und das führt
unausweichlich zu Verwirrung.«
    »Dann haben wir eine Galgenfrist«, sagte
Haplo.
»Aber wir müssen auch die Feuersee
überqueren.«
    »Ich weiß einen Weg«, bemerkte
der Prinz, »wenn
ihr den Mut habt, ihn zu gehen.«
    Es war nicht mehr eine Frage des Mutes.
    Alfred sprach aus, was Haplo dachte. »Uns bleibt
keine Wahl.«
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Kapitel 34
Nekropolis,
Abarrach
    Nekropolis war der düsteren Bedeutung seines
Namens vollauf gerecht geworden. Verstümmelte Körper
lagen in Hauseingängen –
niedergestreckt, bevor sie im Innern Zuflucht suchen konnten. Aber auch
dort
wären sie nicht in Sicherheit gewesen. In ihrer Gier, den
Lebenden das Leben zu
entreißen, hatten die Toten Türen und Fenster
eingeschlagen. Niemand war ihnen
entkommen. Das Wasser in den Rinnsteinen war rot von Blut.
    Das Schattenbild Prinz Edmunds führte sie durch
die gewundenen Straßentunnel der Stadt der Toten. Sie mieden
das Haupttor, das
eventuell bewacht wurde, und gelangten durch eins der
Rattenlöcher ins Freie.
Aus der Ferne hörte man dumpfes Tosen, das von der
Höhlendecke widerhallte: die
Armee der Toten, die sich auf den Krieg vorbereitete.
    Zahlreiche Paukas, gesattelt oder vor Wagen
geschirrt, wanderten vor der Stadt umher. Die Tiere waren
verstört und scheuten
vor dem Blutgeruch. Ihre Reiter waren tot, die Leichen hatte man
liegengelassen
oder auferweckt und mitgenommen. Haplo und Jonathan fingen ein Pauka
ein, das
eine Kutsche zog, aus der sie die Leichen eines Mannes, einer Frau und
zweier
Kinder heraushoben. Alfred stieg ein, er war kaum Herr seiner selbst
und tat
willenlos, was Jonathan oder Haplo ihm befahlen.
    Die Kutsche setzte sich ratternd in Bewegung.
Das Pauka schien froh zu sein, daß wieder jemand die
Zügel in die Hand nahm.
Jonathan lenkte, Haplo hockte mit auf dem Bock und hielt nach Gefahren
Ausschau. Der Leichnam des Prinzen saß steif aufgerichtet
neben Alfred auf der
gepolsterten Bank in der offenen Kutsche. Sein Schemen
übernahm die Führung.
Die ersten paar Meilen fuhren sie nach Osten, in Richtung Felsengard,
dann bog
die Kutsche an einer Kreuzung nach Süden ab, auf die
Straße zur Feuersee. Der
Hund lief nebenher. Gelegentlich gönnte er sich den
Spaß, das Pauka
anzukläffen.
    Jonathan fuhr so schnell er es wagen konnte. Die
Kutsche holperte und rumpelte die mit Steinen und
Schlaglöchern übersäte Straße
entlang; die Kairngrasfelder links und recht verschwammen zu
grünbraunen
Streifen. Alfred klammerte sich an die Seitenwand und rechnete jeden
Moment
damit, hinausgeschleudert zu werden oder sich mitsamt der Kutsche zu
überschlagen. Er hatte Angst um sein Leben, was er eigentlich
nicht begreifen
konnte, weil nach den Erlebnissen in dieser Welt sein Leben ihm nicht
mehr viel
bedeutete.
    Was ist das für ein Instinkt, der uns
beherrscht? fragte sich Alfred bitter. Der zwingt, alles zu tun, um am
Leben zu
bleiben, wo es um vieles leichter wäre, sich einfach
hinzusetzen und zu
sterben.
    Die Kutsche nahm eine Biegung auf zwei Rädern.
Der Sartan wurde gegen den Leib des toten Prinzen geschleudert, der ihm

höflich wie zu Lebzeiten – half, sich wieder
hinzusetzen, als die Fahrt auf
allen vier Rädern weiterging.
    Weshalb klammere ich mich so ans Leben? Was
bleibt mir denn noch? Selbst wenn die Flucht von dieser Welt gelingt,
werde ich
nie vergessen können, was ich gesehen habe und was aus meinem
Volk geworden
ist. Was treibt mich, Baltasar zu warnen? Falls er am Leben bleibt,
wird er
unermüdlich nach dem Todestor suchen. Er wird herausfinden,
wie man
hindurchgelangt, und die Seuche der Nekromantie in die anderen Welten
tragen.
Haplo selbst hat gedroht, seinem Gebieter dieses Wissen
zugänglich zu machen.
    Aber, überlegte Alfred, er hat kurz nach unserer
Ankunft hier davon gesprochen und es seither nicht mehr
erwähnt. Ich wüßte
gerne, wie er inzwischen darüber denkt. Manchmal glaube ich,
das gleiche
Entsetzen, das ich empfinde, auch in seinen Augen zu erkennen. Und im
Sanktuarium war er der junge Mann, der neben mir saß! Er sah,
was ich gesehen
habe …
    »Er kämpft dagegen an, genau wie Ihr es
tut«,
sagte der Prinz in Alfreds Gedanken hinein.
    Verblüfft wollte Alfred protestieren, aber bei
dem Schlingern der

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