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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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König hat sich aus der Gegenwart zurückgezogen
und der Vergangenheit
zugewandt.
    Die Situation wurde so unhaltbar, daß die
Ratsmitglieder den Prinzen baten, den König für
abgesetzt zu erklären und an
seine Stelle zu treten. Edmund wies das Ansinnen zurück; eine
der wenigen
Gelegenheiten, bei denen ich erlebte, wie er die Beherrschung verlor.
Die
Ratsmitglieder duckten sich vor seinem Zorn wie geprügelte
Hunde. Edmund hat
recht. Nach unseren Gesetzen bleibt der König bis zu seinem
Tode an der Macht.
Aber das Gesetz berücksichtigt nicht die Möglichkeit,
daß ein Herrscher den
Verstand verlieren könnte. So etwas gibt es nicht in unserem
Volk.
    Die Ratsmitglieder sahen schließlich keinen
anderen Ausweg mehr, als zu mir zu kommen (wie ich es genoß!)
und mich zu
bitten, um des Volkes willen meinen Einfluß auf Edmund
geltend zu machen. Ich
versprach zu tun, was in meiner Macht lag.
    »Edmund, wir haben miteinander zu reden«,
sagte
ich zu ihm, als wir wieder einmal darauf warteten, daß die
Soldaten einen
großen Steinhaufen beiseite schafften, der den Weg
versperrte.
    Er setzte eine störrische Miene auf. Ich kannte
diesen Gesichtsausdruck aus seiner Jugend – so pflegte er
dreinzuschauen, wenn
ich eine Mathematiklektion ankündigte, ein Fach, mit dem er
sich nicht
anzufreunden vermochte. Eine solche Flut wehmütiger
Erinnerungen stieg in mir
auf, daß ich mich erst fassen mußte, bevor ich
weitersprechen konnte.
    »Euer Vater ist krank«, fuhr ich in betont
sachlichem Tonfall fort. »Ihr müßt seinen
Platz einnehmen, wenigstens
vorübergehend –“, ich hob die Hand, um
sein zorniges Aufbegehren im Keim zu
ersticken, » – bis Seine Majestät wieder
in der Lage ist, die Amtsgeschäfte
wahrzunehmen.« Ich begegnete seinem vorwurfsvollen Blick.
»Bedenkt, daß Ihr
Euren Untertanen gegenüber eine Verantwortung habt, Prinz.
Niemals in der
Geschichte von Kairn Telest waren wir in größerer
Gefahr als jetzt. Wollt Ihr
die, die Euch vertrauen, im Stich lassen, aus falsch verstandener
Sohnespflicht? Würde Euer Vater das billigen?«
Selbstverständlich erwähnte ich
nicht, daß sein Vater selbst vor der Verantwortung in eine
Traumwelt geflohen
war. Er hätte sich ärgerlich gegen eine solche
Unterstellung verwahrt. Aber
wenn sein eigenes Gewissen zu ihm sprach …
    Ich sah ihn zu seinem Vater schauen, der auf
einem Stein saß und mit seiner Vergangenheit plauderte. Ich
sah die Sorge und
den Kummer auf Edmunds Gesicht, sah die Schuld. Die Saat ging auf,
jetzt
brauchte sie etwas Zeit, um zu reifen. Ich ließ ihn allein.
    Warum fällt es immer mir zu, der ich ihn Hebe,
ihm Schmerz zuzufügen? fragte ich mich traurig,
während ich davonging. Am Ende
dieses Zyklus rief Edmund die Telester zusammen und
verkündete, daß er ihr
Souverän sein wollte, wenn sie es wünschten, aber nur
vorläufig. Er wollte den
Titel ›Prinz‹ beibehalten. Sein Vater blieb
König und würde seine Pflichten
wieder übernehmen, sobald er sich besser fühlte. Das
Volk reagierte mit
spontanem Jubel, die offensichtliche Liebe und Treue der Leute
berührte den
Prinzen tief. Seine Rede stillte nicht den Hunger, aber sie gab
frischen Mut
und machte den Hunger leichter erträglich. Ich betrachtete ihn
voller Stolz und
mit neuer Hoffnung auch in meinem Herzen.
    Sie werden ihm überallhin folgen, dachte ich,
sogar durch das Todestor.
    Doch mir scheint, daß wir dem Tod näher
sind als
dem Tor mit dem düsteren Namen. Es gibt nichts Gutes zu
vermelden, nur, daß die
Temperatur gestiegen ist; wir haben nicht mehr so unter der
Kälte zu leiden.
Ich möchte glauben, daß wir doch auf dem richtigen
Weg sind und uns dem Ziel
nähern – Abarrachs feurigem Herzen.
    »Es ist ein gutes Zeichen«, bemerkte ich
zu
Edmund am Ende eines weiteren öden und freudlosen Zyklus.
    Was mich an Befürchtungen und bösen Ahnungen
plagt, spreche ich nicht aus. Es wäre grausam, diesen jungen
Schultern – mögen
sie auch stark sein – noch größere Last
aufzubürden.
    »Seht hier«, erklärte ich und
deutete auf die
Karte. »Ihr könnt erkennen, daß wir am
Ende der Tunnel zu einem großen
Magmateich gelangen. ›See der flüssigen
Steine‹ wird er genannt – der erste
sichere Orientierungspunkt an der Grenze zu Kairn Nekros. Ich kann es
nicht mit
Sicherheit behaupten, aber ich glaube, es ist die Hitzeausstrahlung von
diesem
See, die sich bis zu uns bemerkbar

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