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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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macht.«
    »Was bedeutet, daß wir uns dem Ende der
Reise
nähern«, sagte Edmund, und sein Gesicht, das viel zu
schmal geworden ist,
leuchtete auf. – »Ihr eßt zu wenig,
Prinz«, ermahnte ich ihn sanft. »Ihr nützt
Eurem Volk nicht, wenn Ihr krank werdet oder zu schwach seid, um
weiterzugehen.«
    Er schüttelte den Kopf, wie nicht anders zu
erwarten. Doch ich wußte, er würde über
meine Worte nachdenken, und später an
diesem Abend sah ich ihn seine kärgliche Ration verzehren.
    »Ja«, fuhr ich fort und wandte meine
Aufmerksamkeit wieder der Karte zu, »ich denke auch,
daß wir uns dem Ende
nähern. Wir müßten uns in etwa hier
befinden.« Ich tippte mit dem Zeigefinger
auf das Pergament. »Noch zwei Zyklen, und wir erreichen den
See, vorausgesetzt,
wir treffen nicht wieder auf irgendwelche Hindernisse.«
    »Und dann sind wir in Kairn Nekros, wo es
Nahrung und Wasser gibt. Seht nur diesen riesigen Ozean, den sie die
Feuersee
nennen.« Er legte die Hand auf den eingezeichneten Magmasee.
»Er versorgt das ganze Land mit Licht und Wärme. Und diese Städte
und Dörfer. Hier, Baltasar,
Glückshafen. Was für ein schöner Name. Ich
will ihn als gutes Omen nehmen.
Glückshafen, wo unser Volk Frieden und Glück finden
wird.«
    Er saß lange über die Karte gebeugt und
stellte
laut Vermutungen darüber an, wie dieser oder jener Ort
aussehen mußte wie die
Leute wohl sprachen und wie überrascht sie sein
würden, uns zu sehen.
    Ich saß an der Felswand und ließ ihn
reden. Es
freute mich, ihn wieder lebhaft und zuversichtlich zu sehen. Ich
vergaß beinahe
den quälenden Hunger, der an meinen Eingeweiden nagte, und
auch die noch
quälendere Angst, die mich im Wachen und Schlafen nicht ruhen
ließ.
    Warum sollte ich die bunte Seifenblase
zerstören? Warum sie mit der spitzen Nadel der Wirklichkeit
zerstechen? Wußte
ich Genaues? Hatte ich Beweise? Theorien, würde
sein Vater, der König,
verächtlich gesagt haben. Alles, was ich habe, sind Theorien.
    Vermutung: Die Feuersee schrumpft. Sie ist nicht
mehr imstande, die ausgedehnten Landstriche mit Licht und
Wärme zu versorgen.
    Theorie: Kein Reichtum, kein Überfluß. Wir
kommen in ein Land, das ebenso öde, unfruchtbar und
lebensfeindlich ist wie
das, welches wir verlassen haben. Das ist der Grund, weshalb die
Bevölkerung
von Kairn Nekros uns Licht und Wärme gestohlen hat.
    »Sie werden überrascht sein, uns zu
sehen«,
meint Edmund und lächelt bei der Vorstellung.
    Ja, sage ich zu mir. Sehr überrascht.
    Kairn Nekros. So benannt von den Ahnen, bei
ihrer Ankunft in dieser Welt, zum Gedenken an jene, die bei der
Großen Teilung
das Leben gelassen hatten, und als Symbol für das Ende eines
Daseins und den
Beginn – den strahlenden Beginn damals noch – eines
neuen.
    O Edmund, mein Prinz, mein Sohn. Dieser Name wird
das Omen sein. Nicht Glückshafen. Glückshafen ist
eine Lüge.
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Kapitel 5
Kairn Nekros,
Die Grotte des Todes, See der flüssigen Steine,
Abarrach
    Wie soll ich von dieser furchtbaren Tragödie
berichten? Wie sie beschreiben und in Worte fassen? Und doch
muß ich es
versuchen. Ich habe Edmund versprochen, der Heldenmut seines Vaters
würde der
Nachwelt überliefert werden. Ach, meine Hand zittert derart,
daß ich kaum die
Feder zu halten vermag. Nicht vor Kälte. Darunter haben wir
nicht mehr zu
leiden, wahrhaftig! Und zu denken, wie wir uns freuten, als es immer
wärmer
wurde! Das Zittern ist eine Reaktion auf die jüngsten
Ereignisse. Ich muß mich
konzentrieren.
    Edmund. Ich tue es für Edmund.
    Wenn ich den Blick hebe, sehe ich ihn mir
gegenübersitzen, allein, wie es einem Trauernden geziemt. Man
hat ihm das
Beileid bekundet. Die Leute hätten ihm die rituellen
Trauergaben überreicht:
Speisen, alles, was sie noch an wertvollen Dingen besitzen, aber ihr
Prinz
(jetzt ihr König, auch wenn er sich weigert, vor der
Wiedererweckung die Krone
anzunehmen) hat es verboten. Ich habe den Leichnam hergerichtet, wie es
dem
Herrscher eines Volkes gebührt, und die Schutzriten vollzogen.
Wir nehmen ihn
selbstverständlich mit uns.
    Edmund, von Kummer überwältigt, flehte mich
an,
gleich die endgültigen Riten zu zelebrieren, doch ich
erinnerte ihn streng
daran, daß diese Riten erst durchgeführt werden
dürfen, nachdem drei vollständige
Zyklen verstrichen sind. Es früher zu tun birgt zu viele
Gefahren. Unser Kodex
verbietet es uns.
    Edmund beharrte nicht auf

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