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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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filtern. Alfred machte einen verschreckten
Eindruck, doch hätte Alfred nicht auch beim Betreten eines
Kinderzimmers einen
verschreckten Eindruck gemacht?
    Die Fragen, die Haplo beschäftigten, lauteten:
Wer hatte hier gelebt, und aus welchem Grund war die Stadt verlassen.
    Die Gebäude des Ortes bestanden eins wie das
andere aus dem schwarzen Obsidiangestein und säumten eine
einzige Straße. Ein
Haus gegenüber hatte Fensterscheiben aus dickem, schlierigem
Glas aufzuweisen.
Haplo schaute hindurch. Kugeln, die ein weiches, warmes Licht
verströmten,
hingen an den Wänden und erhellten einen großen Raum
mit zahlreichen Tischen
und Stühlen. Vielleicht ein Gasthaus.
    Die Tür war aus einem schweren, groben,
grasähnlichen Material gewoben, das wie Hanf aussah. Durch das
Überziehen mit
einer Art von dickflüssigem, glänzenden Lack wurde
das Material geschmeidig und
witterungsbeständig. Die Tür stand halb offen, nicht
einladend, sondern als
wäre der Besitzer in solcher Hast davongelaufen, daß
er vergessen hatte, sie zu
schließen.
    Haplo wollte eintreten und sich umschauen, als
ein Zeichen an der Tür seine Aufmerksamkeit erregte. Er
starrte es an, der
Verdacht im Hintergrund seines Bewußtseins erhärtete
sich zu Gewißheit. Ohne
etwas zu sagen, tippte er mit dem Finger auf das Zeichen.
    »Ja«, sagte Alfred ruhig. »Ein
Runengefüge.«
    »Ein Runengefüge der Sartan«,
berichtigte ihn
Haplo mit schnarrender Stimme.
    »Eine entstellte Sartanrune. Ich könnte sie
weder artikulieren noch Gebrauch davon machen.« Mit dem
kleinen Kopf auf dem
langen, faltigen Hals zwischen den zusammengezogenen Schultern sah
Alfred
frappant einer Schildkröte ähnlich, die aus ihrem
Panzer lugte. »Und ich habe
keine Erklärung dafür.«
    »Sie sehen aus wie die Zeichen auf den
Warenballen am Hafen.«
    »Ich weiß nicht, wie du das beurteilen
willst.«
Alfred war auf der Hut. »Sie waren kaum noch zu
erkennen.«
    Haplos Gedanken gingen zurück nach Fryan, zu der
Stadt der Sartan, die er dort entdeckt hatte. Auch dort hatte er Runen
gesehen,
aber nicht an den Gasthäusern. Die Schänken und
Tavernen hatten Schilder mit
Aufschriften in den Sprachen der Menschen, Elfen und Zwerge gehabt. Er
meinte
sich auch zu entsinnen, daß der Zwerg – wie war
noch sein Name gewesen? –
einige Kenntnis der Runenmagie besessen hatte, aber nur auf einer
primitiven,
kindlichen Ebene. Sein Wissensstand entsprach etwa dem eines
Sartankindes von
drei Jahren.
    Dieses Runengefüge hier mochte vielleicht
entstellt sein, verfälscht, aber es war eine komplexe
Struktur, Schutz für das
Haus, Segen für den Gast. Endlich! Endlich hatte Haplo
gefunden, was er sich
gefürchtet hatte zu finden – den Feind. Und danach
zu urteilen, was er bisher
gesehen hatte, war er in eine ganze Zivilisation des Feindes
hineingeraten.
    Großartig. Einfach großartig.
    Haplo trat ein; trotz der Stiefel klangen seine
Schritte auf dem teppichbelegten Boden gedämpft.
    Alfred kam schüchtern hinter ihm her und
ließ
erstaunt den Blick durch den Schankraum wandern. »Wer immer
hier gewesen ist,
muß das Haus in aller Eile verlassen haben.«
    Haplo war nicht in der Stimmung, sich zu
unterhalten. Er setzte seinen Rundgang schweigend fort. Als er die
Lampen näher
betrachtete, stellte er zu seiner Verwunderung fest, daß sie
keinen Docht
hatten. Aus einem Röhrchen in der Mauer drang ein Luftstrom,
und davon nährte
sich die Flamme. Haplo blies die Flamme aus, schnupperte und krauste
die Nase.
Wer das zu lange einatmete, ohne von Magie geschützt zu sein,
hörte binnen
kurzem ganz auf zu atmen.
    Ein Geräusch veranlaßte Haplo, sich
umzudrehen.
Alfred hatte geistesabwesend einen umgestürzten Stuhl
aufgestellt. Der Hund
schnüffelte an einem Stück Fleisch, das auf dem Boden
lag.
    Und überall, wohin der Patryn den Blick auch
wandte, begegneten ihm Sartanrunen.
    »Deine Leute sind noch nicht lange fort«,
bemerkte er und horchte dem Sarkasmus in seiner Stimme nach, von dem er
hoffte,
daß er den Unterton von Angst überdeckte.
    »Du solltest sie nicht so nennen!«
protestierte
Alfred. Versuchte er, sich keine allzu großen Hoffnungen zu
machen, um nicht
wieder enttäuscht zu werden? Oder war ihm ebenso unbehaglich
zumute wie Haplo?
»Es gibt keinen Beweis …«
    »Keinen Beweis? Könnten Menschen, auch
Adepten
der Magie, in dieser giftigen Atmosphäre existieren? Elfen?
Zwerge? Nein! Nur

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