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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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vermutlich
auch keine große Lust,
sich mit der Gegenwart auseinanderzusetzen. Wenn er an ihrer Stelle
wäre …
Würde es ihm gefallen, zu einem Scheinleben wiedererweckt zu
werden?
    Bei dem Gedanken kam er nicht weiter. Er stellte
sich vor, wie er auf dem felsigen Boden lag, der Nekromant
über ihm aufragte …
Wie sein Körper sich bewegte, steif, willenlos …
    Haplo schüttelte sich und ging weiter. Es gab
Wichtigeres zu überlegen.
    Vielleicht auch nicht, wisperte eine Stimme in
seinem Kopf. Wenn du auf dieser Welt sterben solltest – wie
um Haaresbreite auf
den beiden anderen –, sieht so dein Leben nach dem Tode aus!
    Die glasigen Augen, die ausdruckslos in die
Vergangenheit stierten. Die wächserne, bleiche Haut, die
blauen Nägel und
Lippen, das strähnige, zottige Haar. Sein Magen krampfte sich
vor Ekel
zusammen, und einen flüchtigen Moment lang verspürte
er den Wunsch zu fliehen,
wegzulaufen.
    Entrüstet rief er sich zur Ordnung. Was zum Henker
ist los mit mir? Fliehen! Weglaufen! Vor was? Ein paar
jämmerlichen Kadavern!
    »Der Sartan ist schuld«, brummte er
wütend. »Der
winselnde Feigling hat mich mit seinen Hirngespinsten angesteckt. Wenn
ich tot
bin, läßt mich das eine wie das andere vermutlich im
wahrsten Sinne des Wortes
kalt.« Doch unwillkürlich flog sein Blick von den
Wiedergängern zu den Schemen,
die als mitleiderregende Schattengestalten ihren Körpern
folgten, zum Greifen
nah und doch unerreichbar fern.
    »Vater, überlaß das
mir«, wiederholte Edmund mit
unendlicher Geduld. »Bleib hier, bei unserem Volk. Ich werde
mit den Soldaten
gehen und nachsehen, was dies alles zu bedeuten hat.«
    »Wir werden von den Bewohnern der Stadt
angegriffen? Welcher Stadt? Ich weiß nichts von einer
Stadt.« Das fahle Gesicht
des toten Königs war von gespenstischer Ausdruckslosigkeit,
seine Stimme klang
nörgelnd und schrill.
    »Es ist keine Zeit für
Erklärungen, Vater!« Der
Prinz schien allmählich die Selbstbeherrschung zu verlieren.
»Bitte, mach dir
keine Gedanken. Ich kümmere mich darum. Du bleibst bei unserem
Volk.«
    »Ja, das Volk.« Der König
klammerte sich an
dieses Wort wie ein Ertrinkender an einen Strohhalm. »Mein
Volk. Es bedarf
meiner Führung. Aber was kann ich tun? Unser Land stirbt! Wir
müssen es verlassen,
eine neue Heimat suchen. Mein Sohn, hörst du, was ich sage?
Wir müssen eine
neue Heimat suchen!«
    Doch Edmund schenkte ihm keine Aufmerksamkeit
mehr, er hastete mit den toten Soldaten durch die Höhle zum
Tunneleingang. Dem
Nekromanten blieb es überlassen, sich die wirren Reden des
alten Königs
anzuhören. Da ihm nichts anderes befohlen worden war, heftete
sich der Hund
getreulich an die Fersen des Prinzen, und Haplo wiederum folgte dem
Hund.
    Der Patryn hatte Edmund bald eingeholt, doch als
er in dessen Gesicht den unverhüllten Schmerz sah und die
Tränen auf seinen
Wangen, blieb er einen Schritt zurück und
beschäftigte sich mit dem Hund, um
dem Prinzen Gelegenheit zu geben, die Fassung
zurückzugewinnen. Edmund blieb
stehen, wischte sich mit dem Handrücken über die
Augen und schaute sich nach
Haplo um.
    »Was wollt Ihr?« fragte er ungehalten.
    »Meinen Hund holen«, antwortete Haplo.
»Er ist
Euch nachgelaufen, bevor ich ihn zurückhalten konnte. Was ist
denn geschehen?«
    »Keine Zeit …« Edmund
ließ Haplo stehen und
eilte weiter.
    Die toten Soldaten bewegten sich schnell, wenn
auch unbeholfen. Gehen war für sie ein großes
Problem. Es fiel ihnen schwer,
die Füße richtig aufzusetzen oder die Richtung zu
ändern, wenn vor ihnen ein
Hindernis auftauchte. Folglich liefen sie stracks gegen
Höhlenwände, prallten
gegen Felsblöcke, stolperten über Unebenheiten. Doch
obwohl sie scheinbar nicht
in der Lage waren, zu begreifen, daß man Hindernissen
ausweichen konnte, gab es
kein Hindernis, das sie aufzuhalten vermochte. Sie stapften ohne
Zögern auch
durch glutrote Magmatümpel. Die feurige Lava verbrannte, was
sie noch an Kleidung
oder Rüstung auf dem Leib trugen, und verwandelte das tote
Fleisch in verkohlte
Klumpen, aber die verkohlten Klumpen marschierten unverdrossen weiter.
    Wieder fühlte Haplo den Ekel in sich aufsteigen.
Er, der im Labyrinth Zeuge von Grausamkeiten
gewesen war, die manch
anderen um den Verstand gebracht hätten, mußte sich
zwingen, dieser schaurigen
Armee zu folgen und nicht einfach kehrtzumachen.
    Edmund warf ihm Blicke zu, als

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