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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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marschieren, und
wurden von ihren scheppernden, klirrenden und baumelnden
Rüstungsteilen
behindert. Sie fielen hin und rappelten sich wieder auf, was zur Folge
hatte,
daß die Armee der Toten zwar ständig in Bewegung
war, aber doch nicht
vorwärtskam. Diejenigen, die sich in ein Handgemenge
verwickelt sahen, wurden
zu formlosen Bündeln aus Knochen- und
Rüstungstrümmern zusammengedroschen, über
denen ihre Schemen in unsäglichem Kummer flehend die
weißen Nebelarme reckten.
Es hätte ein komisches Schauspiel sein können,
wäre es nicht so grausig
gewesen.
    »Veteranen«, sagte der Prinz, der die
groteske
Schar ebenfalls beobachtete.
    »Wie bitte?« fragte Haplo. »Was
meint Ihr
damit?«
    »Nekropolis hat seine alten Toten geschickt, die
Toten aus früheren Generationen.« Edmund winkte dem
toten Hauptmann seiner
Streitmacht. »Einer Eurer Männer soll Baltasar
holen.« Wieder zu Haplo gewandt,
erklärte er: »Man erkennt die alten Toten sofort.
Damals fehlte es den
Nekromanten noch an Erfahrung. Man wußte noch nicht, wie man
verhindern konnte,
daß das Fleisch verweste, oder wie die
Leistungsfähigkeit der Auferstandenen
über einen langen Zeitraum hinweg aufrechtzuerhalten
war.«
    »Werden eure Kriege immer von Toten
geführt?«
    »Ja, seit wir über genügend
kampffähige Soldaten
verfügen. Früher einmal sollen Lebende in die
Schlacht gezogen sein.« Edmund
schüttelte den Kopf. »Eine tragische Verschwendung.
Aber das war vor vielen
Jahren, lange vor meiner Geburt. Nekropolis hat also die alten Toten
geschickt.
Ich frage mich, was das zu bedeuten hat.«
    »Was könnte es bedeuten?«
    »Es könnte Taktik sein, ein Versuch, uns zu
zwingen, unsere wahre Truppenstärke zu verraten. Das
würde Baltasar sagen.« Der
Prinz lächelte. »Doch es könnte auch ein
Fingerzeig der Bevölkerung von
Nekropolis sein, daß man vorläufig noch nicht
gewillt ist, allen Ernstes gegen
uns vorzugehen. Wie Ihr seht, könnten unsere neuen Toten
diesen jämmerlichen
Haufen mit Leichtigkeit zurückschlagen. Ich glaube,
daß Nekropolis verhandeln
will.«
    Edmund beschirmte mit der Hand die Augen gegen
das feurige Gleißen der Magmasee und spähte in die
    Ferne. »Es müssen Lebende bei ihnen sein.
Ja,
ich sehe sie. Hinter den letzten Reihen.«
    Zwei schwarzgekleidete Nekromanten, die
Gesichter von Kapuzen verhüllt, folgten in sicherem Abstand
der schäbigen
Armee. Haplo war überrascht, doch nachdem er sie eine Zeitlang
beobachtet
hatte, begriff er, daß die Nekromanten nicht nur gebraucht
wurden, um die Armee
zu lenken und den Zauber aufrechtzuerhalten, der die morschen Leiber
zusammenhielt, sondern sie fungierten auch als eine Art von makabren
Schafhirten.
    Mehr als einmal kam es vor, daß ein Toter
stehenblieb und aufhörte zu kämpfen, oder es fiel
einer hin und stand nicht
wieder auf. Sofort waren die Nekromanten zur Stelle, gaben Befehle und
scheuchten ihre Herde weiter. War ein Toter gestürzt,
marschierte er, nachdem
er sich aufgerafft hatte, womöglich in die falsche Richtung
davon. Gleich einem
pflichtbewußten Hirtenhund eilte der Nekromant ihm nach,
drehte den in die Irre
gegangenen Soldaten herum und bugsierte ihn wieder zum Ort des
Geschehens.
    Edmunds Tote, die er als ›neue Tote‹
bezeichnet
hatte, schienen nicht mit solchen Mängeln behaftet zu sein.
Die kleine Vorhut
kämpfte tapfer und verminderte die Zahl der Gegner, indem sie
die Veteranen
regelrecht zerschmetterte. Die Hauptstreitmacht formierte sich im
Tunnel hinter
dem Prinzen, ein fähiges Heer, das diszipliniert den Befehl
zum Angriff
erwartete. Edmunds einzige Vorsichtsmaßnahme bestand darin,
den toten Hauptmann
in gewissen Abständen an seine Order zu erinnern. Jedesmal
nickte der Offizier,
als wären ihm die Instruktionen völlig neu. Haplo
fragte sich, ob der Bote des
Prinzen sich wohl nach der Hälfte des Wegs noch daran
erinnerte, was man ihm
aufgetragen hatte.
    Edmund schien von einer mühsam unterdrückten
Ungeduld beherrscht zu werden. Plötzlich sprang er auf einen
Felsblock und
zeigte sich der anrückenden Armee. »Halt!«
rief er und hob die offene Hand in
der Geste des Unterhändlers.
    »Halt!« riefen auch die feindlichen
Nekromanten,
und nach einem Moment der Ratlosigkeit kamen beide Heere zum
Stillstand. Die
Nekromanten blieben abwartend hinter ihren Truppen, wo sie sehen und
hören
konnten und doch von ihren Toten geschützt

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