Feuersee
selbsternannte Herrscher …«
»Ich danke Euch für Eure
liebenswürdige
Einladung, Herzogin Jera.« Edmunds Hand umklammerte den
Unterarm seines
Ministers mit festem Druck. »Es ist mir eine
Ehre, sie anzunehmen. Doch
Ihr müßt verstehen, daß ich mein Volk
nicht allein lassen kann, solange es sich
der Bedrohung durch eine feindliche Armee ausgesetzt sieht.«
»Wir ziehen unsere Armee zurück«,
bot der Herzog
an. »Wenn Ihr Euer Wort gebt, daß Eure Truppen am
diesseitigen Ufer bleiben.«
»Da meine Truppen nicht über Schiffe
verfügen,
sind Eure Befürchtungen grundlos, Herzog.«
»Vergebung, Hoheit, aber in Glückshafen
liegt
ein Schiff. Eins, wie wir es nie zuvor gesehen haben, und wir nahmen an
…«
»Ah, nun verstehe ich!« Edmund nickte und
schaute zu Haplo und Alfred. »Ihr habt das Schiff gesehen und
geglaubt, wir
hätten die Absicht überzusetzen. Wie Ihr gesagt habt,
Herzogin, es gibt viele
Mißverständnisse zwischen uns. Das Schiff
gehört zwei Fremden, die erst heute
in Glückshafen gelandet sind. Es war für uns eine
Selbstverständlichkeit, sie
als Gäste zu bewirten, obwohl sie uns mehr gegeben haben, als
wir ihnen anbieten
konnten.«
Alfred stand auf. Haplo straffte sich
erwartungsvoll. Die Herzogin wandte sich ihnen zu. Ihr Gesicht
– nicht
eigentlich schön zu nennen – gewann einen eigenen
Reiz durch den Ausdruck
lebhafter Intelligenz und eines offenbar starken und furchtlosen
Willens. Die
grünlich flimmernden braunen Augen waren besonders
schön und spiegelten die
Flinkheit des Verstandes wider, der dahinter arbeitete. Ihr Blick
erfaßte die
beiden Fremden, und sofort erkannte Jera in Haplo den Eigner des
ungewöhnlichen
Schiffs.
»Wir sind an Eurem Schiff vorbeigekommen, Sire,
und fanden es besonders interessant …«
»Was für Runen sind das auf dem
Rumpf?«
unterbrach ihr Mann sie mit jungenhaftem Eifer. »Ich habe nie
…«
»Liebster«, wurde seine Begeisterung von
Jera
gedämpft, »dies ist kaum die Zeit oder der Ort
für ein Gespräch über
Runenkunde. Prinz Edmund wird sein Volk von der Ehre unterrichten
wollen, die
ihm durch den Empfang bei Seiner Hochherrschaftlichen Majestät
zuteil werden
wird.« Sie wandte sich an Edmund. »Wir erwarten
Euch in Glückshafen, Hoheit,
sobald Ihr bereit seid aufzubrechen.« Jeras grüne
Augen suchten Haplo und
Alfred, der halb verdeckt hinter ihm stand. »Wir
würden uns gleichfalls geehrt
fühlen, wenn diese Fremden sich entschließen
könnten, uns in unsere schöne
Stadt zu folgen.«
Haplo betrachtete die Frau nachdenklich. Der
Prinz hatte ihn nicht als den Erbfeind erkannt, aber im Lauf dieses
Gesprächs
hatte Haplo erfahren, daß Edmunds Volk nur ein kleiner
Satellit war, der um
eine größere und hellere Sonne kreiste. Eine Sonne,
die möglicherweise
erheblich besser informiert war.
Ich war entschlossen, dieser Welt so schnell wie
möglich den Rücken zu kehren, und niemand
hätte mir einen Vorwurf gemacht,
nicht einmal mein Gebieter. Doch er und ich würden immer
wissen, daß ich
gekniffen habe und geflohen bin.
Der Patryn verneigte sich. »Die Ehre und das
Vergnügen wären ganz auf unserer Seite,
Herzogin.«
Jera schenkte ihm ein Lächeln, dann richtete sie
den Blick auf Prinz Edmund. »Wir werden Nachricht von Eurem
Kommen
vorausschicken, Hoheit, damit alles zu Eurem Empfang vorbereitet werden
kann.«
»Ihr seid sehr liebenswürdig,
Herzogin«,
erwiderte Edmund.
Man verneigte sich höflich und ging auseinander.
Der Herzog und seine Gemahlin kehrten zu ihrer Armee von Toten
zurück, die
mittlerweile zwiefach in Auflösung begriffen war (etliche der
alten Kämpen
irrten ziellos umher und hatten sich schon ziemlich weit entfernt),
ließen sie
wieder in Marschordnung Aufstellung nehmen und führten sie
zurück nach
Glückshafen.
Baltasar und der Prinz traten in den Tunnel.
»Ein Herrscher«, sagte der Nekromant grimmig.
»Die Angehörigen der souveränen
Nation von Kairn Telest sind nichts weiter als seine Untertanen!
Behauptet Ihr
immer noch, daß die Bevölkerung von Nekropolis uns
unwissentlich ins Verderben
gestürzt hat?«
Der Prinz war offensichtlich beunruhigt. Seine
Augen wanderten zu der fernen Stadt, kaum sichtbar unter der
tiefhängenden
Wolkendecke. »Was soll ich tun, Baltasar? Wie kann ich meinem
Volk helfen, wenn
ich nicht gehe?«
»Ich will es Euch sagen, Hoheit! Diese
beiden«,
der Nekromant deutete
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