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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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sein, doch er hat
noch genügend Energie, um weiter gegen Uns zu
hetzen.«
    »Aber wer hört ihm zu? Eure Untertanen sind
loyal. Sie lieben Euch …«
    »Genug! Jeder hier fühlt sich
bemüßigt, Uns
tagtäglich diesen Mist über die
Füße zu schaufeln. Von Euch hätten Wir
etwas
gesunden Menschenverstand erwartet.«
    Der Kanzler verneigte sich, dankbar für die gute
Meinung seines Herrschers, doch wußte er auch, daß
die Blume der Majestät nicht
gedeihen konnte ohne den eben erwähnten Mist.
    Der Herrscher schenkte seinem Kanzler keine
Beachtung. Er hatte sich von dem Thron aus Gold und Diamanten und
anderen
kostbaren Mineralien erhoben, um das große Podest zu
umrunden. Es war eine
Gewohnheit des Monarchen, er behauptete, die Bewegung helfe ihm, seine
Gedanken
zu ordnen. Mitunter brachte er zum Beispiel Klageführer
vollkommen aus der
Fassung, wenn er unvermittelt aufsprang und mehrere Male um den Thron
herumging, bevor er sich wieder setzte und den Urteilsspruch
verkündete.
    Wenigstens trug es dazu bei, die Höflinge auf
dem Quivive zu halten, dachte Pons nicht ohne Belustigung. Wenn Seine
Majestät
sich zu erheben geruhte, war das für die Anwesenden ein
Zeichen, ihre Gespräche
zu unterbrechen, sich dem Thron zuzuwenden und respektvoll zu
verneigen. Also
verstummten in unregelmäßigen Abständen
sämtliche Unterhaltungen, man faltete
die Hände vor der Brust und verbeugte sich bis fast zum Boden
– wann immer es
dem Monarchen einfiel, sich die Lösung eines Problems zu
erwandern.
    Dieses Herumschreiten war nur eine der
zahlreichen exzentrischen Gewohnheiten des Herrschers, zu denen
außerdem ein
bemerkenswertes Faible für den ritterlichen Zweikampf
gehörte, zudem war er ein
fast schon besessener Runensteinspieler. Jeder neuerweckte Tote, der
für eine
gewisse Meisterschaft auf diesen Gebieten bekannt gewesen war, wurde in
den
Palast gebracht, wo er nichts weiter zu tun hatte, als Seiner
Majestät in der
Wachhälfte des Zyklus als Gegner beim Tjost zu dienen oder mit
Seiner Majestät
bis weit in die Schlafhälfte hinein beim Runenspiel zu sitzen.
Solche
Eigentümlichkeiten hatten manchen dazu verleitet, den
Herrscher zu
unterschätzen und für eine oberflächliche
Spielernatur zu halten. Pons wußte es
besser. Sein Respekt wie auch seine Furcht vor dem Herrscher waren
groß und wohlbegründet.
Deshalb wartete der Kanzler in ehrerbietigem Schweigen, bis der
Herrscher von
Nekropolis sich herabließ, ihn in seine
Gedankengänge einzuweihen. Die
Angelegenheit war offenbar ernst. Der Herrscher widmete ihr
fünf komplette
Umrundungen des Podiums, den Kopf gesenkt, die Hände auf dem
Rücken
verschränkt.
    Kleitus XIV. inzwischen Mitte Fünfzig, war ein
breitschultriger, kräftiger Mann, eine imposante Erscheinung,
dessen Schönheit
man in seiner Jugend in Liedern und Versen gepriesen hatte. Die Jahre
waren
gnädig mit ihm umgegangen, er würde, wie der
Volksmund sagte, eine schöne
Leiche abgeben. Als mächtiger Nekromant verfügte er
allerdings über die Gabe,
dieses Schicksal noch viele lange Jahre hinauszuschieben.
    Schließlich hielt der Monarch inne. Seine
Gewänder aus schwarzem Pelz, kunstvoll mit einem Schimmer von
königlichem
Purpur versehen, rauschten leise, als er sich wieder auf seinem Thron
niederließ.
    »Das Todestor«, murmelte er und pochte mit
dem
Ring auf die Armlehne des Thronsessels. Gold auf Gold erzeugte einen
klingenden, metallischen Ton. »Das ist der Grund.«
    »Vielleicht auch nicht. Wie der Herzog
geschrieben hat, könnte der Zufall sie zu uns verschlagen
haben …«
    »Zufall! Nächstens redet Ihr von
›Glück‹, Pons.
Ihr hört Euch an wie ein unfähiger Runenspieler.
Strategie, Taktik – darauf
kommt es an. Nein, merkt Euch meine Worte. Die Suche nach dem Todestor
hat sie
hergeführt.«
    »Dann laßt sie gehen, Majestät.
Wir haben schon
mit solchen Verrückten zu tun gehabt. Immer weg mit Schaden
…«
    Kleitus runzelte die Stirn. »Dieses Mal nicht.
Bei diesen Leuten wagen Wir es nicht.«
    Der Kanzler zögerte, die nächste Frage zu
stellen; er war nicht sicher, ob er die Antwort hören wollte.
Doch er wußte,
‘was von ihm erwartet wurde – dem getreuen
Prüfstein für seines Herrn Gedanken.
»Warum nicht, Sire?«
    »Weil diese Leute keine Verrückten sind.
Weil
sich das Todestor geöffnet hat, Pons. Es hat sich
geöffnet, und es war Uns
vergönnt, einen Blick

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