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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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einer Auch
Festungsmauer. Haplo zögerte, doch war es bei ihm vermutlich
nur die Abneigung,
das schützende Halbdunkel zu verlassen und ins Licht
hinauszutreten. Endlich
setzte er sich langsam in Bewegung und nahm seinen Platz am Tisch ein.
Scheinbar gelassen lehnte er sich zurück, hielt jedoch die
Hände unter der
Platte verborgen. Pons setzte sich auf den Stuhl gegenüber.
    »Man beginnt damit«, erklärte der
Kanzler, »daß
man die Steine folgendermaßen anordnet: Die mit den blauen
Runen bilden den
Sockel, die nächste Reihe besteht aus den rot gekennzeichneten
Steinen, und die
mit den blauen und roten Zeichen nimmt man als Zinnen.«
    Der Herrscher hatte seine Mauer vollendet. Der
Prinz war halbherzig mit dem Bau seiner Mauer beschäftigt.
Pons gab vor, ganz
von seinen Spielvorbereitungen in Anspruch genommen zu sein, doch unter
gesenkten Lidern ruhte sein Blick auf dem Mann gegenüber.
Haplo zog die rechte
Hand unter dem Tisch hervor, nahm einen Runenstein und stellte ihn auf
seinen
Platz.
    »Bemerkenswert«,
äußerte der Herrscher.
    Die Bewegungen am Spieltisch erstarrten, aller
Augen richteten sich auf die Hand des Patryns.
    Kein Zweifel. Die Runen auf den Steinen waren
viel primitiver als die Tätowierungen auf der Haut des Mannes
– das unbeholfene
Gekrakel eines Kindes im Vergleich zu der fließenden Schrift
des Erwachsenen –
aber sie waren identisch.
    Nach einem Moment gebannter Faszination wandte
der Prinz mit einer Willensanstrengung den Blick ab und baute an seiner
Festungsmauer weiter. Kleitus beugte sich vor, um Haplos Hand zu
ergreifen und
eingehender zu betrachten.
    »Ich würde das nicht tun, Sire«,
meinte Haplo
ruhig, ohne die Hand zu bewegen. Es war keine Drohung, aber der Tonfall
seiner
Stimme veranlaßte den Herrscher innezuhalten. »Euer
Vasall dort wird es Euch
berichtet haben.« Seine Augen flogen zu Pons. »Ich
mag es nicht, wenn man mich
anfaßt.«
    »Er sagte mir, bei dem Angriff auf den Hauptmann
hätten die Zeichen auf Eurer Haut angefangen zu
glühen. Wir möchten uns
übrigens entschuldigen für den tragischen Vorfall. Es
war nicht beabsichtigt,
Eurem Hund ein Leid zuzufügen. Die Toten neigen zu –
unangemessenen
Reaktionen.«
    Pons sah, wie Haplos Wangenmuskeln zuckten, die
Lippen sich zusammenpreßten. Davon abgesehen, blieb sein
Gesicht unbewegt.
    Seine Majestät fuhr fort. »Ihr habt einen
Soldaten angefallen, hörte ich. Mit bloßen
Händen habt Ihr Euch bedenkenlos auf
einen Bewaffneten gestürzt. Doch so ungleich war der Kampf gar
nicht, habe ich
recht? Diese Zeichen an Eurer Hand sind Magie. Magie war die Waffe, die
Euch zu
Gebote stand. Ich bin sicher. Ihr könnt verstehen,
daß Wir fasziniert sind. Woher
stammen die Tätowierungen? Welche Macht haben sie?«
    Haplo nahm einen weiteren Runenstein, plazierte
ihn neben dem ersten und griff nach dem nächsten.
    »Wir haben Euch eine Frage gestellt«,
sagte der
Herrscher.
    »Wir haben die Frage gehört«,
entgegnete Haplo
lächelnd.
    Der Herrscher errötete vor Zorn über den
ungewohnten Spott. Pons versteifte sich. Der Prinz hob den Blick von
seinen
Spielsteinen.
    »Frechheit!« Kleitus zog finster die
Brauen
zusammen. »Ihr weigert Euch zu antworten?«
    »Ich darf Euch nicht antworten.
Ich habe
einen Schwur geleistet, Sire. Es steht nicht in meiner Macht, Euch das
Geheimnis dieser Runen zu verraten, so wie es für Euch
undenkbar wäre, mir zu
verraten, mittels welcher Magie es Euren Nekromanten möglich
ist, die Toten zum
Leben zu erwecken.«
    Der Herrscher lehnte sich zurück und drehte
einen Spielstein zwischen den Fingern. Pons entspannte sich und
stieß den Atem
aus, den er angehalten hatte, ohne sich dessen bewußt zu
sein.
    »Gut, gut«, meinte Kleitus
schließlich. »Pons,
alle warten darauf, daß Ihr endlich fertig werdet, damit wir
endlich anfangen
können. Seine Hoheit hat die Zeit genutzt, und selbst unser
Novize hier ist
Euch voraus.«
    »Ich bitte um Vergebung, Sire«, sagte Pons
demütig. Er kannte und begriff seine Rolle in diesem Spiel.
    »Der Palast ist alt, nicht wahr?« fragte
Haplo
und schaute sich aufmerksam in dem Zimmer um.
    Während er nach außen hin mit beflissenem
Eifer
an seiner Mauer werkelte, ließ Pons den rätselhaften
Fremden nicht aus den
Augen. Die Frage klang beiläufig, aber dies war kein Mann, der
sich auf
belangloses Geplauder einließ. Worauf hatte er es abgesehen?
Pons beobachtete,

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