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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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nachdenklich an die Oberlippe. »Alle
gebührende Ehre dem
Prinzen von Kairn Telest. Und nun, Kanzler« – die
im Schatten der schwarzen
purpur- und goldverbrämten Kapuze verborgenen Augen richteten
sich auf Haplo –
»was ist der Name dieses Fremden, den man vor Uns gebracht
hat?«
    Der Prinz holte tief Atem, doch beherrschte er
sich, um seines Volkes willen. Der andere Mann wirkte gelassen und
unerschrocken, fast hatte es den Anschein, uninteressiert an dem, was
um ihn
herum vorging, wären nicht die Augen gewesen, denen nichts
entging.
    »Er nennt sich Haplo, Sire«, sagte Pons
mit
einer tiefen Verbeugung. Ein gefährlicher Mann, hätte
der Kanzler hinzufügen
können; ein Mann, der einmal die Beherrschung verloren hat,
doch ein zweites
Mal wird er sich nicht überrumpeln lassen. Ein Mann, der sich
im Halbdunkel
hielt, nicht bewußt, sondern instinktiv, als wäre es
ihm in Fleisch und Blut
übergegangen, in der Deckung abzuwarten.
    Der Herrscher lehnte sich auf seinem Stuhl
zurück und musterte Haplo aus schmalen Augen. Er gab sich
gelangweilt. Pons
lief ein Schauer über den Rücken. In dieser Stimmung
war der Herrscher
unberechenbar.
    »Auch Ihr kniet nicht vor Uns. Beharrt Ihr
gleichfalls darauf, daß Wir nicht Euer König
sind?« fragte er.
    Haplo zuckte mit den Schultern und lächelte.
»Faßt es nicht als Beleidigung auf.«
    Seine Majestät bedeckte die zuckenden Lippen mit
einer feingliedrigen Hand und räusperte sich. »Ich
fasse es nicht als
Beleidigung auf – weder Euer Verhalten noch das des Prinzen.
Mit der Zeit
kommen wir vielleicht zu einem besseren Einvernehmen.«
    Er versank in brütendes Schweigen, während
sich
bei Prinz Edmund trotz aller Selbstbeherrschung mehr und mehr die
Ungeduld
bemerkbar machte. Kleitus sah zu ihm hin, hob träge die Hand
und deutete auf
den Tisch.
    »Spielt Ihr, Hoheit?«
    Edmund war sichtlich verblüfft. »Ja
– Sire. Aber
es ist lange her. Ich hatte wenig Muße für
Zeitvertreib dieser Art«, fügte er
bitter hinzu.
    Der Herrscher wischte den Einwand beiseite. »Wir
hatten Uns damit abgefunden, an diesem Abend auf Unser Spiel verzichten
zu
müssen, aber jetzt sehen Wir keinen Grund mehr dafür.
Vielleicht entwickelt
sich während des Spiels eine Basis der Verständigung.
Und Ihr, Sir? Leistet Ihr
uns Gesellschaft? Vergebung, aber seid Ihr womöglich auch ein
Prinz oder
irgendeine Hoheit, die angemessen zu begrüßen Wir
versäumt haben?«
    »Nein«, antwortete Haplo kurzangebunden.
    »Nein, Ihr wollt uns nicht Gesellschaft leisten,
oder nein. Ihr seid kein Prinz, oder ein generelles Nein?«
erkundigte sich der
Herrscher.
    »Ich würde sagen, das trifft es ziemlich
genau,
Sire.« Haplos Blick hing interessiert an den Spielsteinen,
eine Tatsache, die
Kleitus nicht entging.
    Der Herrscher gestattete sich ein nachsichtiges
Lachen. »Dann kommt, setzt Euch zu uns. Das Spiel ist
    komplex, aber nicht schwer zu erlernen. Wir
werden es Euch beibringen. Pons, Ihr seid natürlich der vierte
Mann.«
    »Mit Vergnügen, Sire.« Der
Kanzler neigte den
Kopf.
    Ein bestenfalls mittelmäßiger Runenspieler,
war
Pons am Brett kein Gegner für den Herrscher und wurde daher
nur selten als
Partner gebeten. Doch das eigentliche Spiel an diesem Abend fand auf
einer
gänzlich anderen Ebene statt, und dort war der Kanzler in
seinem Element.
    Prinz Edmund zögerte noch. Pons wußte,
welche
Gedanken dem jungen Mann durch den Kopf gingen. Verlor er seine
Würde, wenn er
sich zu einem Brettspiel überreden ließ?
Verhöhnte er damit nicht die
Ernsthaftigkeit seines Anliegens? Oder war es diplomatisch klug, dieser
königlichen Laune nachzugeben? Der Kanzler hätte dem
jungen Mann versichern
können, daß er sich keine Gedanken zu machen
brauchte, sein Schicksal war
besiegelt, einerlei, wie er sich entschied.
    Einen flüchtigen Augenblick lang empfand der
Kanzler Mitleid mit diesem Prinzen. Edmund war ein junger Mann, auf
dessen
Schultern eine schwere Bürde ruhte, der seine Verantwortung
ernst nahm und
offenbar gewillt war, alles daranzusetzen, um seinem Volk zu helfen.
Leider
wußte er nicht, daß er nur eine Spielfigur war, die
Seine Majestät nach
Belieben hin und her schieben oder ganz vom Brett nehmen konnte.
    Des Prinzen diplomatisches Naturell gewann die
Oberhand. Er setzte sich am Spieltisch dem Herrscher gegenüber
und begann, die
Steine in der Ausgangsposition aufzustellen, also in der Art

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