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Feuersteins Reisen

Feuersteins Reisen

Titel: Feuersteins Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein
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Kunststoffbecher. Kein Wunder, wenn man da ins Philosophieren kommt: All diese Mühen, Kosten, Qualen, mit ihren oft fürchterlichen Folgen, nur damit endlich so ein bisschen klebriges Zeug rausspritzt. Mit anderen Worten: Genau wie bei meinem ersten Samenerguss.
    Ich wollte den Becher mit dem Selbstgezapften als Andenken mit nach Deutschland nehmen. Aber das durften die Ölleute nicht erlauben. Denn das Alaska-Öl ist ein amerikanisches Heiligtum. Der Export ist gesetzlich verboten.

Geldwäsche

    Selbsterwaschenes Gold hingegen hätte ich tonnenweise mitnehmen können. Aber bei dem lausigen Goldpreis unserer Tage wären die Mehrkosten für das Übergepäck wahrscheinlich höher gewesen als der Erlös. Außerdem habe ich nichts zusammengekriegt, nicht mal ein Gramm, obwohl ich einen halben Tag siebte und schüttelte wie blöd.
    Es gibt einige Wonnen, denen ich absolut nichts abgewinnen kann. Fußball zum Beispiel, wie überhaupt Sport jeder Art, französische Küche, Opernbälle, Trivial Pursuit, lustige Bücher von Ephraim Kishon, Pferde, Volksmusik, Gruppensex, fast alle Sendungen von RTL 2 (meist identisch mit Gruppensex), Zelten sowieso, und seit Alaska auch Goldwäschen.
    Es ist wirklich nicht zu fassen: Da stehen erwachsene Männer bis zum Pimmel in den eiskalten Flüssen ihres Landes und schütteln Siebe. Tagelang. Bei jedem Wetter. Dazu der Höllenlärm mehrerer stinkender Dieselmotoren, die das Flussbett umpflügen und Geröll und große Steine entfernen. Der Rest ist Handarbeit: Einen Klumpen Schlamm ins Sieb gepatzt, das Sieb halb ins Wasser getaucht und in der Schräglage rütteln, rütteln, rütteln, bis der leichtere Sand weggeschwemmt ist und das schwere Gold liegen bleibt, wenn eins da ist. Und weil natürlich keins da war, der nächste Schlamm, wieder ins Wasser und wieder rütteln, und dann wieder der nächste, und irgendwann, nach vielen Jahren, blitzt es auf... ein Mikrogramm Gold, vielleicht sogar zwei. Mit der Pipette saugt man den Schatz vorsichtig ins Fläschchen und ist eine Mikrosekunde lang glücklich, vielleicht sogar zwei. Goldwäsche, nach Fischen und Jagen das drittgrößte Hobby in Alaska.
    Ich hatte mir das viel romantischer vorgestellt, und früher war es das sicher auch, vor 150 Jahren, als sich das Gerücht vom Goldland Alaska verbreitete. Anfangs war es wirklich nur ein Gerücht, denn die ersten paar Jahrzehnte fand man so gut wie gar nichts. Aber 1880 ging es dann so richtig los. Erst im Süden bei Juneau, der Stadt ohne Hotelzimmer, dann zehn Jahre später im Herzen von Zentralalaska, und schließlich am 17. August 1896 der große Durchbruch: Ein gewisser George Carmacks und seine Indianerkumpel Skookum Jim und Tagish Charlie wanderten an der Grenze zu Kanada einen Gebirgsbach hoch, den Bonanza Creek, einen Seitenarm des Klondike River, der seinerseits wiederum in den Yukon mündet, den zweitgrößten Strom Nordamerikas nach dem Mississippi. Und dort stolperten sie buchstäblich über die Nuggets.
    Fast ein Jahr lang konnten sie ihren Fund geheim halten und in aller Ruhe ausbeuten. Aber als sie dann im folgenden Sommer ihre Goldklumpen über die Banktresen von Seattle schoben, war schon einen Tag später ein Schiff mit den ersten tausend Goldsuchern nach Norden unterwegs. Die Gier brach alle Grenzen und trieb die Leute buchstäblich in den Wahnsinn: Über 200 000 Menschen machten sich auf den Weg in die Wildnis, ohne Straßen, ohne Unterkunft, ohne Gummistiefel. Höchstens 20 000 von ihnen kamen überhaupt ans Ziel — und nicht mal 200 wurden reich. Aber was soll’s, eine ähnliche Massenhysterie haben wir ja auch heute noch. Sie heißt Lotto, ist aber ein bisschen bequemer. Dafür sind die Gewinnchancen noch geringer.
    Nach ein paar Jahrzehnten war der Spuk wieder vorbei, aber das Hobby ist geblieben. Es gibt sogar noch ein paar kommerzielle Betriebe mit eingezäuntem Gelände, aber der Rest spielt sich in freier Wildbahn ab. Man fährt mit dem Geländewagen einen Bach entlang, sucht sich eine freie Stelle aus und wäscht in Frieden und Freundschaft nebeneinander, ohne Lizenz oder abgesteckten Claim. Statt Messerstechereien, Grizzly-Bären und den goldgeilen Nutten von damals gibt es heute nur Dieselmotoren, Mücken und nasse Hosen.
    Der Film beweist es: Ich habe ernsthaft und lange gewaschen. Ich bekam aber keinen Goldrausch davon, sondern nur einen Wadenkrampf.

Der Herr der Lüfte

    Unsere Aufnahmeleiterin in Alaska hieß Rose Waldstein, eine Deutsche, die sich in

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