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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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nichts Gutes eingebracht. Wir sollten diese Sache der Polizei überlassen.«
    »Und wie viele Polizisten sollen noch bei dem Versuch verletzt werden, Hope zu schnappen?«
    Der Disput ihrer Kollegen spülte über sie hinweg. Anya glitt in die Badewanne und rollte sich um das Gelege herum zusammen. Die Eier hatten die Münzen, auf denen sie lagen, erwärmt, und nun waren sie so angenehm temperiert wie Badewasser. Anyas Atem schlug sich auf dem Porzellan der Wanne nieder. Sparky schmiegte sich von der anderen Seite an das Nest und legte den Kopf an ihre Schulter.
    Anya schob sich die Münze unter die Zunge und flüsterte: »Charon.«
    Und die Welt wurde schwarz.

KAPITEL SECHZEHN
    Die Welt wurde schwarz.
    Dann stülpte sie ihr Inneres nach außen und öffnete sich.
    Anya fühlte sich schwerelos und warm, so als würde sie dösend in warmem Badewasser liegen. Sie schlug die Augen auf und fand sich über der Badewanne schwebend wieder, Nase an Nase mit dem eigenen Gesicht.
    Erschrocken trat sie nach hinten aus. Wie eine ungeübte Schwimmerin in einem Pool mühte sie sich zurück und schaffte es schließlich, ihre Füße auf den Boden zu bringen. Aber der Druck fühlte sich verändert an; schwerer als gewohnt. Sie blickte hinab. Sparky saß schwanzwedelnd neben ihr auf dem Boden. Er strahlte in reinem, bernsteinfarbenem Licht, viel stärker, als er es auf der physischen Ebene tat. Die Sprenkel und Flecken auf seinem Körper brodelten weiß und orange, flackerten auf seiner Haut wie der Flammenschein eines Feuers.
    Anya schaute an sich herab.
    Sie war nicht sie selbst. Ihre Hände waren mit flexiblen Kupferschuppen überzogen, die sich wie eine segmentierte Ganzkörperrüstung überall über ihren Leib zogen. Sie trug einen polierten, grell glänzenden Brustpanzer. Und wie Ciro gesagt hatte, führte ein durchscheinendes, silbernes Band von ihrem Nabel zu dem reglosen Körper in der Badewanne. Sie tastete an sich herauf und entdeckte einen Helm, der ihren ganzen Kopf bedeckte und sich nahtlos an die Rückseite des Schädels anschloss.
    »Willkommen in deinem astralen Ich.«
    Anya drehte sich um. Charon stand auf dem Boden, die Hände in den Taschen vergraben. Er sah beinahe genauso aus wie als Geist – ein Rocker in der falschen Zeit –, aber er war von einer grauen Aura umgeben, die sich an den Rändern auflöste wie Rauch. In dem nebelhaften Schein brannten seine Augen in einem kalten Blau.
    Anya hielt ihre kupfernen Hände ins Licht. »Ich hab mich schon einmal so gesehen. Ein einziges Mal.« Damals war die Kupferrüstung aus ihrem Salamanderreif hervorgeschossen, um sie vor dem feurigen Atem Sirruschs, des Königs der Salamander, zu schützen. Das war der Atem gewesen, der Drake, ihren Liebhaber, umgebracht hatte.
    »Die astrale Ebene zeigt die Leute, wie sie wirklich sind. Philosophisch gesagt: ›Wie innen, so außen‹.« Charon nickte. »Aber ich muss zugeben, das ist sehr beeindruckend.«
    Anya beugte sich über den Rand der Wanne, und Panik ergriff Besitz von ihr. Die Eier waren fort.
    »Die Eier!«, schrie sie.
    »Du trägst sie bei dir« , antwortete Charon und zeigte auf einen Perlengürtel an ihrer Taille. Als Anya genauer hinsah, erkannte sie, dass der Gürtel aus den winzigen Eiern bestand, die zu einem Gurt zusammengewoben schienen. Als sie sie berührte, fühlte sie die Hitze, so heiß wie glühende Kohlen.
    »Ich weiß nicht, was du bist, aber du siehst mordsmäßig gut aus. Du glänzt so.« Renee saß auf dem Barhocker und taxierte sie ausgiebig. In dieser Welt war Renee in ein glutvolles, rosarotes Licht gehüllt und von Lilienduft umgeben.
    »Du kannst mich sehen?«, fragte Anya.
    »Natürlich, Schätzchen.« Dann sah sie sich argwöhnisch zu Charon um. »Und den sehe ich auch.«
    »Keine Sorge« , sagte Charon. »Ich werde dich nirgends hinbringen.«
    Renees hauchzarte Brauen sanken herab, und ihre Wimpern flatterten. »Gut. Jemand muss hierbleiben und auf den alten Mann aufpassen.«
    Sie deutete auf Ciro. Erst in diesem Moment begriff Anya, dass nicht nur sie anders war in dieser siderischen Welt. Es war die Welt selbst und alles, was in ihr war.
    Die Lebenden im Raum schienen an Ort und Stelle festgewachsen zu sein, so, als liefe die Zeit für sie langsamer, und sie waren sich Anyas Präsenz nicht bewusst. Ihre Konturen waren verschwommen, und Anya konnte Licht sehen, das jeden von ihnen umgab. Ciro war in einen weißen Schimmer gehüllt, der flackerte wie eine Glühlampe kurz vor dem Erlöschen.

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