Feuersturm: Roman (German Edition)
New-Age-Schneeballsystems, das sich Wunder für die Massen nennt. Sie ist jeden Abend im lokalen Kabelfernsehen. Für einen Lacher ist sie sicher gut, aber mir tun die armen Irren leid, die ihr ihr Geld überlassen haben.«
Anya sah, wie Hope glückselig in die Kamera lächelte. »Dann ist sie also von hier?«
»Ja. Bedauerlicherweise.«
»… stellen Sie sich das Schicksal vor, das Sie erstreben, das Schicksal, welches das Universum für Sie wünscht. Doch Sie müssen auch den Willen aufbringen, Ihre Wünsche wahr werden zu lassen. Willen ist der Schlüssel. Willen heißt, aktiv werden. Und Sie können noch heute aktiv werden, um Ihre Träume Realität werden zu lassen, indem Sie die Nummer am unteren Bildschirmrand anrufen.
Gehen Sie mit guten Taten in Vorleistung. Verpflichten Sie sich, auf dass Ihre Träume wahr werden, und wir werden uns verpflichten, Ihnen auf Ihrer Reise zu helfen. Die Göttliche Intelligenz wird Ihnen helfen, damit auch Sie wahrhaftige Wunder erleben. Sie müssen nur diesen ersten Schritt tun. Unsere Telefonisten stehen bereit, um Ihre Anrufe entgegenzunehmen.
Seien Sie gesegnet, und gute Nacht.«
Unter stehenden Ovationen und donnerndem Applaus winkte Hope und ging von der Bühne. Gleich darauf füllten die Telefonnummer und die Adresse von Wunder für die Massen den Bildschirm aus, ehe das Ganze von einem Werbespot abgelöst wurde.
Anya hockte sich auf die Fersen. »Sie hat Charisma, das muss man ihr lassen. Ich schätze, einige Leute werden sie sehr ansprechend finden.«
Brian schnaubte verächtlich. »Herdenmenschen. Nur Herdenmenschen glauben, dass sie sich führen lassen müssen.«
Anya zog eine Braue hoch. »Das ist ein bisschen hart, findest du nicht? Die Leute wollen nun einmal an eine bessere Zukunft glauben. Ich meine, die Tatsache, dass ich Probleme mit der katholischen Kirche hatte, heißt nicht, dass ich das Kind mit dem Bade auskippen muss.« Sie musste allerdings zugeben, dass es schwer war, an eine bessere Zukunft für Detroit zu glauben. Wenn sie früh am Morgen schlaflos im Bett lag, hätte sie oft schwören können, die marode Stadt vor sich hinrosten zu hören.
»Nur, weil eine reiche Frau Süßholz raspelt und mit dem Geld anderer Leute ein großes Gebäude errichtet, besitzt sie noch lange keine moralische Autorität. Es ist eine soziologische Tatsache: In der Gruppe wird der Mensch zum Idioten.«
»Mag sein. Aber es können auch gute Dinge geschehen, wenn Menschen sich zusammentun.«
Brian beugte sich zu ihr und schnüffelte an ihrem Haar. Dann packte er den Ärmel ihres Bademantels und zog sie zu sich auf den Boden. »Du riechst nach Orangen.«
Anya errötete. Der Themenwechsel kam ihr nicht ungelegen, und sie war sogleich abgelenkt, als seine Finger den Vorhang aus Haaren beiseiteschoben, der ihr Gesicht bis zum Kinn verdeckte. Er knabberte an ihrem Ohr und jagte ihr erwartungsvolle Schauer über den Rücken. Sie legte die Beine in seinen Schoß, begierig, etwas Reales zu spüren und von ihm berührt zu werden.
»Hmm. Du schmeckst auch nach Orangen.«
Seine Arme umfassten mühelos ihre Taille, und seine Lippen wanderten gemächlich über ihr Kinn zu ihren Lippen. Anya ließ sich in seinen Kuss sinken, kostete den Minzgeschmack und die Wärme seines Mundes. Ihre Finger verkrallten sich im Stoff seines Hemdes, und sie spürte, wie sein Herz unter ihren Händen schneller schlug, als er in den Kragen ihres Bademantels griff und die nackte Haut an ihrem Nacken berührte. Sie sehnte sich danach, seine Hände auf mehr blanker Haut zu spüren …
… als sie spürte, wie sich gähnend der Salamander an ihrem Hals zu rühren begann.
Schlaf weiter, Sparky , bettelte sie in Gedanken. Nicht jetzt.
Das Telefon klingelte. Widerstrebend löste sich Anya von Brian. Offenbar hatte sich das ganze Universum gegen sie verschworen. Sie fühlte, wie Sparky sich streckte und über ihren Arm zu Boden glitt. Unten angekommen hielt er inne und musterte Brian misstrauisch aus halb geschlossenen Augen.
Brian griff nach ihr. Ihre Augen lagen im Schatten. »Kann das nicht warten?«
»Mich ruft nie jemand zu Hause an … es sei denn, es ist wichtig.«
Sie stemmte sich vom Boden hoch und riss den Hörer von der Küchenwand. Das Telefon, ein altmodisches, türkisfarbenes Gerät mit Schnur, hatte sie zusammen mit dem Haus erworben. Es war älter als Anya selbst. Bisher hatte es sich wie ihr 1972er Dodge Dart als immun gegenüber Sparkys Übergriffen erwiesen.
»Hallo?« Aus dem
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