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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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fragende Miene auf. »Wie meinst du das?«
    »Na ja … ich modelliere dieses neuronale Netz nach dem Vorbild des rekurrenten biologischen neuronalen Netzes eines real existierenden Menschen. Früher haben Wissenschaftler die Gehirne einfacherer Organismen wie Würmer abgebildet. Ein mikroskopischer Wurm, C. elegans , beispielsweise hat ungefähr dreihundert Neuronen. Pillepalle. Menschen dagegen haben um die hundert Milliarden Neuronen und hundert Billionen Synapsen, die abgebildet werden müssen.«
    »Wow. Wie zum Teufel machst du das?«
    »Sehr langsam. Ich gehe Schritt für Schritt vor und setzte etwas ein, das einem sich selbst reproduzierenden Computervirus sehr ähnlich ist, um die Menge möglicher Verbindungen zu testen. Im Grunde lehne ich mich die meiste Zeit zurück und überlasse es dem Programm, das Gehirn zu untersuchen und die ganze Arbeit zu tun.«
    »Wessen Gehirn benutzt du?« Anya fragte sich, ob der Prozess schmerzhaft war. Sie bekam schon allein bei dem Gedanken Kopfschmerzen.
    »Es passieren sonderbare Dinge, wenn man seinen Körper der Wissenschaft überlässt. Die Universität hat vor kurzer Zeit ein fast perfektes Exemplar erhalten. Wir bewahren das Gehirn auf Eis in einem hübschen Glas auf und versetzen ihm von Zeit zu Zeit einen elektrischen Stromstoß, um die Neuronen zu aktivieren. Den Rest erledigt die rechnergestützte Modellerstellung.«
    Anyas Mundwinkel rutschten abwärts. »Ist das wirklich das, was dem Spender vorgeschwebt hat? Glauben die meisten nicht eher, sie würden ihre Körper einer medizinischen Fakultät überlassen, um im Präparationssaal von Studenten verstümmelt zu werden?«
    »Vielleicht. Es rächt sich eben, wenn man für den Fall seines Todes keine genauen Anweisungen erteilt.« Brian schien das keine Sorgen zu bereiten. »Irgendwann wirst du ALANN fragen können, was er denkt.«
    »Wer ist Allen?«
    »A-L-A-N-N, ALANN: Advanced Linear Artificial Neural Network. Und eine Hommage an Alan Turing, den Vater der modernen Informatik.«
    »Ich glaube, von dem hab ich schon gehört. War der nicht so eine Art Codeknacker?«
    »Er hat während des Zweiten Weltkriegs viel dazu beigetragen, die mit der Enigma verschlüsselten deutschen Funksprüche zu entziffern, aber wahrscheinlich ist er genauso bekannt für den Turing-Test. Dieser Test misst die Intelligenz der Maschine und ihre Fähigkeit, menschliches Verhalten nachzuahmen. Dazu muss sich ein menschlicher Fragesteller über eine Tastatur sowohl mit einem Menschen als auch mit einer Maschine unterhalten, die beide räumlich von ihm isoliert sind. Beide Gesprächspartner versuchen dabei, sich als denkende Personen darzustellen. Erkennt der Fragesteller nicht, welcher seiner Gesprächspartner die Maschine ist, gilt der Test als erfolgreich.«
    »Schwer vorstellbar, dass eine Maschine einen Menschen so hinters Licht führen könnte.«
    »Das ist der Kern meiner Forschungen: eine Variante des Turing-Tests, der Immortality Test. Dieser Test dient dazu, festzustellen, ob die Reaktionen und das Verhalten einer Person akkurat genug reproduziert werden, dass sie nicht mehr von denen des Originalsubjekts unterschieden werden können. ALANN wurde nach dem Vorbild eines einst lebendigen menschlichen Gehirns geschaffen, und ich bin gespannt, wie gut er die Reaktionen dieses Gehirns abbilden kann.« Brian drehte den Laptop zu Anya und gab in der Kommandozeile einen Befehl ein. »Nur zu, sag Hallo.«
    »Willst du ein Versuchskaninchen aus mir machen?«
    »Eher nicht. Ich hab dir ja schon von dem Turing-Test erzählt, und du weißt, dass ALANN eine Maschine ist.«
    Anya schluckte. Brians »eher nicht« war nicht eben beruhigend. Sie beugte sich zu dem in die Webcam eingebauten Mikrofon vor. »Hallo.«
    Der Cursor blinkte, dann tauchten Buchstaben auf: HALLO, ANYA.
    »Woher kennt er meinen Namen?«, fragte sie argwöhnisch.
    Brian tippte auf die Webcam. »Wir arbeiten an einer Mustererkennung. ALANN kann Gesichter mit Hilfe der Biometrie erkennen. Theoretisch ist jedes Gesicht einzigartig – der Abstand zwischen den Pupillen, die Höhe der Brauen, die Breite des Mundes, Längen- und Breitenverhältnisse, Ohrengröße. ALANN kombiniert diese Werte und speichert sie.«
    »Aber woher kennt er mich?«
    »ALANN hat dich schon einmal gesehen, im Computerlabor. Wahrscheinlich erinnert er sich auch daran, was gesprochen wurde. Auf jeden Fall ist es ermutigend, dass er Gesichtern inzwischen Namen zuordnen kann.«
    Anya nagte an ihrer Lippe. Das

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