Feuersturm: Roman (German Edition)
ohne Sparky mitgemacht, aber …«
Anya dachte nach. Sie wollte Sparky nicht länger als nötig allein lassen … Aber vielleicht eröffnete ihr der Leslie-Fall die Möglichkeit, genug belastendes Material gegen Hope in die Hand zu bekommen, dass es für einen Durchsuchungsbefehl reichte. »Lass mich erst nach Hause fahren und nach Sparky sehen. Wir treffen uns dann dort.«
»Oh Gott.«
Leslies Finger umspielten nervös den Rand ihres Kaffeebechers. Sie kauerte in einem Jogginganzug am Küchentisch. »Ich dachte, ich würde schlafwandeln.«
Jules verschränkte die Arme vor der Brust. Anya sah ihm seine Zweifel an. Er hatte Leslie und ihrem Mann Chris gerade von den Erlebnissen ihrer Nachbarn mit einer durch die Gänge spazierenden Leslie erzählt.
Chris Carpenter saß reglos neben seiner Frau. Umrahmt von seinen kräftigen Händen lag auf dem Tisch der beste Beweis, den die DAGR zu bieten hatten: ein unscharfes Bild von Leslie am Kopf der Treppe, eingefangen mit einer Kamera. Die Gestalt in Weiß schien zu leuchten, aber Anya wusste, Skeptiker würden behaupten, die Aufnahme wäre einfach fehlerhaft. Dennoch waren Leslies Gesicht und ihre Locken unverkennbar, ebenso wie der verschwommen dargestellte Gürtel ihres Hausmantels, der hinter ihr herflatterte. »Das bist du, Babe«, sagte Chris mit leiser Stimme.
»Wie ist das möglich?«, fragte sie weinerlich.
Katie breitete die Hände aus. »Wie man uns erklärt hat, gibt es vereinzelte Seelen, die nicht sehr fest in ihrem Körper verankert sind. Sie wandern. Das ist etwas ganz Natürliches. Nichts, wovor Sie Angst haben müssen.«
»Wir möchten feststellen, was genau da passiert, damit wir es beenden können«, sagte Jules mit strenger Stimme. »Wir wollen herausfinden, was Sie dazu bringt … zu gehen und was Sie wieder zurückholt.«
Leslie barg den Kopf an dem kräftigen Arm ihres Mannes, der mit einer Dornenranke tätowiert war, die aus seinem Ärmel hervorlugte. Er zog sie schützend an sich und starrte seine Besucher gereizt an. »Leslie hatte in letzter Zeit viel Stress. Wir sind … finanziell unter Druck geraten.«
»Stress kann so etwas begünstigen«, sagte Katie zustimmend. »Hoffentlich finden wir heraus, was das auslöst, damit hier wieder Ruhe einkehrt.«
Leslie schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, wir werden das Haus verlieren.«
Anya beugte sich vor. Sie wollte sich nicht verraten, wollte sie nicht nach Hope fragen. Die beiden hatten es schwer genug, die Vorstellung zu verdauen, dass Leslie nachts auf Wanderschaft ging. »Alles in Ordnung?«
»Ich …« Ihre Stimme versagte. »Dieses Haus. Das war wirklich ein Wunder.«
Anyas Ohren klingelten, als sie dieses Wort hörte. »Ein Wunder?«, wiederholte sie.
Leslie nickte. »Wir haben uns für ein Programm namens Wunder für die Massen angemeldet.«
Anyas Puls schlug ein wenig heftiger. »Erzählen Sie.«
»Es geht darum, dass man sein Leben in den Griff bekommen und mit guten Taten in Vorleistung gehen soll. Ein anonymer Spender, der auch an dem Programm teilnimmt, hat uns eine Anzahlung von zwanzig Prozent zur Verfügung gestellt, durch die wir kreditwürdig wurden.«
»Wann müssen Sie das Geld zurückzahlen?«
»Gar nicht. Wir müssen nur einer anderen Person helfen, wenn die Zeit gekommen ist.«
Anya lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Wow. Das ist … äh … großzügig.«
Ein Schatten legte sich über Chris’ Züge. »Das ist verdammt viel mehr. Wir waren zu vertrauensselig.«
»Chris …«
»Wunder für die Massen hat uns geholfen, dieses Haus zu kaufen, aber sie haben die Schuld eingefordert.« Chris sah Leslie an. »Ein anderer Teilnehmer braucht eine Niere, und die wollen sie jetzt von Leslie haben.«
Anya umklammerte die Tischkante so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. »Das können die nicht machen. Das dürfen sie nicht von Ihnen verlangen. Das ist absolut illegal. Außerdem … woher wissen die überhaupt, dass Sie als Spenderin in Frage kommen?«
» Wunder für die Massen hat vor ein paar Monaten eine Blutspendeaktion gefördert. Und ein paar von uns haben sie anschließend wegen irgendwelcher medizinischer Tests einbestellt, diejenigen, deren Blutgruppe mit der der Frau übereinstimmt, die die Niere braucht. Ich glaube, sie haben es HLA-Test genannt. Außerdem haben sie eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Ich war die glückliche Gewinnerin.« Leslie schüttelte den Kopf, und ihre Locken fielen ihr über die Augen. »Wenn ich es nicht tue,
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