Feuersturm: Roman (German Edition)
Arme vor der Brust verschränkt und schnarchte leise. Max und Jules waren ins Nachbarhaus gegangen, um auf Leslies Ankunft zu warten, während Katie, Brian und Anya über die physische Leslie wachten. Katie saß im Schlafzimmer des Paars im Dunkeln am Boden, den Rücken an die Wand gelehnt, und musterte stirnrunzelnd den EM-Feldmesser, der von all den anderen Geräten im Raum zu sehr gestört wurde, um irgendeine akkurate Messung zu liefern. Anya und Brian hatten sich in der Küche eingerichtet und waren von Monitoren umgeben, die ihr kaltes Licht in die Dunkelheit absonderten.
Anya kratzte sich am Hals. Ihr fehlte der warme, bernsteinfarbene Lichtschein, den Sparky des Nachts verbreitete. Sie blickte zu dem iPhone auf dem Tisch, auf dem das Wärmebild von Sparky zu sehen war, der sich auf seinem Gelege zusammengerollt hatte, und wünschte, sie wäre zu Hause. Sie wickelte sich die Jacke fester um den Leib und rückte näher an Brian heran.
Brian fummelte an der Kontrasteinstellung eines Monitors herum, über dessen Bildschirm elf zerklüftete Linien wanderten.
»Was ist das alles?«, fragte Anya.
»Eine polysomnografische Aufzeichnung von Leslies Schlafmuster in Echtzeit. Im Grunde führen wir hier eine Schlafstudie durch. Erinnerst du dich an die mehreren Dutzend Kabel, an die wir sie angeschlossen haben?«
»Ja. Sah ziemlich viel aus.«
»Eigentlich ist das nicht so viel. Schlafstudien erfordern elf Kanäle.« Er deutete auf die elf schnörkelhaften Linien auf dem Bildschirm. »Das EKG nutzt zehn Elektronen, um den elektrischen Puls des Herzens zu messen. Das Elektroenzephalogramm, das EEG, nutzt acht Elektroden und verrät uns, wann Leslie in welche Schlafphase eintritt: Non-REM, REM, Deltastadium und Erwachen.« Brian umkreiste mit dem Finger eine Gruppe von vier ungleichmäßig gezackten Linien auf dem Monitor.
»Das Elektrookulogramm, das EOG, misst die Augenbewegung und verrät uns, wann sie in die REM-Phase eintritt. Dann wissen wir, dass sie träumt.« Brian zeigte auf eine Linie weit oben auf dem Bildschirm. »Und das EMG, das Elektromyogramm, misst ihre Bewegungen. Wir können damit Schlafparalyse und Muskelspannung ermitteln. Der Rest misst ihren Puls, ihre Atmung und einige andere physische Werte.«
»Wo hast das ganze Zeug her?«, fragte Anya.
Brian zuckte mit den Schultern. »Die Universität unterhält ein Schlaflabor. Ich habe mir ein paar von deren Sachen geliehen.«
»Du leihst dir einen ganzen Haufen Sachen von der Universität, wie es aussieht.« Anya dachte an all die Gerätschaften, die er mitzubringen pflegte, um sie bei der Arbeit mit den DAGR zu nutzen: Temperatursensoren, elektromagnetische Bildaufzeichnungsgeräte, Videokameras … Der Laderaum seines Vans erinnerte an eine mobile Bathöhle.
»Ich gebe Ihnen eben wenig Gelegenheit, nein zu sagen.«
»Wirst du mir je erzählen, womit genau du deinen Lebensunterhalt verdienst?«, fragte Anya und rieb sich die Arme, um die Kälte zu vertreiben.
Brian schüttelte den Kopf, und seine Miene war in dem harten Licht des Monitors, das sich in seinen Brillengläsern spiegelte, regungslos. »Du weißt mehr als die meisten Leute. Was bedeutet, dass du vermutlich schon zu viel weißt.«
Unbehagliche Stille trat ein. Brian kauerte sich über einen anderen Laptop, und Anya glaubte, die schwarzweiße Benutzeroberfläche des Programms zu erkennen, an dem er gearbeitet hatte, als sie das letzte Mal eine Überwachung durchgeführt hatten: ALANN.
»Hey, kannst du mir einen Gefallen tun?«, fragte er sie plötzlich.
»Klar.«
»Ich glaube, Leslie kommt bald in die REM-Phase. Normalerweise ist das das Stadium, in dem Menschen schlafwandeln, darum möchte ich das Polysomnogramm im Auge behalten. Kannst du solange mit ALANN reden?«
»Ob ich was kann?«
»ALANN bei Laune halten. Rede einfach mit ihm. Er baut seine neuronalen Netze in exponentieller Geschwindigkeit auf, und die Interaktion mit einem Menschen optimiert die Verbindungen.«
Anya tauschte den Stuhl mit Brian und glotzte den schwarzen Monitor an. »Äh … worüber soll ich mit ihm reden?«
»Egal. Der Prozess ist wichtiger als der Inhalt.«
Anya starrte immer noch den Monitor an und wusste nicht, wo sie anfangen sollte.
Der weiße Cursor wanderte über den Bildschirm. Hallo, Anya.
»Hallo, ALANN. Wie geht es dir?« Sie biss sich auf die Lippe. Eine viel dümmere Frage konnte man einem Computer kaum stellen.
Gut, danke. Ich fühle mich ein wenig benommen, weil mein neuronales
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