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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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Hitze, die aus dem Wohnzimmer drang.
    Sie schaute um die Ecke und sah Feuer, das von einer Wandsteckdose aus zur Decke emporzüngelte. Das Feuer breitete sich aus, fraß sich in die Trockenbauwand und flammte auf den Korridor hinaus.
    Anya fluchte und stürzte ins Schlafzimmer der Carpenters, wo Leslie regungslos im Bett lag. Chris rüttelte sie an der Schulter, versuchte, sie zu wecken, und Brian telefonierte mit Sanitätern. Inzwischen drang Rauch durch die offene Tür in den Raum.
    »Sie hat geschlafen«, sagte Brian gerade. Anya wusste nicht, ob er mit der Person am anderen Ende sprach oder mit Chris. »Puls und Atemfrequenz sind stark angestiegen und haben dann ganz aufgehört.«
    Anya riss ihm das Telefon aus der Hand. »Das Haus brennt. Raus hier. Sofort.«
    Chris erbleichte. »Nein. Ich hab es ihr doch versprochen.« Er schoss vom Bett hoch und rannte hinaus auf den Korridor. Anya hörte seine donnernden Schritte auf den Dielen.
    Brian riss die Drähte von Leslies regungslosem Körper und hob sie auf die Arme.
    »Ich nehme sie«, sagte Anya und nahm ihm seine Last ab. »Hol du ALANN und dein Zeug und geh raus.« Sprach’s und stellte im gleichen Moment verwundert fest, dass sie ALANN als hilfsbedürftige Person wahrnahm.
    Brian nickte. Er trat ein Fenster auf und begann, Teile der Polysomnografie-Ausrüstung in den Garten zu werfen. Der Sog, der durch das offene Fenster entstand, zog Rauch an, der sich als dichter Nebel im Raum sammelte.
    »Lass es!«, schrie Anya. Sie legte sich Leslie über die Schulter und stürmte den Gang hinunter. Der Rauch war so dicht, dass sie die Küchenwand nicht erkennen konnte. Sie schloss die schmerzenden Augen und konzentrierte sich auf das Gefühl der Hitze zu ihrer Linken, erinnerte sich, dass sie nach rechts musste, und wäre beinahe über den Küchentisch gestolpert. Sie schlug die Augen wieder auf und sah Chris mit einem Wassereimer durch ihr Blickfeld huschen. Er hatte sich ein nasses Geschirrtuch um den Kopf gebunden.
    »Chris«, hustete sie. »Geben Sie’s auf.«
    »Haben Sie sie?«, brüllte er. »Haben Sie Leslie?«
    »Ja. Los jetzt!«
    Aber er schien Anya gar nicht zu hören.
    Anya stolperte durch die Küchentür und hinaus in die segensreich kühle Luft im Freien. Ein paar Meter windwärts legte sie Leslie in dem taufeuchten Gras ab. Als sie sich über die Schulter umblickte, erkannte sie, dass sich das Feuer auf das Dach ausgebreitet hatte. Die Zedernholzschindeln auf der Südseite des Hauses brannten wie Zunder. Erleichtert seufzte sie auf, als sie Brian mit den Armen voller Computerteilen aus dem Haus laufen sah.
    Anya presste die Finger an Leslies Handgelenk und Hals, suchte nach einem Puls, konnte aber nichts ertasten. Sie hob Leslies Kopf an und lauschte auf Atemgeräusche.
    Schließlich hielt Anya der Frau die Nase zu und blies Luft in ihren Mund. Ihre eigene Atmung fühlte sich nach dem inhalierten Rauch wund an, doch mehr hatte sie nicht zu bieten. Zwei Atemzüge. Keine Regung. Über Leslies Brustbein legte sie die Hände übereinander und begann mit einer Herzdruckmassage. Die Wucht ihrer Bemühungen schüttelte den Tau vom Gras, konnte Leslie aber nicht aufwecken.
    Sie atmete für Leslie, atmete und setzte dann die Druckmassage fort, bis die Muskeln in ihren Armen schmerzten. Als die Sanitäter eintrafen, räumte sie das Feld. Die Rettungshelfer übernahmen die Herzdruckmassage und drückten Leslie die Maske eines Beatmungsbeutels auf das Gesicht. Aber da wusste Anya schon, dass es hoffnungslos war.
    In dem ganzen Durcheinander verzog sie sich in den Hintergrund. Sollte ihr Name in einem Bericht über Geisterjäger und einen Todesfall auftauchen, würde das DFD sie feuern. Sie war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, einfach zu verschwinden, und dem Bedürfnis, Chris beizustehen und bei den Aufräumarbeiten zu helfen.
    Chris … Anya sah sich zu dem Haus um. Ein Löschzug war eingetroffen, stand vor dem Haus, und die Feuerwehrleute zerrten Schläuche zur Veranda. Chris war nirgends zu sehen.
    Dieser dumme Idiot. Er glaubte wirklich, er könnte das Feuer allein löschen.
    Anya rannte zu dem Löschzugführer, zeigte auf das Haus und keuchte: »Da ist noch ein Mann drin.«
    Der Mann brüllte seinen Feuerwehrleuten im Heck des Fahrzeugs etwas zu. Die Männer stürmten zur Veranda und brachen die Vordertür mit ihren Äxten auf. Glas splitterte, als das Fenster herausgeschlagen wurde.
    Anya stand hinter dem Feuerhydranten, beobachtete, wartete, hoffte,

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