Feuersturm: Roman (German Edition)
Stimmung war, mit ihnen zu spielen.
»Kätzchen. Er hat Kätzchen«, erklärte Katie ihren Katzen die Situation in Begriffen, die sie verstehen konnten. »Lasst ihn in Ruhe.«
Fay blinzelte verwirrt und watschelte aus der Küche. Vern legte den Kopf schief und verstand kein Wort. Anya lächelte, krümmte sich dann jedoch innerlich, als sie sich ausmalte, wie die Katzen einundfünfzig Salamanderbabys durch Katies Haus jagten.
»Danke«, sagte Anya. »Das meine ich ernst.«
»Schon gut.« Katie sah zu, wie Anya erneut versuchte, nach ihrer Tasse zu greifen und es wieder nicht schaffte. Sie griff nach Anyas kalter, klammer Hand und sah ihr direkt in die Augen. »Ich hab dich noch nie so verstört erlebt. Nicht, wenn du Geister verschlungen hast, nicht, als du von einem Dämon besessen warst … nicht einmal, als Drake gestorben ist.«
»Mir geht’s gut«, murmelte Anya.
»Nein, tut es nicht.«
Anya blinzelte. Sie fühlte, wie ihre Kehle eng wurde. »Es ist nur … ach, zum Teufel.« Eine Träne platschte in ihre heiße Schokolade. »Als … als ich ein Kind war, ist unser Haus abgebrannt. Und das … es erinnert mich einfach zu sehr an damals.«
Katie drückte ihr mitfühlend die Hand. »Hier bist du sicher.«
Anya schüttelte den Kopf. »Nein. Ich meine, ich hab mich danach nie mehr wirklich sicher gefühlt. Es war … es war meine Schuld. Ich war zwölf. Ich hab mich mit Sparky die Treppe hinuntergeschlichen, um die Weihnachtsbaumbeleuchtung anzuschalten. Wir haben uns vor den Baum gelegt und dem Spiel der Lichter an der Decke zugesehen. Dabei müssen wir eingeschlafen sein.« Anya schluckte schwer. »Als ich aufwachte, hab ich Rauch gerochen und eine unglaubliche Hitze gespürt. Der Weihnachtsbaum hatte das Zimmer in Brand gesteckt. Sparky … Sparky hat mich aus dem Haus gezerrt.«
»Er ist dein Beschützer«, sagte Katie. »Das ist seine Aufgabe.«
»Aber meine Mutter war immer noch oben.« Tränen strömten über Anyas Gesicht, und sie bekam Schluckauf. »Sie ist an Rauchvergiftung gestorben. Und es war alles meine Schuld.«
Katie nahm sie in die Arme. »Es war nicht deine Schuld. Du warst doch noch ein Kind.«
Anya kniff die Augen zu. Ganz gleich, was andere dazu sagten, es gab Dinge, die sie nicht einfach hinter sich lassen konnte. Umso weniger, wenn sie wieder und wieder geschahen.
Obwohl Katie das Gästezimmer für sie vorbereitet und Anya genötigt hatte, ein Kamillenölbad zu nehmen, konnte sie sich nicht überwinden, zu Bett zu gehen. Sie saß auf der Couch im Wohnzimmer, den Wäschekorb zwischen den Füßen, eine Häkeldecke über den Schultern, und stierte mit verweinten Augen auf Katies kleinen Schwarzweiß-Fernseher. Ihre Waffe lag griffbereit auf dem Sofatisch.
Anya hatte Brian angerufen. Er hatte herkommen wollen, doch sie hatte ihn gebeten, es nicht zu tun. So sehr sie sich nach der tröstlichen Behaglichkeit in seinen Armen sehnte, wollte sie doch nicht, dass er sie so sah. So schwach.
Katie hatte sich eine Weile zu ihr gesetzt, ehe sie sich verkrümelt hatte, um sich um ihre Bannzauber zu kümmern. Anya hörte Gesang und das Rieseln von ausgeschüttetem Salz, roch die kräftigen Aromen von Salbei und Pfefferminzöl, als Katie Drudenfüße auf Türen und Stürze malte. Vern und Fay folgten ihr wie in einer feierlichen Prozession und taten, was immer Katzen des Nachts zu tun pflegten. Katies Haus vermittelte ihr durchaus ein Gefühl der Sicherheit, dennoch konnte Anya ihre sich überschlagenden Gedanken nicht lange genug zur Ruhe bringen, um einzuschlummern.
In den dunklen Stunden des frühen Morgens flackerte eine Sendung des Offenen Kanals über den Bildschirm, und Anya beugte sich mit schmalen Augen vor, als sie Hope über die Bildfläche stolzieren sah.
»Auch Sie können Ihre Träume wahr werden lassen«, sagte sie mit fiebrig glänzenden Augen. »Sie müssen stark im Glauben sein und annehmen, was das Universum Ihnen zu geben wünscht.« Ihre sorgfältig manikürte Hand ballte sich zur Faust. »Es wird immer Gegner geben. Es wird immer Leute geben, die nein sagen. Einen Boss, der Ihnen keine Gehaltserhöhung geben will. Einen Ehepartner, der Ihre Qualitäten nicht erkennt. Einen Bankangestellten, der Ihnen keinen Kredit gibt. Hören Sie nicht auf diese Leute. Hören Sie stattdessen auf die, die ja sagen, auf Leute, die Ihre Träume voranbringen werden.«
Hope senkte die Stimme, als stünde sie kurz davor, ein großes, schreckliches Geheimnis preiszugeben. »Viele Leute haben
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