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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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an. »Eine Unterbrechung im falschen Moment könnte katastrophal sein.«
    Anya ging um die Ecke zu der Galerie, die zur Sonderausstellung führte. »Mach dir keine Sorgen. Das DFD hat hier immer noch das Sagen. Im Notfall kann ich denen befehlen, ihre Ärsche hier rauszuschaffen.«
    Sie geriet ein wenig ins Rutschen bei dem Versuch, ruckartig stehen zu bleiben, als ein Geist aus der Galerie in die Halle stolperte: Gallus. Er hielt den kichernden Kopf einer platinblonden Frau unter dem Arm. Helm und Umhang wirkten derangiert, und er rückte den Helm gerade, um Anya und Katie besser sehen zu können.
    »Meine Damen! «, brüllte er. »Willkommen zur Party!«
    Anya deutete auf den Kopf unter seinem Arm. »Äh … Gallus, du hast da einen menschlichen Kopf bei dir.«
    Gallus hielt sich den Kopf vor sich wie ein Sportler eine Trophäe. Die gepuderte Perücke hing schief, und die Augen zwinkerten. Das Gesicht war so weich und beweglich, als säße der Kopf nach wie vor auf seinem Körper.
    »Wo hab ich nur meine Manieren gelassen? Marie, sag Anya guten Tag.«
    Maries Mundwinkel wanderten aufwärts, bis einer beinahe den Schönheitsfleck auf ihrer Wange erreicht hatte. »Enchanté.«
    Sparky richtete sich auf die Hinterbeine auf und schnüffelte an den herabbaumelnden Ringellöckchen.
    »Gallus, das ist Sparky. Und dies hier ist Katie.« Sie sah sich über die Schulter um. Katies Augen waren rund und starr. Anya nahm an, dass diese Geister über die Jahrhunderte genug Macht angesammelt hatten, um sich ganz nach Gutdünken sichtbar zu manifestieren. Und sogar für eine Angehörige der DAGR war der Anblick einer vollständigen Geistererscheinung eine außergewöhnliche Erfahrung – etwas, das Anya häufig vergaß. Sie war so daran gewöhnt, Geister zu sehen, dass sie oft nicht daran dachte, welche Wirkung sie auf andere Menschen erzielten.
    »Kommt und sagt hallo.« Gallus winkte Anya zu der Galerie der Sonderausstellung.
    Anya konnte nicht widerstehen – sie schaute hinein. Und ihr blieb der Mund offen stehen.
    Geister aus jeder denkbaren Ära schwebten durch den strahlend weißen Ausstellungsraum wie Gäste bei einer Kostümparty: Frauen in geschnürten Kleidern und Petticoats, Männer in Wämsern. Ein Zulukrieger mit einer Furcht erregenden Maske und Körperbemalung unterhielt sich mit einer Geisha, die mit geschwärzten Zähnen lächelnd hinter einem handbemalten Fächer hervorlugte, in dem ein Riss klaffte. Eine Sirene aus den 1940ern kicherte einen Burschen an, der, gekleidet wie Attila, der Hunnenkönig, wild mit seinen Waffen herumfuchtelte. Sie schlenderten zwischen Gemälden und Skulpturen einher, schwebten um die Vitrine im Zentrum, in der eine lebensgroße Guillotine samt Auffangkorb stand.
    »Macht ihr das«, wandte sich Anya im Flüsterton an Gallus, »jeden Tag nach Feierabend?«
    »Sonst gibt’s ja nicht viel zu tun.« Gallus reichte Maries Kopf an einen Samurai weiter. »Sie steht auf mich« , sagte Gallus und wackelte mit den Brauen.
    »War das«, fragte Katie und musterte die Guillotine, »die Marie?«
    »Eben diese. Marie ist eine Leihgabe aus London.« Gallus grinste. »Sie hält mich für einen Partisanen, und ich hab mir nicht die Mühe gemacht, ihr diese Vorstellung zu nehmen.«
    »Aber …« Anya sah sich in dem Raum um. »Wo ist der Rest von ihr?«
    Gallus zuckte die Achseln. »Wer weiß? Vielleicht spukt er immer noch durch die Straßen von Paris.« Er zwinkerte den Frauen zu. »Aber ich nehme gern mit dem vorlieb, was übrig ist.«
    Anya verzog das Gesicht. »Entschuldige, Gallus, aber das ist eklig.«
    »Hey, nach zweitausend Jahren wärest du bei der Auswahl deiner kleinen Vergnügungen auch nicht mehr so wählerisch. Nach so langer Zeit gibt’s nur noch sehr wenig, was einem pervers vorkommt.« Gallus klatschte in die Hände und bat um die Aufmerksamkeit der Geisterschar. »Meine Damen und Herren!« , grölte er. »Bitte begrüßt Anya, Katie und Sparky. Anya ist das Medium, von dem ich euch erzählt habe.«
    Eine Woge der Anerkennung rollte durch den Raum, begleitet von dem einen oder anderen Buhruf. Anya errötete. Sie hatte vorgehabt, die Büchse der Pandora zu schützen und wieder zu verschwinden, ohne dabei irgendwelche Aufmerksamkeit zu erregen. Nun schien es, als wäre dies ein aussichtsloses Unterfangen.
    Der Samurai hockte sich vor Sparky und bewunderte das Spiel des trüben Lichts auf seiner fleckigen Haut. Anya fiel ein rostroter Fleck auf, der den gelben Seidenobi des Kriegers

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