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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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und Anya hörte etwas wie Sand durch den Kamin rieseln. Vern knurrte.
    »An dem geschlossenen Ofenrohr kommen sie nicht vorbei«, sagte Katie. »Es ist mit sieben Pentagrammen versiegelt.«
    Anya drehte sich wieder zum Fenster um. Sie schluckte schwer, als sie ein vertrautes Gesicht erblickte, das aus der Dunkelheit heranhuschte: Leslie.
    Leslie schwebte an das Fenster heran. Ihr Gesicht war direkt vor dem Glas, und ihr Atem schlug sich auf der Scheibe nieder. Mit einem Finger schrieb sie die Worte »Hilf uns« in den Niederschlag. Jenseits des Gartens sah Anya einen Komposthaufen Feuer fangen. Der grelle Feuerschein drang hell durch die Atemspur auf dem Fenster.
    Anya streckte die Hand nach dem Fensterhebel aus.
    »Nein!« Katie stellte die Kerze in den Rahmen und packte Anyas Handgelenk. Das Kerzenlicht schien die Geister zurückzutreiben. »Lass sie nicht rein. Das ist ein Trick.«
    Anya schlang die Arme um den Körper, ging zurück zum Bett und hockte sich neben Sparky. Ein leises Grollen entstieg seinem Brustkorb, tief genug, das Bett in Vibration zu versetzen.
    Sie fühlte sich zerrissen. Zerrissen zwischen dem Wunsch, den Geistern zu helfen, die an die Fassade klatschten wie Motten gegen eine Laterne, und dem, sie in Stücke zu reißen, weil sie eine Bedrohung für Sparkys Gelege darstellten. Sie fühlte, wie sich der schwarze Abgrund in ihrer Brust öffnete, fühlte das Zucken ihrer Finger. Wenn einer dieser Geister an Katie vorbeikam, würde sie ihn verschlingen, selbst wenn es Bernie oder Leslie sein sollte. In diesem Punkt hatte sie keine Wahl. Doch sie betete, dass Katies Schutzmaßnahmen reichen würden.
    »Was jetzt?«
    Katie kniete sich auf den Boden und lehnte das Schwert an ihre Schulter. Mit ihrem offenen Haar und dem weißen Nachthemd sah sie aus, als wäre sie einem von Dante Rossettis präraffaelitischen Gemälden entsprungen. Sie war geradezu eine leibhafte Vision der Beatrice. »Wir tun einfach gar nichts. Wir warten bis morgen früh oder bis sie aufgeben.«
    Anya sah sich zu dem Bild der Guanyin um.
    Katie hatte recht: Dies war nicht der richtige Zeitpunkt für Barmherzigkeit.
    Dies war die Zeit des Krieges.

KAPITEL VIERZEHN
    Hopes Geister gaben in der Dämmerung auf. Sie hörten auf, am Kamin zu rütteln, wenngleich sie es fertigbrachten, ein altes Vogelnest von seinem Platz zu schütteln (sehr zur Freude der Katzen, die es schredderten und im ganzen Haus verteilten). Sie hörten auf, an Rohre zu pochen und um den Dachboden herumzustreifen. Und sie gaben den Versuch auf, durch Bodenabflüsse im Keller in das Haus einzudringen, wobei ihr Atem klang wie Wind, der über offene Flaschen hinwegpfiff. Das Rasseln und Schütteln wurde weniger und weniger, bis es ganz vorbei war. Der Komposthaufen brannte nieder, bis das Feuer erloschen war, und der Geruch von verbranntem Kaffeesatz durchzog das Haus.
    Katie nahm an, dass sie einfach erschöpft waren; dass sogar Geister wie diese eine Pause brauchten, ehe sie einen neuen Versuch starten konnten. Trotzdem ließ Anya Katies Festung nur vorsichtig und gut bewaffnet hinter sich. Katie hatte Anya mit der Drachenblutfarbe eine schützende Rune auf die Haut gemalt, die sie Elhaz nannte – sie sah aus wie der Großbuchstabe Y mit einer dritten, jedoch senkrechten Linie im oberen Teil, durch den das Schriftzeichen eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Mistgabel erhielt. Sie malte sie mit der roten Farbe auf Anyas Rücken und erklärte, die Farbe sei wie Henna. Sie würde in ihre Haut einsickern und tagelang dort bleiben. Als Anya sich anzog, erhaschte sie immer wieder aus dem Augenwinkel einen vagen Blick auf die Rune und musste sich beherrschen, nicht instinktiv nach dem Insekt zu schlagen, das dort zu hocken schien. Aber eigentlich war die Rune nicht so hässlich, verglichen mit den rosaroten Narben auf ihrer Brust, die von den Geistern, die sie verschlungen hatte, zurückgeblieben waren. Ihre neuen Kleider fühlten sich kratzig und fremd auf der Haut an.
    Katie hatte Stechpalmenzweige in den Molchkoffer gelegt und erklärt, Stechpalmen wären eine heilige Schutzpflanze der Druiden. Der Geruch erinnerte Anya allerdings viel zu sehr an Weihnachten, an furchtbare Brände und Verluste, die das Fest der Liebe mit sich bringen konnte. Sie kämpfte den Drang nieder, die Zweige aus der Masse der pulsierenden Bälle bernsteinfarbenen Lichts unter ihrem Arm herauszuziehen.
    Sparky ging zuerst hinaus und schnüffelte in der Morgenluft herum. Seine Zunge schnellte

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